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SCHICKSALS-<br />
KLEID<br />
Soraya – die Königin <strong>de</strong>r Trän<strong>en</strong><br />
Sorayas Hochzeitskleid<br />
von Dior<br />
war so schwer, dass<br />
die Braut die Last<br />
nicht trag<strong>en</strong> konnte.<br />
Hun<strong>de</strong>rt Jahre nach Kaiserin Elisabeth von Österreich hatt<strong>en</strong> die<br />
Medi<strong>en</strong> eine neue Märch<strong>en</strong>kaiserin, über die sie bericht<strong>en</strong><br />
konnt<strong>en</strong>. So viel Schicksal war noch nie, und die ganze Welt<br />
konnte es dank <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rn<strong>en</strong> Technik quasi live verfolg<strong>en</strong>. Diesmal war<br />
es sogar ein Märch<strong>en</strong> aus »1001 Nacht«, und es schi<strong>en</strong> einem Kitschr<strong>om</strong>an<br />
<strong>en</strong>tsprung<strong>en</strong>: Ein Kaiser aus <strong>de</strong>m Morg<strong>en</strong>land sucht eine Frau – und<br />
ein<strong>en</strong> Thronerb<strong>en</strong> – und verliebt sich in ein Foto, das ihm seine Mutter<br />
zuspielt. Hollywood lässt grüß<strong>en</strong> – und das Drama nimmt sein<strong>en</strong> Lauf.<br />
Die Auserwählte heißt Soraya Esfandiary Bakhtiari, ist die Tochter <strong>de</strong>s<br />
persisch<strong>en</strong> Botschafters in Deutschland und seiner <strong>de</strong>utsch<strong>en</strong> Frau. In<br />
Isfahan gebor<strong>en</strong>, best<strong>en</strong>s erzog<strong>en</strong>, gebil<strong>de</strong>t und schön, ist sie eine stan<strong>de</strong>sgemäße<br />
Wahl. Nur wollte das Mädch<strong>en</strong> Soraya, <strong>de</strong>ss<strong>en</strong> Name so viel<br />
heißt wie »Sieb<strong>en</strong>gestirn«, als Schauspielerin ein Star werd<strong>en</strong> und nicht<br />
neb<strong>en</strong> <strong>de</strong>m Schah von Persi<strong>en</strong> auf <strong>de</strong>m Pfau<strong>en</strong>thron sitz<strong>en</strong>. Von all<strong>en</strong><br />
Seit<strong>en</strong> bedrängt, stimmt sie einer erst<strong>en</strong> Begegnung mit <strong>de</strong>m persisch<strong>en</strong><br />
Kaiser d<strong>en</strong>noch zu – und verliebt sich. Das Schicksal hat <strong>en</strong>tschied<strong>en</strong>: Am<br />
12. Februar 1951 heiratet die 19-jährige Soraya, in einem Hochzeitskleid,<br />
das wohl für alle Zeit<strong>en</strong> einmalig bleib<strong>en</strong> wird. Sie muss, obwohl von<br />
einer schwer<strong>en</strong> Typhuserkrankung noch sehr geschwächt, ein 20 Kilogramm<br />
schweres Hochzeitskleid durch eine <strong>en</strong>dlose Zeremonie schlepp<strong>en</strong>.<br />
Es war von Christian Dior, übersät mit taus<strong>en</strong>d<strong>en</strong> von Perl<strong>en</strong>, Silberfäd<strong>en</strong><br />
und Strass-Stein<strong>en</strong> in Brillantschliff. Diese Last war so schwer, dass<br />
eine Hofdame die Schleppe mit <strong>de</strong>r Schere um zehn Meter kürz<strong>en</strong><br />
musste, weil die Braut sonst kein<strong>en</strong> Schritt hätte geh<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. Die Liebe<br />
<strong>de</strong>s Paares war in <strong>de</strong>r Folgezeit von Intrig<strong>en</strong> überschattet. Und <strong>de</strong>r ausbleib<strong>en</strong><strong>de</strong><br />
Thronerbe führte schließlich am 6. April 1958 zur Scheidung –<br />
aus Gründ<strong>en</strong> <strong>de</strong>r Staatsraison. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Nam<strong>en</strong>s Soraya hatte<br />
sich nach nur sieb<strong>en</strong> Ehejahr<strong>en</strong> negativ erfüllt.<br />
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