PDF (27.2 Mbyte) - Shinguz.ch

jedoch wieder zugänglich sind und der
Transport des Erzes durch die Einrichtung
einer Bergbahn erleichtert ist, wird eine grössere
Fabrik folgen.
Meiner Berechnung nach wird eine Dividende
von mindestens 360% der investierten
Kapitalien zu erwarten sein ...
Gondo wird den ihm gebührenden Platz in der
Geschichte der grossen Goldfunde einnehmen;
wir müssen keineswegs die Weltmeere überqueren,
um Gold zu finden; es ist in den Alpen
reichlich vorhanden, und die Fortschritte der
Technik werden uns bei der Ausbeutung helfen
...“
Die viel versprechenden Zahlen, die er damals
angeführt hatte, finden sich in dem Bericht
nicht wieder, den er jetzt liest. Der Wert des
Erzes deckt nicht einmal die Kosten der
Förderung und Bearbeitung. Der Direktor rechnete
mit 40 Gramm Gold pro Tonne; doch der
Rekord liegt im Moment bei 12 Gramm.
Er war in seinen Voraussagen zu optimistisch
gewesen. Ausserdem hatte er bei seinen
Analysen die unergiebigen Teile der Ader bewusst
ausser Acht gelassen und nur die
reichhaltigen berücksichtigt. Er hatte sogar den
Goldgehalt ein wenig zu hoch angegeben, um
die Pariser Herren zu Investitionen zu bewegen,
denn er war der Überzeugung, der
Berg hüte seine Schätze eifersüchtig und
werde mit Wissenschaft und Technik gewiss zu
bezwingen sein.
Doch der Fels gibt seine Reichtümer nur
widerwillig preis. Der Direktor ist des zermürbenden
Wartens überdrüssig: Soll doch ein
anderer sein Glück versuchen! In einer kürzlich
erschienenen Publikation proklamiert er die
Notwendigkeit umfangreicherer Untersuchungen
und die Erbauung einer riesigen
Fabrik. Er selbst wird an dieser neuen Phase
des Abenteuers von Gondo nicht mehr teilnehmen;
bis in einem Monat
wird die Schweizer Goldminengesellschaft
verschwunden sein, und er wird seine Hoffnungen
für teures Geld an andere abgetreten
haben. Er selbst hat die Absicht, sich nach
Spanien zu begeben.
Der Mann im Gehrock betrachtet sinnend das
Stück goldhaltigen Erzes auf seinem Schreibtisch:
Ader der Hoffnung, Ader des Teufels ...
Am 1. März 1894 wird die neue Gesellschaft
der Goldminen von Gondo ins Leben gerufen;
sie erhält die Genehmigung für eine Oberfläche
von 3600 Hektar, auf unbestimmte Zeit und
übertragbar; die Belastung beläuft sich auf eine
Jahreszahlung von 300 Schweizerfranken und
auf eine Abgabe von 3% des Bruttowertes des
Roherzes. Anstatt abzuwarten, ob sich die Vorhersagen
des ehemaligen Direktors als
realistisch erweisen, erbaut die neue Gesellschaft
bald eine Fabrik von beträchtlichen Ausmassen
und verzehnfacht die Menge des
Erzes, das monatlich gefördert wird (bis zu 80
Tonnen pro Tag).
Die Zerkleinerungsmaschinen und Amalgamierungsmühlen
werden von einer hydroelektrischen
Anlage betrieben, welche Staudämme,
Kanäle und eine Zentrale mit zwei Dynamos
enthält, deren Leistung dreihundert PS
entspricht. Mehr als je zuvor herrscht das
Goldfieber in Gondo, Hunderte von Arbeitern
und Ingenieuren sind in der Mine tätig, und jeder
wiegt sich in der Illusion, dass man schon
bald riesige Goldmengen fördern wird.
In dem schönen, weissen Haus lassen die Direktoren
von Lakaien in grosser Livree Kaviar
und Lachs servieren, und am Sonntag stossen
die Arbeiter immer wieder auf die Damenwelt
an. Wenn die Fabrik allzu schnell arbeitet,
übergibt man den Zerkleinerungsmaschinen
wahllos irgendwelches Gestein aus den
Stollen. Doch jede
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