Tätigkeitsbericht 2002/2003 - IGPP
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6 Preface<br />
Im Nachlass von Frau Dr. Fanny Moser, der am <strong>IGPP</strong><br />
aufbewahrt und ausgewertet wird, hat sich ein weiterer<br />
Brief von Sigmund Freud an Fanny Moser gefunden,<br />
der in der Freud-Historiographie bisher unbekannt<br />
geblieben ist und ein interessantes Schlaglicht<br />
auf die Entwicklung von Freuds Einstellung “okkulten”<br />
Phänomenen gegenüber wirft. Er ist für den wissenschaftshistorischen<br />
Kontext der Psychotherapie wie<br />
der Parapsychologie von beträchtlichem Interesse. In<br />
diesem Brief vom 10. Oktober 1918 betont Freud seine<br />
Neutralität diesen Fragen gegenüber (“Mich lässt die<br />
Sache eher kühl”) und erwartet von der Erforschung<br />
dieser Phänomene “im besten Fall die Eröffnung eines<br />
neues Gebietes von Tatsachen, die sich dem Übrigen<br />
einfügen werden”.<br />
In the estate of Fanny Moser, of which parts are<br />
kept at the <strong>IGPP</strong>, another letter of Sigmund Freud<br />
addressed to Fanny Moser has been found. This letter<br />
has so far been unknown to the Freud historiography<br />
and casts an interesting highlight on the development<br />
of Freud’s attitude towards ‘occult’ phenomena. It<br />
is of considerable interest to the historical context<br />
of both psychotherapy and parapsychology. In this<br />
letter dated 10th October 1918, Freud emphasizes his<br />
neutral attitude towards these questions (“I’m not<br />
really that interested in the topic”) and expects from<br />
exploration of these phenomena “at most it will open<br />
up a new range of facts that will simply fit in with the<br />
ones we already have”.<br />
Abb. 3a,b. Sigmund Freud (1856–1939), der Begründer der<br />
Psychoanalyse, stand in brieflichem Kontakt mit Dr. Fanny<br />
Hoppe-Moser (1872–1953), die zu den wichtigen Mäzenatinnen<br />
des <strong>IGPP</strong> gehört. Die Krankengeschichte ihrer Mutter, Fanny<br />
Moser-von Sulzer-Wart (1848–1925), hatte Freud 1895 unter<br />
dem Pseudonym “Emmy v. N.” in seinen “Studien zur Hysterie”<br />
veröffentlicht. Diese Fallstudie spielt eine wichtige Rolle in der<br />
Geschichte der frühen Psychoanalyse. In seinem hier abgebildeten<br />
Brief vom 10. Oktober 1918, der sich im Nachlass Fanny<br />
Mosers befindet, bezieht sich Freud auf seine frühere Patientin<br />
und kommentiert kurz seine Einstellung zu Fragen des Okkultismus.<br />
Fig. 3a,b. Sigmund Freud (1856–1939), the founder of psychoanalysis,<br />
had a correspondance with Dr. Fanny Hoppe-Moser<br />
(1872–1953), who was one of the major sponsors of the <strong>IGPP</strong>.<br />
The case history of her mother, Fanny Moser-von Sulzer-Wart<br />
(1848–1925), was published by Freud 1895 under the pseudonym<br />
“Emmy v. N.” in his “Studies on Hysteria”. This case study<br />
plays an important role in the early history of psychoanalysis.<br />
In his letter from October 10, 1918, which is reproduced here and<br />
kept in the Fanny Moser files, Freud refers to his former patient<br />
and comments on his attitude regarding problems of occultism.