UMWELTPOLITIK - Eltis
UMWELTPOLITIK - Eltis
UMWELTPOLITIK - Eltis
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BMU-Demonstrationsvorhaben „Anspruchsvolle Umweltstandards im ÖPNV-Wettbewerb“<br />
Analyse des umweltrechtlichen Ordnungsrahmens<br />
Allerdings hat auch die Verkehrspolitik die Ineffizienz des Status quo zu verantworten. Ursächlich sind institutionelle<br />
Fehlanreize (geflügelter Begriff: „Spaghetti-Finanzierung“), die das gesamte Finanzierungssystem<br />
durchziehen, das nach Meinung aller Experten folgerichtig einer dringenden, grundlegenden Revision bedarf.<br />
Die wesentlichen Mängel sind:<br />
■ Die Förderkulisse ist zersplittert und undurchschaubar („Dschungel“).<br />
Drei Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Kommunen) verwalten über unzählige Stellen eine Vielzahl an<br />
Subventionsarten. Jeder der Beteiligten übersieht und steuert nur einen kleinteiligen Ausschnitt des Systems,<br />
eine Verantwortung für das Gesamtprodukt fehlt. Infolgedessen entstehen Anreize für „fördergerechte“ Investitionen,<br />
Doppelförderungen sowie falsch dimensionierte Förderschwerpunkte die nicht dem aktuellen Handlungsbedarf<br />
genügen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Entscheider größtenteils nur über geringe Kenntnisse<br />
der lokalen Bedürfnisse verfügen.<br />
■ Der Leistungsauftrag ist unklar<br />
Ein großer Teil der Subventionen, der an die Verkehrsunternehmen fließt, unterliegt weder einer klaren<br />
Zweckbestimmung noch einem präzise definierten Leistungsauftrag oder einer transparenten Berechnungsgrundlage.<br />
Zu nennen sind u.a. die Investitionsförderung nach GVFG (z.B. für Betriebshöfe), überschüssige Ausgleichszahlungen<br />
im Ausbildungsverkehr gemäß §45a PBefG, allgemeine Vergünstigungen für den ÖPNV (ermäßigte<br />
Steuersätze), vor allem aber auch die pauschale, nachträgliche Abdeckung der Betriebskostendefizite über<br />
die Energiesparte in kommunalen Versorgungsunternehmen (Querverbund). Folgen: Förderungen für ohnehin<br />
geplante Investitionen werden „mitgenommen“, der Effizienzdruck wird verringert, der Wettbewerb verzerrt.<br />
■ Dominanz der Investitions- und Objektförderung<br />
Formulierung: überarbeitet<br />
Ein Schwerpunkt der Subventionierung liegt auf Investitionsobjekten (GVFG-Mittel), die pauschal als förderwürdig<br />
typisiert werden. In der Folge werden Bedarfe überzeichnet, teure Prestigeobjekte angemeldet, Insellösungen<br />
herangezüchtet. Konsumtive Mittel, die aus Gründen der Daseinsvorsorge verausgabt werden, sind ausschließlich<br />
als Objektförderung konzipiert, die direkt den Verkehrsunternehmen zugute kommt (Ausbildungs-,<br />
Schwerbehindertenverkehr). Dadurch gelangen teilweise nicht bedürftige Nutzerkreise in den Genuss der Förderung,<br />
dem ÖSPV werden Zwangskunden („captive rider“) quasi zugeführt, der reale Kompensationsbedarf bei<br />
den Verkehrsunternehmen bleibt intransparent.<br />
Die Auswahl schwerwiegender Mängel zeigt, wo Reformen ansetzen sollten. Im Vordergrund stehen institutionelle<br />
Veränderungen, die konsumtive und investive Förderung zusammenführen und sie zudem auf die bestmotivierte<br />
und -informierte Bestellerebene verlagern. Verlautbarungen aus der in die Endphase ihrer Beratungen<br />
eingetretenen Föderalismus-Kommission geben zu vorsichtigem Optimismus Anlass, dass derartigen Überlegungen<br />
gefolgt wird. Aber auch der beste Finanzierungsrahmen entfaltet nicht die intendierte Effizienzwirkung,<br />
wenn er nicht durch den Wettbewerb der Anbieter um die Fördermittel und befristete exklusive Bedienungsrechte<br />
ergänzt wird.<br />
Inwiefern könnte eine stringente Neuausrichtung des Finanzierungssystems Auswirkung auf die Aufgabenstellung<br />
dieses Demonstrationsvorhabens haben? In einem effizienteren Förderregime würden schärfere qualitative<br />
Anforderungen an die dezentrale Mittelvergabe gestellt, die stärker in Projekte mit Einzelfallcharakter<br />
gegliedert würde. Anspruchsvolle Umweltstandards könnten ein überzeugendes Argument liefern, diese Mittel<br />
intelligent zu nutzen.<br />
12<br />
?