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Franz Schlegelberger - Staatssekretär im Reichsjustizministerium

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nachsichtige Äußerungen wie die folgenden: Das Dritte Reich basierte eben nicht nur,<br />

nicht einmal in erster Linie auf Terror und Gewalt, sondern es verstand zu locken und<br />

zunächst kaum merklich zu verstricken, rühmte zugleich manchem der umworbenen<br />

unerwartet große Frei –und Spielräume ein. Heisenberg und Carl Friedrich von<br />

Weizsäcker gehörten zu diesen Geförderten, die den Ruhm des Reiches mehrten. 161<br />

Ernst v. Weizsäcker wurde trotz massiver Belastung <strong>im</strong> Wilhelmsstraßenprozess 14.<br />

April 1949 wurde Weizsäcker wegen seiner aktiven Mitwirkung bei der Deportation<br />

französischer Juden nach Auschwitz und damit wegen eines zu fünf Jahren Haft<br />

verurteilt. Er wurde am 16. Oktober 1950 nach einem Jahr entlassen.<br />

III. Verbrecher und andere Deutsche 162<br />

Die Beurteilung deutschen Fehlverhaltens während der NS-Diktatur leidet unter einer<br />

gewissen Schieflage insofern, als Kriegsverbrechen und andere <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

dem Kriegsgeschehen verübte Verbrechen in keinem unserer Nachbarstaaten verfolgt<br />

wurden. Sie wurden ausnahmslos durch Amnestiegesetze oder Straffreiheitsgesetze<br />

außer Verfolgung gestellt. Beispielhaft sei erwähnt das vom tschechoslowakischen<br />

Parlament am 8. Mai 1946 beschlossene Gesetz, in welchem es heißt: Eine Handlung,<br />

die in der Zeit vom 30. September 1938 bis zum 28. Oktober 1945 vorgenommen wurde<br />

und.... die eine gerechte Vergeltung für Tatendoktoranden oder ihrer Helfershelfer zum<br />

Ziel hatte, ist auch dann nicht widerrechtlich, wenn sie sonst nach den geltenden<br />

Vorschriften strafbar gewesen wäre. 163<br />

In Italien, Frankreich und anderen Staaten gab es solche Gesetze. In wieder anderen<br />

Staaten wie USA oder England waren diese überflüssig, da es dort keine<br />

Kriegsverbrechen gab. Russland<br />

Schluss<br />

Von den gegen <strong>Schlegelberger</strong> erhobenen Vorwürfen bleibt nicht viel stehen. Die<br />

Bundesrepublik Deutschland ist einer der freiheitlichen Staaten der Erde. Wer allerdings<br />

die Entwicklung der Meinungsfreiheit bei uns aufmerksam beobachtet und den in vielen<br />

gesellschaftlichen Bereichen <strong>im</strong>mer deutlicher werdenden Zug zur politischen<br />

Korrektheit, gewinnt eine Vorstellung davon, wie ein Mensch in einer Diktatur, die nicht<br />

nur mit sozialer Stigmatisierung, sondern mit KZ und Erschießung droht, verbogen<br />

werden kann. Es ist <strong>Schlegelberger</strong> und eigentlich allen damals in führenden Positionen<br />

stehenden Männern vorzuhalten, dass sie nicht den Mund aufgemacht haben. Nicht<br />

einmal die einzige Institution, die das ohne existenzielle Gefahr gekonnt hätte, die<br />

161<br />

Koerfer, Daniel FAZ v. 26. 11. 2004, S. L 22. unter Bezug auf: Völklein Ulrich, Die Weizsäckers,<br />

Droemer Verlag München 2004<br />

162<br />

Titel ein Buches von Willy Brandt 1946; noregischer Originaltitel Forbrytere og andre tyskere<br />

163 Q: FAZ v. 5. Oktober 2004<br />

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