Roter Bär - Adolfinum

getan werden, denn man konnte den Boden selbst mit den
schärfsten Augen nicht gut sehen. Sehr weit konnte es
nicht sein bis zum Lagerplatz der Feinde, höchstens 1000
Schritt.
Jetzt tauchten vor ihnen die Zelte auf. Da diese auf
einer Lichtung standen und der Mond schien, reflektierten
die hellen Segeltuchwände das spärliche Licht. Nun war
höchste Vorsicht geboten, teilweise bewegten sich die
Krieger kriechend, manchmal gingen sie gebückt, die weichen
Mokassinsohlen erzeugten kein Geräusch.
Nach einer Zeit, die den Männern schon fast als eine
Ewigkeit erschien, erreichten sie endlich das Gebüsch,
welches die Lichtung säumte. Die Gruppe des stehenden
Felsens ging jetzt auf den Lagerplatz. Die einfachen Soldaten
schliefen in Wolldecken gerollt auf dem nackten
Erdboden, die Offiziere in ihren Zelten. Die Krieger, die bis
auf den feindlichen Lagerplatz vorgedrungen waren, hatten
ihren Bogen und die Pfeile im Wald zurückgelassen.
Sie hatten nur ihr Messer und die Kriegskeule dabei. Alles
andere wäre beim Kriechen hinderlich gewesen, außerdem
konnte jemand, der von einem Pfeil tödlich getroffen
war, noch schreien und das musste hier unter allen Umständen
vermieden werden.
Die hundert Krieger also krochen zwischen den
schlafenden Soldaten herum und wenn einer von ihnen
sich leise an einen der Weißen heran gearbeitet hatte, hob
er das Messer und zog die Schneide kurz über dessen
Kehle. – Der würde nie mehr Land stehlen.
Auf diese Art lagen schon fast zwei Dutzend toter
Männer im Gras auf dem Waldboden, da krachte urplötzlich
ein Schuss und ein roter Krieger hörte, wie die Kugel
knapp über seinem Kopf hinweg pfiff. Die Indianer auf der
Lichtung dachten an die Worte ihres Häuptlings, dass sie
78