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Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium

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Dann übergab er mir das Abschiedschreiben des Führers mit dem Bemerken, daß der<br />

zweite Teil des Schreibens vom Führer handschriftlich unter Korrektur des Entwurfs<br />

verfaßt sei, sowie ein Ehrengeschenk. Endlich die Entlassungsurkunde. Er regte dann<br />

an, sich über die Amtsübergabe zu unterhalten. Ich lehnte das ab, da ich nach<br />

Aushändigung der Entlassungsurkunde keine amtlichen Funktionen mehr habe, sondern<br />

Privatperson sei. Lammers forderte erregt die Urkunde zurück. Ich sagte ihm, die<br />

Rückgabe der einmal ausgehändigten Urkunde könne an der Rechtslage nichts ändern.<br />

Er sah das ein und bat, keine Schwierigkeiten zu machen, der Führer habe ausdrücklich<br />

gewünscht, daß ich und nicht etwa Freisler das Amt übergebe,. Freisler solle es unter<br />

keinen Umständen tun. Ich erwiderte, der Führer könne natürlich auch jeder<br />

Privatperson einen Auftrag erteilen und unter diesen Umständen sei ich zur<br />

Amtsübergabe bereit. Lammers sagte noch, Thierack habe mich noch nicht aufgesucht,<br />

er habe gesagt, er wisse nicht, ob ich ihn empfangen würde, worauf ich bemerkte,<br />

Lammers sollte Thierack sagen: auf meine gute Erziehung könne er sich verlassen.<br />

Am Nachmittag flog ich mit dem Fieseler-Storch zum Führer nach Winnitza, wo ich<br />

alsbald vom Führer in einem Blockhaus empfangen wurde, nachdem er seinen<br />

Adjutanten fortgeschickt hatte. Die Unterredung dauerte etwa eine halbe Stunde. Der<br />

Führer dankte mir mit betonter Herzlichkeit für alles, was ich für die Justiz und das<br />

Reich geleistet hätte. Dann spann sich ein Gespräch an. Im Laufe dieses Gesprächs<br />

führte ich aus, es sei ein schwerer Schaden, wenn der Führer seine Unterrichtung über<br />

Justizangelegenheiten aus der Presse erhalte und auf solche oft irreführenden<br />

Pressenachrichten seine Entscheidungen gründe. Es sei Aufgabe des Ministers, den<br />

Führer verantwortlich zu unterrichten. Der Führer äußerte sich zust<strong>im</strong>mend. Er sagte<br />

dann etwa folgendes: Er wisse ja nicht, ob das, was er geschaffen habe, das allein<br />

richtige und endgültige sei, es könne vielleicht noch etwas ganz anderes kommen;<br />

solange jedoch der jetzige Zustand bestehe, müsse er verlangen, daß die Beamten sich<br />

unbedingt entsprechend verhalten; er könne es schon verstehen, daß Beamte, die unter<br />

anderen Anschauungen aufgewachsen seien, sich schwer umstellen können, diese seien<br />

aber für ihn unbrauchbar. Ich erwiderte, die gegebene Konsequenz sei dann aber, daß<br />

man diesen Beamten die Gelegenheit gebe, mit Pension auszuscheiden; nicht möglich<br />

erscheine es mir, diese Beamten einfach auf die Straße zu setzen, worauf der Führer<br />

erwiderte, das sei auch gewiß nicht seine Absicht. Dann gab der Führer dem Gespräch<br />

eine andere Wendung. In <strong>im</strong>mer steigender Erregung sagte, vielmehr schrie er, jeder<br />

Offizier habe die Pflicht <strong>im</strong> Krieg, ungehorsame Soldaten auf der Stelle zu erschießen,<br />

und ihm, dem Führer, wolle man das Recht absprechen, ungehorsame Generale<br />

fortzujagen. Da komme man ihm mit “Ehrengerichten” und “wohlerworbenen<br />

Rechten”. Ich ließ die Erregung abklingen, worauf das Gespräch wieder einen ruhigen<br />

Verlauf nahm und ich mich verabschiedete. Der Führer sprach mir seine besten<br />

Wünsche aus und drückte mir die Hand. Ich kehrte nach Schitomir zurück und blieb<br />

noch dort zum Abendessen, bei dem mir Lammers allen Ernstes riet, mich in der<br />

Ukraine anzukaufen, und fuhr durch mit Maschinengewehren bestückte Militärautos<br />

geschützt zum Bahnhof und dann nach Berlin. In den nächsten Tagen erschien<br />

Thierack. Seinen Wunsch, die Amtsübergabe vom Balkon meines Z<strong>im</strong>mers<br />

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