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Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium

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Lehrstuhl nicht verloren, wenn er über Themen geschrieben hätte, die ihn nach dem<br />

Krieg berühmt gemacht haben, Schuldrecht und juristische Methodenlehre. Der<br />

ehrgeizige Larenz stieg aber voll in die rassenpolitischen Themen der Zeit ein und<br />

begründete unter anderem die Lehre von der geminderten Rechtsfähigkeit der Juden.<br />

Zwischen einem jederzeit zum Rechtsbruch bereiten Reg<strong>im</strong>e und einer znehmend<br />

opportunistischen Rechtswissenschaft eingeklemm haben Gürtner und <strong>Schlegelberger</strong>,<br />

wenn auch unter gelegentlichem Schwächen, die Fahne der Rechtstaatlichkeit<br />

hochzuhalten versucht, solange es ging.<br />

V. Selbstzeugnis: <strong>Staatssekretär</strong> unter Gürtner 32<br />

Aus den Autobiographischen Aufzeichnungen:<br />

(Zitatanfang)<br />

Am 10. Oktober 1931 wurde ich zum <strong>Staatssekretär</strong> ernannt. Das Jahr 1932 brachte<br />

einen politischen Umschwung. Der Reichspräsident entließ den Reichskanzler Brüning<br />

und beauftragte von Papen mit der Bildung eines neuen Kabinetts. Reichsjustizminister<br />

wurde der bisherige bayerische Justizminister Dr. Gürtner, den ich schon seit längerer<br />

Zeit kannte und hoch schätzte. Dr. Joel, der seit 1931 Reichsjustizminister gewesen war,<br />

war aufs tiefste betroffen, daß man ihn gehen ließ. Bei dem Auszug aus dem Haus<br />

verlor er vollständig die Haltung. Die letzten Monate hatte ich schwer unter ihm<br />

gelitten. Es war seine Eigenart, sich die Weisheit von den Referenten außerhalb des<br />

Reichsjustizamtes zu holen, die er anscheinend für maßgebender hielt als seine<br />

berufenen Berater. Dazu kam eine Hörigkeit gegenüber jedem Kanzler und Minister,<br />

wie sie einem aufrechten deutschen Menschen fremd ist. Erst bei seinem Abgang erfuhr<br />

ich, daß Joel, der auch sehr viele gute Seiten und <strong>im</strong> allgemeinen eine natürliche<br />

Liebenswürdigkeit hatte, Volljude war. Das hatte er mit Erfolg vollständig verborgen<br />

gehalten.<br />

Die Papen-Regierung, die am Jahresschluß durch ein <strong>im</strong> übrigen unverändertes Kabinett<br />

Schleicher abgelöst wurde, beseitigte die preußische Regierung. Der Ministerpräsident<br />

Braun, der lange in Preußen regiert hatte, floh. Der Innenminister Severing “wich der<br />

Waffengewalt”, d.h. er verließ das Amt, als die von ihm mit dem Reichsinnenminister<br />

als ausreichend bedrohend vereinbarte Truppe, ein Leutnant und einige Mann, erschien.<br />

Mit Papen verhandelte es sich <strong>im</strong> Allgemeinen recht angenehm. Nur wollte er auch<br />

gleich alle widerstrebenden Gegner erschießen. Als ich den Zweifel aussprach, ob das<br />

Militär schießen würde, gab es einmal einen scharfen, aber rein sachlichen<br />

Zusammenstoß. Daß in allen kritischen Augenblicken mein Minister krank oder<br />

abwesend war, war mein Schicksal.<br />

32 Abschnitt III wörtlich ohne Zufügungen, aber um Privates gekürzt, aus den persönlichen<br />

Aufzeichnungen von FS. Fußnoten von M.A.<br />

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