Relativism and Universalism in Linguistics - Fachbereich 10 ...
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Workshop 1 – Abr 131<br />
ausgestattete ATF, während das ipf. Präteritum, das se<strong>in</strong>er Natur gemäß überwiegend e<strong>in</strong>e<br />
reale H<strong>and</strong>lung ausdrückt, am wenigsten durch modale Bedeutungen belastet ist. Die<br />
aspektuellen Marker der ATF dienen zum Ausdruck der <strong>in</strong>härenten Aspektsemantik, der<br />
temporalen Information und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Kontextexponenten auch der pragmatischen<br />
(modalen und expressiven) Bedeutungen. Die aspektuell-temporalen Bedeutungen entstehen<br />
im Ergebnis der Interaktion zwischen aspektueller und temporaler Semantik. In den<br />
eigentlichen Aspektparadigmen s<strong>in</strong>d die Formen des pf. A. mit der Bedeutung der Totalität<br />
der H<strong>and</strong>lung ([+TOTAL]) die markierten Glieder der Aspektoppositionen. In den temporalen<br />
Paradigmen s<strong>in</strong>d dagegen die ATF des ipf. A. die markierten Glieder, die das Merkmal des<br />
Getrenntheit von H<strong>and</strong>lung und Sprechaktmoment ([+GETRENNT]) signalisieren.<br />
Die modalen Bedeutungen der ATF s<strong>in</strong>d kontextsensitiv. Kontext verstehe ich hier<br />
e<strong>in</strong>schließlich der lexikalischen Semantik des Verbs, d.h. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz weiten S<strong>in</strong>ne. Im<br />
Kontext von performativen Verben, die den Zusammenfall oder die Ko<strong>in</strong>zidenz von Ereignis<br />
und Sprechakt ausdrücken, besitzt die ATF des pf. Präsens (Beispiel (1-1)) e<strong>in</strong>e volitive oder<br />
desiderative Bedeutung, die e<strong>in</strong>e Absicht oder e<strong>in</strong>en Willensakt des Sprechers darstellt,<br />
während die ATF des ipf. Präsens diese Bedeutung nicht hat:<br />
(1-1) Na ehtom ja zakonču (pf. A.) (= choču zakončit‘) / zakančivaju (ipf. A.) svoj doklad<br />
‚Hiermit möchte ich me<strong>in</strong>en Vortrag beenden / beende ich me<strong>in</strong>en Vortrag‘<br />
Im explizit modalen Kontext (Beispiel (1-2)) mit der Partikel požaluj, die die Bevorzugung<br />
der Beendigung des Vortrages zum gegebenen Zeitpunkt seitens des Sprechers ausdrückt,<br />
kann die ATF des ipf. Präsens nicht verwendet werden:<br />
(1-2) Na ehtom ja požaluj zakonču (pf. A.) / *zakančivaju (ipf. A.) svoj doklad<br />
‚Hiermit möchte ich me<strong>in</strong>en Vortrag beenden‘<br />
Der russische Modalisator požaluj im Beispiel (1-2) wird nicht explizit <strong>in</strong>s Deutsch übersetzt,<br />
schlägt sich aber im Modalverb mögen nieder. Die performativen Verben s<strong>in</strong>d nicht der<br />
e<strong>in</strong>zige Kontext, <strong>in</strong> dem die ATF des pf. Präsens die Bedeutung der aktuellen H<strong>and</strong>lung hat.<br />
In der Russistik herrscht die Anschauung vor, das die Bedeutung des aktuellen Präsens mit<br />
der Bedeutung des pf. A. unvere<strong>in</strong>bar ist, und deshalb wird die ATF des pf. Präsens nicht als<br />
selbständige ATF anerkannt.Bei Vorh<strong>and</strong>ense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Modalisators (wie im Beispiel (1-2))<br />
funktioniert die ATF des pf. Präsens wie die ATF des ipf. Präsens, die per default das<br />
aktuelle Präsens ausdrückt. Die ATF des ipf. Präsens wird <strong>in</strong> solchen Kontexten ausgeblendet<br />
und durch die Form des pf. Präsens ersetzt.<br />
Die sekundäre Funktion der ATF des pf. Präsens ist die Bezeichnung des nichtaktuellen<br />
Präsens. Im Kontext e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen oder s<strong>in</strong>gulativen H<strong>and</strong>lung und e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>iten<br />
Nom<strong>in</strong>alphrase (NP) wird die dort zu realisierende modale Bedeutung nur durch die ATF des<br />
pf. A. wiedergegeben (vgl. Beispiel (2-1)), während die entsprechende modale Bedeutung im<br />
Kontext mehrmaliger oder iterativer H<strong>and</strong>lungen mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>def<strong>in</strong>iten NP durch beide<br />
Aspekte ausdrückbar ist (Beispiel (2-2)).<br />
(2-1)Pjotr otkroet (pf. A.) (= možet otkryt‘) / otkryvaet (ipf. A.) ehtot zamok<br />
Peter öffnet (= kann öffnen) / öffnet (nur als aktuelles Präsens) dieses Schloss<br />
(2-2)Pjotr otkroet (pf. A.) / otkryvaet (ipf. A.) (= možet otkryt‘) ljuboj zamok<br />
Peter öffnet (= kann öffnen) e<strong>in</strong> beliebiges Schloss<br />
Beide Ausdrucksweisen bezeichnen e<strong>in</strong>e epistemische Lesart der Modalität. Auch <strong>in</strong> deontischen<br />
Lesarten (vgl. Beispiel (3)) s<strong>in</strong>d die beiden Aspekte austauschbar wie im Beispiel (2-2):<br />
(3)Voda zakipit (pf. A.) / zakipaet (ipf. A.), esli temperatura dostignet (pf. A.) / dostigaet (ipf.<br />
A.) <strong>10</strong>0 gradusov Cel’sija<br />
‚Das Wasser fängt an zu sieden, wenn die Temperatur <strong>10</strong>0° C erreicht‘