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EDELBÄUERIN<br />
Marl<strong>en</strong>e und R<strong>om</strong>y einmal ganz an<strong>de</strong>rs<br />
Josef von Sternberg<br />
konnte auch an<strong>de</strong>rs:<br />
die Dietrich 1931<br />
in »Entehrt«.<br />
R<strong>om</strong>y Schnei<strong>de</strong>r<br />
währ<strong>en</strong>d <strong>de</strong>r<br />
Dreharbeit<strong>en</strong> zu<br />
»Sisi«. Sehr jung,<br />
sehr süß und sehr<br />
»lanzy« …<br />
Marl<strong>en</strong>e Dietrich hat die österreichische Tracht<strong>en</strong>mo<strong>de</strong> nach<br />
Amerika gebracht, nach<strong>de</strong>m sie sich und ihre kleine Familie in<br />
Salzburg bei »Lanz« eingeklei<strong>de</strong>t hat. Lanz (mit <strong>de</strong>m Herz im<br />
Firm<strong>en</strong>logo) steht seit<strong>de</strong>m in aller Welt für traditionelle Tracht<strong>en</strong>mo<strong>de</strong>.<br />
Die Geschichte von <strong>de</strong>r Salzburger »Trapp-Familie« – nicht zuletzt in <strong>de</strong>m<br />
Musical »Sound of Music« – hat dies<strong>en</strong> Tr<strong>en</strong>d vor allem in d<strong>en</strong> USA noch<br />
verstärkt. Und seither gibt sich bei Lanz in Salzburg an <strong>de</strong>r Staatsbrücke<br />
die Pr<strong>om</strong>in<strong>en</strong>z die Klinke in die Hand. Selbst Liz Taylor soll ein Lanz-<br />
Dirndl erworb<strong>en</strong> hab<strong>en</strong>. Das hat sogar sprachliche Folg<strong>en</strong>: Der österreichisch-traditionelle<br />
Leb<strong>en</strong>sstil wird in Übersee als »lanzy« bezeichnet.<br />
Dass bäuerliche Arbeitskleidung zur »hoffähig<strong>en</strong>« Ausgehmo<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong>, mit und ohne Janker und Lod<strong>en</strong>mantel, begann mit d<strong>en</strong> Wittelsbachern<br />
und d<strong>en</strong> Habsburgern, die in Jagdanzüg<strong>en</strong> auch zu offi ziell<strong>en</strong><br />
Anläss<strong>en</strong> auftrat<strong>en</strong>. Der im <strong>de</strong>utschsprachig<strong>en</strong> Raum vor allem in <strong>de</strong>r<br />
Nachkriegszeit so beliebte Heimatfi lm tat sein Übriges, um das Dirndlkleid,<br />
Lod<strong>en</strong>anzug und Hirschhornknöpfe salonfähig zu mach<strong>en</strong>. In Österreich<br />
und Bayern gehör<strong>en</strong> sie zur Grundausstattung von Leut<strong>en</strong>, die zur<br />
Gesellschaft gehör<strong>en</strong> woll<strong>en</strong>. Die Lager hab<strong>en</strong> sich allerdings längst in<br />
Traditionalist<strong>en</strong> und »So tun als ob«-Leute gespalt<strong>en</strong>, die sich bei<strong>de</strong> mit<br />
Verachtung straf<strong>en</strong>, was jährlich anlässlich <strong>de</strong>s Münchner Oktoberfests in<br />
wahre Wettbewerbe ausartet.<br />
Doch auch vor <strong>de</strong>r Haute Couture hat <strong>de</strong>r Tracht<strong>en</strong>-Einfl uss nicht<br />
Halt gemacht. Der große Yves Saint Laur<strong>en</strong>t hat beispielsweise 1976 eine<br />
grellbunte »E<strong>de</strong>lbäuerinn<strong>en</strong>«-Kollektion vorgelegt. Die »Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung«<br />
schrieb damals: »Das muss also künftig sein: Babuschka- und Kosak<strong>en</strong>-Mäntel<br />
über Bojar<strong>en</strong>-Röck<strong>en</strong>.« Die Traditionalist<strong>en</strong> hab<strong>en</strong> sich wein<strong>en</strong>d<br />
abgewandt.<br />
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