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PDF Kryptologie

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<strong>Kryptologie</strong> – Eine verschlüsselte Wissenschaft 46<br />

Auf Basis des Rauschens 1 entwickelte Ellis den Gedankengang das Rauschen absichtlich<br />

zu einer Kommunikation hinzuzufügen. Er konnte damit zeigen, dass es ein Kryptosystem<br />

gab, welches den Austausch einer sicher verschlüsselten Nachricht erlaubt, ohne dass<br />

die geheimen Schlüssel ausgetauscht werden. Aufgrund dieses Existenzsatzes konnte er<br />

zeigen, dass es eine Nadel im Heuhaufen gab, aber nicht wo. Damit war er so weit wie<br />

das Diffie-Hellman-Trio (nur 10 Jahre zuvor).<br />

3 Jahre musste das Problem noch warten. 1973 kam der junge Mathematiker Clifford<br />

Cocks ins GCHQ zum Team hinzu. Ellis – der bisher immer alleine mit seiner Idee<br />

blieb – hatte jetzt einen Partner, der sein Interesse teilte. Cocks hatte wirklich nicht<br />

im geringsten Erfahrung im Bereich der <strong>Kryptologie</strong>, aber als Mathematiker hatte er<br />

sich auf Zahlentheorie spezialisiert. Das Erste, was er überlegte, war es somit sich auf<br />

Primzahlen und Faktorzerlegung zu konzentrieren. Die Lösung hatte er nach eigenen<br />

Angaben nach etwa einer halben Stunde. Nicht nur, dass er das Schlüsselproblem löste;<br />

seine wirkliche Arbeit der halben Stunde war das gesamte RSA-Kryptosystem. Jahrelang<br />

zerbrach man sich den Kopf darum und Ellis vom GHCQ hatte 3 Jahre lang investiert<br />

das Problem zu lösen. Dann erklärt man einem Neuling die Aufgabenstellung und er löst<br />

sie in einer halben Stunde.<br />

Ach, ist ja schön. Man gibt mir ein Problem und ich löse es.[6]<br />

Doch das alles hatte bei weitem nicht solche Folgen wie beim RSA-Trio. Niemand war<br />

wirklich an der Lösung interessiert. Ellis war fasziniert von Cocks und Cocks hatte eigentlich<br />

keine Ahnung von der Bedeutung der Entdeckung. Schließlich las er nicht so wie<br />

Ellis jeden Fachartikel. Ihm wurde zwar am GCHQ gratuliert, aber ihm war das alles<br />

so bedeutungslos, dass seine Arbeiten mit der Aufschrift Top Secret versperrt wurden.<br />

Praktischen Nutzen konnte das GCHQ auch nicht aus Cocks’ Arbeiten gewinnen: die<br />

Public-Key-Kryptographie benötigt viel mehr Rechenleistung als symmetrische Verfahren.<br />

Eine Implementierung war also damals noch nicht möglich. Cocks’ Ideen wurden<br />

durch Malcolm Williamson vervollständigt, indem er die mathematische Sicherheit von<br />

Cocks Ideen nicht widerlegen konnte. Solange das Faktorisierungsproblem existiert, wird<br />

Cocks’ Kryptosystem sicher bleiben. Doch es blieb verschlossen. Am GCHQ bleiben<br />

Arbeiten Top Secret und so wurde kein Patent beantragt. Man überlegte noch diese<br />

”unwichtige” Arbeit zu veröffentlichen (wenn es nicht bringt, schadet es auch nicht),<br />

aber bis zum Jahre 2006 blieb diese Geschichte verschlossen.<br />

Was diese Begriffe alles bedeuten (Faktorisierungsproblem, Public-Key, . . . ), werden wir<br />

im folgenden Kapitel betrachten.<br />

1 Die Übertragung wird durch einwirkende Signale gestört. Da diese Signale zufällig sind, lassen sie<br />

sich auch nicht entfernen

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