Tätigkeitsbericht 2002/2003 - IGPP
Tätigkeitsbericht 2002/2003 - IGPP
Tätigkeitsbericht 2002/2003 - IGPP
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
§<br />
<br />
©<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
28 Empirical and Analytical Psychophysics<br />
sind für uns spontane oder künstlich herbeigeführte<br />
Veränderungen oder Verzerrungen der Zeiterfahrung,<br />
wie z. B. in sog. veränderten Bewusstseinszuständen<br />
oder besonderen Versuchssituationen.<br />
Im Mittelpunkt unserer Forschung liegt die subjektiv<br />
erlebte Dauer von Zeiten in der Größenordnung<br />
von 10 0 —10 1 Sek., wobei die klassischen Methoden<br />
der Psychophysik eingesetzt werden: Reproduktion<br />
oder Vergleich von Zeitintervallen. In früheren Studien<br />
haben wir gezeigt, dass die Metrik der internen Zeit<br />
(“subjektive Zeit”) von der hirnelektrischen Aktivität<br />
abhängig ist (s. <strong>IGPP</strong>-Bericht 2000/2001, S. 20–22).<br />
In derzeitigen Arbeiten versuchen wir ein Modell der<br />
internen Zeitrepräsentation aufzustellen, welches auch<br />
eine neurophysiologische Interpretation ermöglicht.<br />
Das sog. “Klepsydra-Modell” basiert auf einer Analogie<br />
mit der antiken Wasseruhr (gr. κλɛψυδρα von<br />
υδωρ = Wasser, und κλɛπτω = ich stehle), oder<br />
ähnlichen Ein-/Ausfluss-Systemen. Das System akkumuliert<br />
eine “Ladung”, solange der Marker der Dauer<br />
wahrgenommen wird, und die akkumulierte “Ladung”<br />
fließt nach dem Ausschalten des Stimulus ab (siehe<br />
Abb. 4). Die Zeitentwicklung des Zustands des Akkumulators<br />
lässt sich mit einer einfachen Differentialgleichung<br />
beschreiben.<br />
cially induced variations or distortions of time experience<br />
as, for example, in so-called altered states of<br />
consciousness, or special experimental situations.<br />
We focus primarily on subjectively perceived duration<br />
of times in the order of magnitude 10 0 —10 1 sec, using<br />
classical methods of psychophysics: reproduction or<br />
comparison of time intervals. In previous studies we<br />
have demonstrated the dependence of the internal<br />
time metrics (‘subjective time’) on the electrical<br />
activity of the brain (see <strong>IGPP</strong> report 2000/2001,<br />
pp. 20–22). In recent work we aimed at construction<br />
of models of internal time representation which would<br />
allow neurophysiological interpretation.<br />
The so-called ‘klepsydra model’ is based on an analogy<br />
with an ancient time measuring device, the water-clock<br />
(Greek κλɛψυδρα from υδωρ = water, and κλɛπτω<br />
= I steal), or similar physical inflow/outflow systems.<br />
Such a system accumulates a ‘charge’ when a marker<br />
stimulus of certain duration is being perceived, and the<br />
accumulated ‘charge’ slowly dissipates if the stimulus<br />
is turned off (Fig. 4). Evolution of the state of such<br />
a ‘leaky accumulator’ can be described by a simple<br />
ordinary differential equation.<br />
Abb. 4. Klepsydra-Modell der Zeitreproduktion. Aufgetragen<br />
sind Zustände der Akkumulatoren 1,2 als Funktion der physikalischen<br />
Zeit; s = Dauer des Stimulusdarbietung, w = Wartezeit<br />
zwischen Stimuli, r = reproduzierte Dauer.<br />
Fig. 4. Klepsydra model of time reproduction. Shown are states<br />
of accumulators 1, 2 as a function of physical time; s = presented<br />
stimulus duration, w = inter-stimulus interval, r = reproduced<br />
duration.<br />
Für die Zeitreproduktion sind zwei Akkumulatoren erforderlich,<br />
der eine für die Darbietung der “Standard”-<br />
Dauer, der andere für die Zeit der Widergabe. Die<br />
zwei Zeiten werden subjektiv als “gleich” empfunden,<br />
wenn die Zustände von beiden Akkumulatoren<br />
gleich sind. Dieses Modell liefert eine sog. “Klepsydra-<br />
Reproduktions-Funktion” (k. r. f.), welche die reproduzierte<br />
Zeit r als Funktion der Stimulus-Dauer s<br />
darstellt. Die Form der k. r. f. hängt von zwei Modell-<br />
Parametern ab, der Ausflussrate κ und dem Verhältnis<br />
der Einflussraten η. Wir vermuten, dass κ den globalen<br />
Zustand des neuralen Substrats (Erregung/Hemmung-<br />
Verhältnis) darstellt, während η von physikalischen<br />
Eigenschaften der Marker-Stimuli abhängt (in den<br />
meisten Versuchen η = 1).<br />
Die k. r. f. gibt eine sehr gute Annäherung an die<br />
uns zur Verfügung stehenden Zeitreproduktionsdaten.<br />
Abb. 5 zeigt Daten aus der Studie von Wackermann &<br />
Miener (<strong>2002</strong>) und die entsprechende k. r. f.-Kurve mit<br />
den Parametern κ ≈ 7.5 × 10 −3 Sek. −1 und η = 1. Die<br />
κ Werte für die von anderen Autoren veröffentlichten<br />
<br />
§<br />
©<br />
<br />
¨§<br />
¨<br />
<br />
A time reproduction task involves two leaky accumulators,<br />
one for the ‘standard’ duration presentation,<br />
the other for the reproduction time; the subjective<br />
equality of the two durations occurs when the states<br />
of the two accumulators are equal. This model yields<br />
a so-called ‘klepsydra reproduction function’ (k. r. f.)<br />
predicting the reproduced duration r as a function of<br />
stimulus duration s. The form of the k. r. f. depends<br />
on two model parameters, the outflow rate κ, and the<br />
ratio of inflow rates η. We hypothesise that κ reflects<br />
the global state of the neural substrate (proportion<br />
between excitation and inhibition) while η depends<br />
on physical properties of the marker stimuli (in most<br />
experimental situations η = 1).<br />
¢¡¤£¦¥<br />
The k. r. f. approximates available time reproduction<br />
data very well. Fig. 5 shows data subset from the study<br />
of Wackermann & Miener (<strong>2002</strong>), fitted by the k. r. f.<br />
with parameters κ ≈ 7.5 × 10 −3 sec −1 and η = 1. Values<br />
of κ obtained for time reproduction data published<br />
by other authors are of the same order of magnitude;