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»Korsagen
waren plötzlich
sichtbar getrageneKleidungsstücke,
wenn
auch als erotische
Blickfänger
gedacht.«
wie heutige Designer kreierte sie auch ein Parfüm – »Shocking« –, dessen
Flakon die Kurven von Mae West zum Vorbild hatte. (Jean Paul Gaultier
war also nicht der erste Erfi nder der Flakon-Kurven.) Ihr Parfüm »Si« war
sogar Anlass für einen Song, den Juliette Gréco interpretierte. Pablo
Picasso und Salvador Dalí waren ihre Freunde, und Jean Cocteau entwarf
Stoffmuster für sie. 1936 führte die Schiaparelli den Reißverschluss in die
Haute Couture ein, und noch 1952, schon über 60-jährig, kleidete die
Königin der eleganten Abendroben Zsa Zsa Gabor für den Film »Moulin
Rouge« ein. Der Krieg unterbrach die erotische schulterfreie Kleiderperiode,
diese setzte danach aber umso vehementer wieder ein.
Und spätestens jetzt nahmen sich alle Couturiers der Korsage an,
stellten sie teilweise sogar in den Mittelpunkt ihrer Kreationen. Korsagen
waren plötzlich nicht mehr nur Halt- und Formgeber, sondern selbstbewusst
und sichtbar getragene Kleidungsstücke, wenn auch durchaus als
erotische Blickfänger gedacht. John Galliano präsentierte – stolz in Frack
und Zylinder gekleidet – in seiner 2010er-Kollektion wieder ein Korsagenkleid,
Kylie Minogue trug eines bei ihrem ersten Auftritt nach ihrer Genesung,
und die Korsagen der Chantal-Thomas-Kollektion von 2004 wären
durchaus geeignet gewesen, sie über dem Kleid zu tragen, so wie Vivienne
Westwood und Jean Paul Gaultier das schon vorgemacht haben (wenn
auch als historische Zitate und bei weitem nicht so verspielt). Yves Saint
Laurent hat Korsagenkleider entworfen, ebenso wie in jüngster Vergangenheit
auch wieder Chanel, Alaïa und Cacharel.
Links
Die Frau, die weiß,
was sie will: Grace
Jones im Etui
einer unnachgiebigen
zweiten Haut.
Rechts
Edle Kombination:
John Galliano und
Nora Arnezeder
bei der Dior-Schau
2010.
Eng auf Figur:
ein Schiaparelli-
Parfüm-Flakon.
Hat sich Gaultier
davon anregen
lassen?