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Unternehmensnachfolge - Handwerkskammer Aachen

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basis aus. Diese lässt sich über verschiedene Wege<br />

ermitteln:<br />

Vergleichswertverfahren:<br />

„Was kosten die anderen?“<br />

In Branchen, in denen Unternehmensübertragungen<br />

vergleichbarer Unternehmen häufig sind,<br />

z. B. freiberufliche Praxen, Gastronomie-Betriebe,<br />

Brauereien, Reinigungen usw. werden als Verhandlungsbasis<br />

meist die Preise bisheriger Transaktionen<br />

herangezogen. Die Daten werden dabei von<br />

branchengleichen Unternehmen herangezogen, die<br />

ähnliche oder fast deckungsgleiche Kennziffern aufweisen,<br />

u. a. hinsichtlich<br />

3 Unternehmensgröße<br />

3 Zusammensetzung der Vermögensbestandteile<br />

und der Kapitalstruktur<br />

3 Rechtsform<br />

3 Kundenstruktur bzw. Lieferantenkreis<br />

3 Qualifikation und Gehaltsniveau der Mitarbeiter<br />

3 Diversifikationsgrad<br />

3 potenzieller Käuferkreis<br />

3 Region.<br />

Je nach Branche werden zum Teil auch nur<br />

wenige oder Teilgrößen genutzt, die in dem jeweiligen<br />

Markt als besonders dominant oder stabil angesehen<br />

werden. Dazu zählen beispielsweise mengenmäßige<br />

Angaben wie Hektoliter, Quadratmeter,<br />

Konzessionen, Filialen usw. oder auch geldwerte<br />

Bezugsgrößen wie Umsatz oder Rohgewinn. Die<br />

Daten können über die entsprechenden Verbände,<br />

Kammern oder spezialisierte Unternehmensberater<br />

ermittelt werden. Vor allem bei kleinen und mittleren<br />

Unternehmen ist die Preisermittlung über<br />

Vergleichsdaten üblich.<br />

Ertragswertmethode:<br />

„Wie viel Gewinn erwirtschaftet das<br />

Unternehmen in Zukunft?“<br />

Wer ein Unternehmen kauft, investiert eine hohe<br />

Summe Geld in der Hoffnung, dass sich diese<br />

Investition auch lohnt und das Unternehmen entsprechend<br />

hohe Gewinne erzielt. Alternativ könnte man<br />

auch überlegen, das Geld in gut verzinsten<br />

Wertpapieren anzulegen. Wie ein Wertpapier muss<br />

daher auch der investierte Kaufpreis genügend<br />

Zinsen in Form des zukünftig erwirtschafteten<br />

Gewinns abwerfen. Die Kernfrage ist daher:<br />

Wie hoch darf der Kaufpreis sein, damit der erwirtschaftete<br />

Gewinn eine angemessene Verzinsung darstellt?<br />

Entscheidend ist also die zukünftige<br />

Ertragskraft (i.d.R. für die folgenden fünf Jahre) einer<br />

Unternehmung, damit der Nachfolger aus den<br />

Erträgen nicht nur die im Unternehmen erforderlichen<br />

Investitionen, sondern auch seine Zins- und<br />

Tilgungszahlungen (Kapitaldienst) aus dem Kauf der<br />

Unternehmung finanzieren kann.<br />

Der Ertragswert setzt sich zusammen<br />

3 aus den geschätzten zukünftigen Erträgen der<br />

folgenden fünf Jahre und<br />

3 dem so genannten Kapitalisierungszinsfuß, mit<br />

dem die geschätzten Erträge abgezinst werden.<br />

Die Schätzung der zukünftigen Erträge beruht<br />

auf den Betriebsergebnissen der vergangenen drei<br />

Jahre und wird – vereinfacht – folgendermaßen<br />

berechnet:<br />

Betriebsergebnisse der letzten drei Jahre<br />

./. kalkulatorischer Unternehmerlohn<br />

./. außerordentliche Erträge<br />

(Zuschüsse, nicht abzugsfähige<br />

Betriebsausgaben)<br />

+ außerordentliche Aufwendungen<br />

(Sonderabschreibungen, Spenden)<br />

= Durchschnittliches Betriebsergebnis<br />

Die geschätzten zukünftigen Erträge werden<br />

dann mit dem Kapitalisierungszinsfuß abgezinst.<br />

Hierbei handelt es sich um einen Zinssatz für risikolose<br />

Kapitalanlagen, wie beispielsweise deutsche<br />

Bundesanleihen plus einem Aufschlag für das<br />

Unternehmerrisiko. In der Rechtssprechung schwanken<br />

die Zinssätze zwischen fünf und zwölf Prozent.<br />

Im konkreten Fall hängt die Höhe von der jeweiligen<br />

Risikobeurteilung, der Annahme über künftige<br />

Geldentwertung und Refinanzierungsmöglichkeiten<br />

des Käufers ab. Der Aufschlag für das Unternehmerrisiko<br />

liegt etwa zwischen 5/10 und 30/10 des Basiszinses.<br />

Informationen und Hilfestellung hierzu bieten<br />

Wirtschaftsprüfer. Darüber hinaus können Sie mit<br />

Hilfe der unter www.nexxt.org angebotenen Online-<br />

Programme „Nachfolgeplaner“ die Unternehmenswerte<br />

nach einigen der verschiedenen Verfahren<br />

berechnen.

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