10.10.2013 Aufrufe

Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium

Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium

Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Schlegelberger</strong>s Haltung zur Judenfrage,.... <strong>Schlegelberger</strong>s wiederholtes öffentliches<br />

Lob für das nationalsozialistische Reg<strong>im</strong>e <strong>im</strong>plizierte eine gewisse Billigung des für die<br />

Nazi-Ideologie so wichtigen Antisemitismus. 131 Das kann man so sehen. Aber das<br />

ungekehrte Argument liegt näher. Wenn FS das Reg<strong>im</strong>e gelobt hat, dabei aber dessen<br />

ideologisch wichtigsten Teil stets überging, entspricht das etwa einer lobenden<br />

Bildbeschreibung, die sich nur über die Schönheit der Rahmung auslässt. Wenn FS doch<br />

wie jedermann wusste, dass die Judenfrage von überragender Bedeutung für das Reg<strong>im</strong>e<br />

war, und wenn er – was seine Tadler vortragen – das Reg<strong>im</strong>e aktiv förderte, hätte es<br />

für ihn doch nahegelegen, bei seinen vielen öffentlichen Reden und Aufsätzen klar und<br />

deutlich zu sagen, was allüberall gesagt wurde: Die Juden sind unser Unglück. Hat er<br />

aber nicht. Im Gegenteil. Nathans, offensichtlich selber Jude, nennt Beispiele, aus denen<br />

sich ergibt, wie <strong>Schlegelberger</strong> jedenfalls <strong>im</strong> persönlichen Umgang zu Juden anständig<br />

blieb. 132 Auch <strong>im</strong> dienstlichen Bereich werden Handlungen und Unterlassungen<br />

<strong>Schlegelberger</strong>s erwähnt, welche keinen Zweifel daran lassen, dass er persönlich dem<br />

offiziellen Antisemitismus fern stand. Die 1933 unmittelbar nach der Machtübernahme<br />

ausgebrochenen Ausschreitungen gegen jüdische Rechtsanwälte in Breslau waren nicht<br />

das Werk des <strong>Reichsjustizministerium</strong>s, und als sich diese <strong>im</strong> Zuständigkeitsbereich<br />

von FS, <strong>im</strong> Reichsgericht, wiederholten, hat er sofort bei Hitler interveniert, und zwar<br />

mit Erfolg. Die Nürnberger Gesetze 133 waren nicht vom <strong>Reichsjustizministerium</strong><br />

vorbereitet worden. Minister Gürtner und <strong>Schlegelberger</strong> wurden nicht einmal vorher<br />

konsultiert. 134 Das Reichsbürgergesetz setzte die bereits <strong>im</strong> NS-Parteiprogramm<br />

erhobene Forderung um, dass Juden keine voll berechtigten Reichsbürger sein<br />

könnten. 135 Nachdem jüdische Rechtsanwälte auch an der Ausübung ihres Berufs<br />

gehindert worden waren, hatte <strong>Schlegelberger</strong> die Idee, den jüdischen Rechtsanwälten<br />

wenigstens den Rest einer Existenzgrundlage dadurch zu erhalten, dass sie als so<br />

genannte Rechtskonsulenten Rechtsberatung für jüdische Bürger betreiben durften.<br />

2. Aktionen gegen die Juden<br />

Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts wirft <strong>Schlegelberger</strong> sein Verhalten <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit der Vorbereitung der Endlösung der Judenfrage vor. Am 20. Januar<br />

1942 fand die so genannte Wannsee-Konferenz statt, in welcher unter Leitung des Chefs<br />

der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes, Heydrich, diese Frage behandelt<br />

131 Nathans, S. 41<br />

132 S. 44 ff z.B. ehemaliger Justizminister Joel; Ministerialrat Koffka; Hilfe für seinen Freund Cohn<br />

ua.<br />

133 Es handelte sich um zwei Gesetze. Das ReichsbürgerG und das Gesetz zum Schutz des deutschen<br />

Blutes oder deutschen Ehre, beide vom 15. September 1935, RGBl I, 1333<br />

134 Das folgt aus der Rede Hitlers auf dem Parteitag vor dem dort versammelten Reichstag, in<br />

welcher er den Reichstagsmitgliedern das fertige Gesetz vorlegte, welche dieses mit sofortigem und<br />

lautem Jubel beschlossen. So FS auch auf ausdrückliche Frage <strong>im</strong> Nürnberger Prozess: am 2. Aug.<br />

46: .Ich war bereits vom Parteitag abgereist und erfuhr von diesen Gesetzen… ….Dr. Gürtner ist, wie<br />

ich von ihm best<strong>im</strong>mt weiß, von der Absicht der Einbringung dieser Gesetze vorher nicht unterrichtet<br />

worden.<br />

135 Aufgrund dieses Gesetzes schieden 239 Richter und Staatsanwälte jüdischer Abstammung aus<br />

dem Dienst aus.<br />

66

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!