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SO<br />
VIEL KNIE …<br />
Wie Mary Quants Mini<br />
die Welt eroberte<br />
Mit Starmo<strong>de</strong>l<br />
Twiggy fi ng alles an.<br />
Zuerst fi el die<br />
Rocklänge und dann<br />
die alt<strong>en</strong> Zöpfe.<br />
Tina Turner: ohne<br />
Mini geht es nicht.<br />
Aus Frustration über die spießig<strong>en</strong> und ein<strong>en</strong>g<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Vorschrift<strong>en</strong><br />
<strong>de</strong>r sog<strong>en</strong>annt<strong>en</strong> »Backfi schmo<strong>de</strong>« <strong>de</strong>r 1950er-Jahre griff<br />
Mary Quant zur Selbsthilfe: Sie hatte die Nase voll von Petticoats,<br />
Rüsch<strong>en</strong>blus<strong>en</strong> und Wesp<strong>en</strong>taille und nähte bequeme Hängerch<strong>en</strong>,<br />
die nicht zu Bus<strong>en</strong>- und Taill<strong>en</strong>wettbewerb<strong>en</strong> verführt<strong>en</strong>. 1955<br />
eröffnete sie zusamm<strong>en</strong> mit ihrem später<strong>en</strong> Ehemann ihre erste Boutique<br />
nam<strong>en</strong>s »Bazaar« in <strong>de</strong>r Londoner King’s Road, die in kürzester Zeit<br />
zu einem Jug<strong>en</strong>dtreff um d<strong>en</strong> neu<strong>en</strong>, erschwinglich<strong>en</strong> »Chelsea Look«<br />
wur<strong>de</strong>. Das Foto eines fl ott<strong>en</strong> Tupf<strong>en</strong>pyjamas mit Knickerbocker fand sein<strong>en</strong><br />
Weg in die geheiligt<strong>en</strong> Seit<strong>en</strong> von »Harper’s Bazaar« – und ab da gab<br />
es kein Halt<strong>en</strong> für Quant-Mo<strong>de</strong>lle mehr. Die Zeit war <strong>en</strong>dlich reif für d<strong>en</strong><br />
»Mini«, <strong>de</strong>r sein<strong>en</strong> Siegeszug um die Welt antrat und in d<strong>en</strong> Jahrzehnt<strong>en</strong><br />
danach immer wie<strong>de</strong>r zu neu<strong>en</strong> Höh<strong>en</strong>fl üg<strong>en</strong> ansetzte. (Schon 1964 erlebte<br />
er dann bei Courrèges auch Couturier-Ehr<strong>en</strong>.)<br />
Aber Mary Quant steht für sehr viel mehr als für sichtbare Knie.<br />
Sie war die Erste, die sich mit ihrem »Lolita Look« (auch das Wort Look<br />
kam mit Marys Gänseblümch<strong>en</strong>-Logo in die Welt und löste d<strong>en</strong> Begriff<br />
Stil ab) direkt an ein Publikum wandte, das w<strong>en</strong>ig Geld in d<strong>en</strong> Tasch<strong>en</strong><br />
hatte. Sie war es, die zum erst<strong>en</strong> Mal Material in die Mo<strong>de</strong> brachte, das<br />
bisher keine Verw<strong>en</strong>dung für Kleidung fand, man d<strong>en</strong>ke an ihr<strong>en</strong> berühmt<strong>en</strong><br />
PVC-Reg<strong>en</strong>mantel plus gleichfarbige Stiefel. Ihre Mini-Mo<strong>de</strong> revolutionierte<br />
die Wäsche- und Strumpfmo<strong>de</strong>. Mary Quant hab<strong>en</strong> wir die<br />
Erfi ndung <strong>de</strong>r Strumpfhose zu verdank<strong>en</strong>, die heute aus <strong>de</strong>m Leb<strong>en</strong> von<br />
Frau<strong>en</strong> jed<strong>en</strong> Alters nicht mehr wegzud<strong>en</strong>k<strong>en</strong> ist. Mit ihrer Mo<strong>de</strong> wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r androgyne Frau<strong>en</strong>typ à la Twiggy – das Topmo<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />
Presse als »teuerste Bohn<strong>en</strong>stange <strong>de</strong>r Welt« geschmäht – zum Vorbild,<br />
und das ist bis heute so geblieb<strong>en</strong>. Quants Skizz<strong>en</strong> zeigt<strong>en</strong> nur<br />
Mo<strong>de</strong>lle mit Bubikopfhaarschnitt: Die Föhnfrisur war gebor<strong>en</strong>. Bei