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Jean-Paul Gaultier<br />
war <strong>de</strong>r erste<br />
Couturier, <strong>de</strong>r<br />
die Hungerhak<strong>en</strong><br />
v<strong>om</strong> Laufsteg<br />
verbannte.<br />
KÜSSCHEN,<br />
KÜSSCHEN<br />
Gaultier zeigt so viel »Frau« wie noch nie<br />
Er gilt gleichermaß<strong>en</strong> als verrückt wie charmant, er provoziert, ist<br />
aber niemals bösartig, und er hat es geschafft, dass »Untragbares«<br />
d<strong>en</strong>noch getrag<strong>en</strong> wird. Er brachte Mädch<strong>en</strong> und Frau<strong>en</strong><br />
dazu, <strong>en</strong>ge Röcke über Petticoats anzuzieh<strong>en</strong>, kreierte die erst<strong>en</strong> Ballonröcke<br />
und die Cocktailmo<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1990er-Jahre – Tütüröckch<strong>en</strong> zusamm<strong>en</strong><br />
mit grobklotzig<strong>en</strong> Schnürstiefeln zu trag<strong>en</strong>, geht eb<strong>en</strong>falls auf Jean-<br />
Paul Gaultier zurück. Mie<strong>de</strong>rmacher war<strong>en</strong> <strong>en</strong>tzückt, d<strong>en</strong>n er kehrte das<br />
Unterste zuoberst und schuf ein<strong>en</strong> neu<strong>en</strong> Bus<strong>en</strong>kult, <strong>de</strong>r in Madonnas<br />
Spitzbus<strong>en</strong> gipfelte.<br />
Seine erste Kollektion kam unter <strong>de</strong>m Motto »Und Gott erschuf<br />
d<strong>en</strong> M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>« auf d<strong>en</strong> Laufsteg: Er ließ Männer Röcke trag<strong>en</strong> – <strong>de</strong>r<br />
Mo<strong>de</strong>-Aufreger <strong>de</strong>r Saison –, erfand d<strong>en</strong> Rück<strong>en</strong>ausschnitt für die Herr<strong>en</strong>mo<strong>de</strong><br />
und druckte Schaltpläne auf T-Shirts. Seine Frau<strong>en</strong>mo<strong>de</strong> bestand<br />
aus Oberteil<strong>en</strong>, die nur eine Seite be<strong>de</strong>ckt<strong>en</strong>, die zweite bestand aus einem<br />
Mie<strong>de</strong>rteil. Er griff Folklorethem<strong>en</strong> auf und wickelte die Frau<strong>en</strong> in<br />
Mongol<strong>en</strong>mäntel o<strong>de</strong>r ließ nach Amazon<strong>en</strong>art ein<strong>en</strong> Bus<strong>en</strong> frei. Mit seinem<br />
Eau <strong>de</strong> Toilette in <strong>de</strong>r Konserv<strong>en</strong>dose überzeugte er sogar das bürgerliche<br />
Lager.<br />
Gaultier ist ein immerwähr<strong>en</strong><strong>de</strong>s Feuerwerk an Einfäll<strong>en</strong>. Sogar<br />
seine Autobiografi e war kein normales <strong>Buch</strong>, son<strong>de</strong>rn ein C<strong>om</strong>ic mit<br />
Sprechblas<strong>en</strong>. Aber einer seiner größt<strong>en</strong> PR-Coups war die I<strong>de</strong>e, aus <strong>de</strong>r<br />
Mo<strong>de</strong>welt ausgegr<strong>en</strong>zte M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> auf d<strong>en</strong> Laufsteg zu bring<strong>en</strong> – zum<br />
Beispiel mollige Mo<strong>de</strong>ls. Eines seiner erst<strong>en</strong> war Sophie Dahl, die Enkelin<br />
<strong>de</strong>s <strong>en</strong>glisch<strong>en</strong> Schriftstellers Roald Dahl, <strong>de</strong>r durch seine skurril<strong>en</strong> »Küssch<strong>en</strong>,<br />
Küssch<strong>en</strong>«-Geschicht<strong>en</strong> weltberühmt wur<strong>de</strong>. Und wie<strong>de</strong>r einmal<br />
war <strong>de</strong>r wasserstoffblon<strong>de</strong> Gaultier Auslöser für Bil<strong>de</strong>r und Berichte, die<br />
um die Welt ging<strong>en</strong>. Frau<strong>en</strong> mit Größe 40 und mehr dank<strong>en</strong> es ihm noch<br />
heute.<br />
180 <strong>Pretty</strong> W<strong>om</strong><strong>en</strong>