Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium
Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium
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II. Entlassung 155<br />
Zitatanfang:<br />
Anfang Juli 1942 gelegentlich einer Rücksprache in Berlin bemerkte Lammers, der<br />
Führer werde gedrängt, einen Justizminister zu ernennen, was ich wohl sagen würde,<br />
wenn der Führer Thierack ernennen würde. Ich antwortete, das wäre mir ziemlich<br />
gleichgültig. Ich würde jedenfalls mit Thierack unter keinen Umständen<br />
zusammenarbeiten. Darauf meinte Lammers, für einen solchen Eventualfall habe der<br />
Führer den Wunsch, daß für mich ein anderes hohes Amt gesucht werden solle; er,<br />
Lammers, habe etwas gefunden: Präsident des Reichsverwaltungsgerichts. Ich erklärte,<br />
dieses Amt käme für mich nicht in Frage, ganz abgesehen davon, daß es doch wohl<br />
kaum meiner gegenwärtigen Stellung entspreche. Denn zunächst verstände ich nichts<br />
davon, und ich sei so unmodern, darin einen Hinderungsgrund zu finden. Ferner hätte<br />
ich doch in allen so häufigen Konfliktfällen für die Justiz gegen die Verwaltung<br />
gekämpft, Lammers könne doch nicht erwarten, daß ich plötzlich meines Vorteils wegen<br />
zur anderen Seite herübergehe. Ich bäte ihn, dem Führer zu sagen, daß ich überhaupt<br />
kein Amt mehr zu übernehmen wünsche. Lammers erwiderte: Nun, ich denke, Sie<br />
überlegen sich das noch einmal. Ich antwortete: Ich glaube, da gibt es nichts zu<br />
überlegen. Im übrigen gehe ich zunächst auf Urlaub. Lammers riet mir dringend, nicht<br />
fort zugehen, wenn man weg sei, passiere <strong>im</strong>mer etwas. Nun, meinte ich, darauf will ich<br />
es ankommen lassen, und ich erwarte es sogar.<br />
Mir war damals klar, daß Thierack das Ausscheiden Francks aus den Parteiämtern<br />
benutzt hatte, dem Führer, vielleicht wie Lammers, zu suggerieren, daß nun ein anderer<br />
abgestempelter Nationalsozialist das Justizministerium führen müsse. Ich trat am 12. Juli<br />
tatsächlich meinen Urlaub an. Am 10. August traf ich wieder in Berlin ein. Wie ich<br />
erfuhr, hatte Lammers bereits versucht, mich in Tatra Lomnitz zu erreichen. Er rief<br />
mich am 17. August an. Über dieses und die folgenden Gespräche hat Gramm, der<br />
mithörte, folgende Aufzeichnungen gemacht:<br />
Am Montag, dem 17.d.Mts. rief Herr Reichsminister Lammers Herrn StS. Dr.<br />
<strong>Schlegelberger</strong> aus dem Feldquartier an und teilte folgendes mit:<br />
Bei der letzten persönlichen Aussprache der beiden Herren habe der Reichsminister<br />
Lammers Herrn StS. <strong>Schlegelberger</strong> gefragt, ob er bereit sei, bei Ausscheiden aus<br />
dem RJM. eine best<strong>im</strong>mte andere Stelle zu übernehmen. Auf diese Frage sei ihm<br />
bisher eine Antwort nicht zugegangen. Da die Wiederbesetzung der Stelle des<br />
Reichsministers der Justiz nunmehr in ein akutes Stadium getreten sei, wiederhole er<br />
seine Anfrage. Falls Herr StS. Dr. <strong>Schlegelberger</strong> bereit sei, den erwähnten Posten<br />
zu übernehmen, bitte er um Mitteilung. Die Antwort müsse jedoch unverzüglich<br />
155 Die Abschnitte 2 und 3 stammen ohne Zusätze, nur um persönlich-familiäre Hinweise gekürzt,<br />
aus den Erinnerungen <strong>Schlegelberger</strong>s, welche dieser <strong>im</strong> Februar/März 1945 in seinem 1918 als<br />
Feriensitz gekauften Haus in Lehnin/Mark niederschrieb.<br />
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