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FUNKELNDE<br />
NACKTHEIT<br />
So holte Marl<strong>en</strong>e<br />
die Sterne v<strong>om</strong> Himmel<br />
Gar<strong>de</strong>rob<strong>en</strong>-Aufnahme<br />
von<br />
Marl<strong>en</strong>es letzter<br />
Tournee. Die<br />
Diva so schön wie<br />
eh und je.<br />
Die Illusion von<br />
stern<strong>en</strong>übersäter<br />
Nacktheit – die<br />
Dietrich überließ<br />
nichts <strong>de</strong>m Zufall.<br />
Ich kann nicht sing<strong>en</strong>, also muss das, was ich trage, eine S<strong>en</strong>sation<br />
sein!«, soll Marl<strong>en</strong>e Dietrich über die Bühn<strong>en</strong>klei<strong>de</strong>r ihrer berühmt<strong>en</strong><br />
»One-W<strong>om</strong>an-Show« gesagt hab<strong>en</strong>. Ein <strong>en</strong>glischer Kritiker befand,<br />
dass diese Kostüme von Columbia-Chef<strong>de</strong>signer Jean Louis »die<br />
höchste Errung<strong>en</strong>schaft <strong>de</strong>r Theaterwelt seit Erfi ndung <strong>de</strong>r Falltür«<br />
sei<strong>en</strong>, und an<strong>de</strong>re war<strong>en</strong> davon überzeugt, dass sie aus außerirdischem<br />
Material gefertigt würd<strong>en</strong>.<br />
Dabei war<strong>en</strong> es nur ganz irdische, fl eißige Bi<strong>en</strong><strong>en</strong>, die da am<br />
Werk war<strong>en</strong>. Bevor diese Studio-Stickerinn<strong>en</strong> und -Näherinn<strong>en</strong> jedoch<br />
unter <strong>de</strong>m str<strong>en</strong>g<strong>en</strong> Blick <strong>de</strong>r Dietrich tätig werd<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>, musste erst<br />
ein bestimmter Stoff in Itali<strong>en</strong> produziert und auf d<strong>en</strong> Hautton <strong>de</strong>s Stars<br />
eingefärbt werd<strong>en</strong>. Diese textile Erfi ndung wur<strong>de</strong> »Souffl é« g<strong>en</strong>annt<br />
und haut<strong>en</strong>g bod<strong>en</strong>lang auf das Mie<strong>de</strong>r seiner Trägerin geschnei<strong>de</strong>rt. So<br />
<strong>en</strong>g, dass Marl<strong>en</strong>e nur auf die Bühne trippeln konnte. Dann begann<strong>en</strong><br />
woch<strong>en</strong>lange Arbeit<strong>en</strong> vor <strong>de</strong>m Spiegel, d<strong>en</strong>n erst jetzt konnt<strong>en</strong> Paillett<strong>en</strong>,<br />
Perl<strong>en</strong> und Kristallsteinch<strong>en</strong> aufg<strong>en</strong>äht werd<strong>en</strong>. Die Dietrich hatte<br />
ein scharfes Auge für d<strong>en</strong> perfekt<strong>en</strong> Glitzereffekt: Die von ihr festgelegt<strong>en</strong><br />
Stell<strong>en</strong> wurd<strong>en</strong> mit fein<strong>en</strong> rot<strong>en</strong> Fäd<strong>en</strong> markiert, damit später die<br />
Applikationsarbeit beginn<strong>en</strong> konnte, die selbst danach oft noch mehrere<br />
dutz<strong>en</strong>d Male geän<strong>de</strong>rt werd<strong>en</strong> musste.<br />
Die Designer wusst<strong>en</strong>: »Man macht keine Klei<strong>de</strong>r für die Dietrich,<br />
man macht sie mit ihr.« Das atemberaub<strong>en</strong><strong>de</strong> Ergebnis war die Illusion<br />
von stern<strong>en</strong>übersäter, funkeln<strong>de</strong>r Nacktheit.<br />
Ergänzt wur<strong>de</strong> dieses unvergessliche Traumkostüm durch d<strong>en</strong><br />
leg<strong>en</strong>där<strong>en</strong> Bühn<strong>en</strong>mantel, <strong>de</strong>r kostbar wirkte wie ein weißer Pelz. Er<br />
musste vor je<strong>de</strong>m Auftritt wie ein Plumeau kräftig aufgeschüttelt werd<strong>en</strong>,<br />
damit die Schwan<strong>en</strong>fe<strong>de</strong>rn ihr volles, prachtvolles Volum<strong>en</strong> darbiet<strong>en</strong><br />
konnt<strong>en</strong>.<br />
90 <strong>Pretty</strong> W<strong>om</strong><strong>en</strong>