Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium
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überholt zu werden. Dieser stille Krieg zwischen FS und Hans Frank ist vielleicht der<br />
Grund für viele rhetorische Leuchtraketen, welche FS geworfen hat, um dem Führer zu<br />
zeigen, wie eifrig man seine Sache vertrete.<br />
4. Teil Vorwürfe gegen <strong>Schlegelberger</strong><br />
I. Ausgangspunkt<br />
Guardai e vidi l`ombra di colui che fece per viltate il gran<br />
rifiuto. 87<br />
*<br />
Wenn man in hohen Stellen einer Regierung dient, die man<br />
missbilligt, ist es nie verzeihlich. 88<br />
In den beiden Eingangszitaten kommt ein Widerspruch zum Ausdruck, den der<br />
nachgeborene Außenstehende kaum wird lösen können. Immerhin fordert er auf, mit<br />
Vorwürfen vorsichtig zu sein. Es wird FS zugestanden, den verbrecherischen Charakter<br />
des Reg<strong>im</strong>es früh erkannt zu haben. Man wirft ihm auch nicht vor, Antisemit 89 oder<br />
aktiver Nationalsozialist gewesen zu sein, in die Partei ist FS nicht eingetreten. 90 Der<br />
Hauptvorwurf gegen <strong>Schlegelberger</strong> besteht darin, dem Reg<strong>im</strong>e zu lange gedient<br />
haben. Er habe sich zu, seinen Überzeugungen vielfach widersprechenden,<br />
Verkrümmungen hergegeben, um dem Diktator und der NS-Führung zu willfahren.<br />
Dadurch habe er sich auch in konkreten Fällen schuldig gemacht. <strong>Schlegelberger</strong><br />
vollzog nie den endgültigen Bruch mit dem Reg<strong>im</strong>e. Keine seiner<br />
anerkennungswürdigen Aktivitäten.... führte eine grundsätzliche Ablehnung der<br />
Herrschaft Hitlers herbei. 91 Zu demselben Ergebnis kommt von Alten, wenn er in<br />
seiner Schlegelsbergers Zwängen Rechnung tragenden Schrift die Waage sich gegen<br />
92<br />
<strong>Schlegelberger</strong> neigen sieht. Damit schließt er sich dem Urteil des<br />
87 Ich schaute und ich sah den Schatten dessen, der sich aus Feigheit aus dem Amte stahl. Dante<br />
Comedia III, 59, Ü.vV. - Dante sieht hier Papst Coelestin V (gest. 1295) in der Hölle, dessen feiger<br />
Rückzug vom Amt des Papstes dem von Dante gehassten Papst Bonifaz VIII den Aufstieg<br />
ermöglichte.<br />
88 Wilhelm v. Humboldt am 18.11.1813 an seine Frau. Humboldt hätte aber wohl anders<br />
geschrieben, wenn es sich nicht um politische Differenzen der kgl. Preußischen Regierung, von der<br />
Humboldt sprach, gehandelt hätte, sondern um die Möglichkeit, Untaten eines verbrecherischen<br />
Reg<strong>im</strong>es zu verhindern oder zu mildern.<br />
89 Nathans, F.S. S. 43: das persönlich einwandfreie Verhalten FS, auch seine Treue zu jüdischen<br />
Kollegen wird gewürdigt.<br />
90 Nicht einmal der besonders kritische Förster sagt dieses. Der „Eintritt“ in die NSDAP <strong>im</strong> Jahre<br />
1938 war die Duldung der Aufnahme, welche Hitler in einem Gesamtakt allen höheren Beamten<br />
angedeihen ließ.<br />
91 Nathans, S. 84<br />
92 v. Alten aaO, S. 32;<br />
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