Roter Bär - Adolfinum

aus ihm zu ziehen und es war noch nicht aufgegessen. Es
wäre nach indianischen Begriffen eine der größten
Verbrechen gewesen, jetzt schon wieder einem Tier, das
genauso, wie der Mensch unter dem Schutz des großen
Geheimnisses stand, das Leben zu nehmen. Außerdem
hätte das die Gedanken des Indianers abgelenkt von dem
Punkt, auf den sie sich nun zu konzentrieren hatten.
Die vorüberziehende Schönheit der Landschaft
drang nur noch flach in die Empfindungen des Menschen
ein, der hier in der Einsamkeit sein Selbst suchte. Instinktiv
lenkte er das Boot um die in seinem Gedächtnis verankerten
Steine und schroffen Felsspitzen herum. Seine Gedanken
aber waren schon bei seiner Seele. In der Mitte
der Bucht angekommen ließ er sein Kanu vom Schwung
des letzten Paddelschlages noch einige Manneslängen
weit ausgleiten, dann stand es still. Roter Bär erhob sich in
dem kippeligen Gefährt, hob die Arme zum Himmel, der
im Osten von der aufgehenden Sonne schon hell war, im
Westen den Sternen noch Platz bot und sprach das gleiche
Gebet, wie schon am Vortag: "Manitu steh mir bei!",
fügte aber noch hinzu: "Und bringe Klarheit in meine Seele!"
Einen Moment lang blieb er noch so stehen, mit erhobenen
Armen, dann setzte er sich auf die Sitzbank im
Boot und hielt Zwiesprache mit der Natur, dem großen
Geheimnis und sich selbst.
Diese Dinge waren alle verschieden, aber doch
wusste er sich eins mit der Natur und Manitu. Aber wie
war es mit den blassen Gesichtern? Standen sie auch unter
dem Schutze Manitus? Wussten sie überhaupt, dass
es das große Geheimnis gab? All diese Fragen beschäftigten
Roter Bär und er dachte lange über sie nach.
Als die Sonne schon hoch über den Wipfeln der
Bäume stand, war er endlich zu einem Schluss gekom-
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