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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s 40 Jahre Musikladen (Vorschau)

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Seit dem 1. Ok<strong>to</strong>ber ist die Zeit der<br />

Ungewissheit und des Bangens<br />

vorbei: Nach drei <strong>Jahre</strong>n ist das Insolvenzverfahren<br />

bei SPV, einer der<br />

international renommiertesten deutschen<br />

Indie-Plattenfirmen, abgeschlossen. Mit<br />

neuen Gesellschaftern und Errol Rennalls als<br />

Geschäftsführer legt das inzwischen enorm<br />

geschrumpfte, aber immer noch sehr effektiv<br />

arbeitende Unternehmen wieder voll los,<br />

um an alte Erfolgszeiten anzuknüpfen und<br />

in eineinhalb <strong>Jahre</strong>n das 30-jährige Firmenjubiläum<br />

als Schallplatten, Produktion und<br />

Vertrieb GmbH zu feiern.<br />

SPV ist die Company aus Hannover, deren Künstlerriege<br />

der letzten drei Jahrzehnte sich wie ein<br />

Lexikon der Rockmusik liest: The Who, Jimmy Page<br />

& The Black Crowes, Motörhead, Lynyrd Skynyrd,<br />

Judas Priest, Paul Rodgers, Dio, Molly Hatchet,<br />

Alice Cooper, Whitesnake, Helloween,<br />

Glenn Hughes haben dort Tonträger<br />

veröffentlicht, ebenso Robin Gibb,<br />

Xavier Naidoo, Simply Red und Type<br />

O-Negative. Nicht zu vergessen Acts<br />

wie Axel Rudi Pell, Sodom, Magnum,<br />

UFO, Lita Ford, Running Wild und<br />

Freedom Call, die SPV auch während<br />

des Insolvenzverfahrens<br />

die Treue gehalten haben oder<br />

in dieser Zeit dazustießen. „Eigentlich<br />

hatte SPV alle wichtigen<br />

Bands außer AC/DC und Kiss irgendwann<br />

mal unter Vertrag", bringt es Olly<br />

Hahn auf den Punkt, der seit 2001 in Hannover<br />

mit an Bord und heute beim angesehenen<br />

SPV-Label Steamhammer als A&R- und<br />

Product-Manager tätig ist.<br />

Der Name SPV steht als Synonym für Hard<br />

Rock und Heavy Metal, auch wenn das Unternehmen<br />

während seines Bestehens Platten<br />

von Punk-, Gothic-,<br />

New-Wave-,<br />

EBM- und Pop-<br />

Interpreten<br />

veröffentlicht<br />

hat. Olly Hahn<br />

schildert die<br />

Firmengeschichte<br />

im<br />

Schnelldurchlauf:<br />

„SPV<br />

entstand<br />

am 1.<br />

Januar<br />

Alice Cooper<br />

Olly Hahn<br />

Weiter geht's –<br />

mit schwarzen Zahlen<br />

Frank Uhle<br />

1984 aus den Überresten des Boots-Vertriebes und<br />

wurde von Manfred Schütz gegründet" (siehe auch<br />

das Labelporträt von Schütz' neuer Company MiG<br />

in <strong>GoodTimes</strong> 2011/2). Der Macher bewies schon<br />

damals ein Näschen für kommende Trends und<br />

übernahm früh den deutschlandweiten<br />

Vertrieb von US-Labels wie<br />

Metal Blade, Roadrunner, <strong>Music</strong> For<br />

Nations und auch Noise aus Berlin –<br />

er schob so den Heavy-Metal-Boom<br />

der frühen 80er<br />

<strong>Jahre</strong> kräftig mit<br />

an. „Manfred hat<br />

aber auch sehr<br />

schnell eigene<br />

Labels gegründet.<br />

Steamhammer war nicht<br />

das erste, denn die Debüt-EP 'In<br />

The Sign Of Devil' der Gelsenkirchener<br />

Thrash-Band Sodom<br />

erschien auf Devil Records, erst<br />

danach lief alles über Steamhammer."<br />

Heute teilweise in Vergessenheit<br />

geratene Namen wie Destruction, Iron Angel,<br />

Metal Church, Laaz Rockit oder Zed Yago fallen im<br />

Gespräch, aber auch die Hannoveraner Band Fury In<br />

The Slaughterhouse. Die hatte zwar mit Metal nichts<br />

im Sinn, avancierte<br />

aber ab<br />

Ende der 80er<br />

<strong>Jahre</strong> zum erfolgreichsten<br />

SPV-Act überhaupt<br />

– neben<br />

den internationalen<br />

Topverkäufern<br />

Jimmy<br />

Page & The<br />

Olly Hahn mit UFO: Manager Peter Knorn,<br />

Vinnie Moore & Phil Mogg (v.l.)<br />

Black Crowes:<br />

„Fury haben<br />

hier bei SPV fast fünf Millionen Einheiten verkauft",<br />

konstatiert Frank Uhle, der SPV als General Manager<br />

durch die unruhigen Zeiten des Insolvenzverfahrens<br />

gesteuert hat.<br />

Heute sind 14 Mitarbeiter bei SPV tätig – 150<br />

waren es zu Hoch-Zeiten Mitte der 90er <strong>Jahre</strong><br />

Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

weltweit, ehe die wirtschaftliche Schlagseite<br />

kam. „Wir mussten richtig abspecken und<br />

umstrukturieren, können aber heute sagen,<br />

dass wir mit 15 Prozent der damaligen Mitarbeiter<br />

in 2009 durch Umstrukturierung<br />

und Auslagerung bestimmter Arbeitsbereiche<br />

heute sogar mehr Services anbieten, ohne an<br />

Schlagkraft eingebüßt zu haben", sagt Uhle<br />

mit S<strong>to</strong>lz.<br />

„Es ist uns<br />

gelungen,<br />

nicht nur<br />

unsere Partner<br />

davon<br />

zu überzeugen<br />

- mit den Kollegen,<br />

die im Team<br />

verblieben sind,<br />

haben wir die Qualität<br />

gehalten, wenn nicht sogar verbessert", zieht<br />

er Bilanz.<br />

Warum das Unternehmen überhaupt an den Rand<br />

des Abgrunds geraten war? Ein aufgeblasener<br />

Personalapparat, zu viel Geld für namhafte Acts, die<br />

die Ausgaben nicht<br />

einspielen konnten<br />

– so wollen<br />

es Uhle und Hahn<br />

nicht formulieren,<br />

sie stellen einfach<br />

fest: „Es wurden<br />

Fehler gemacht."<br />

Uhle: „Das haut<br />

bei einem mittelständischen<br />

Unternehmen<br />

wie uns<br />

gleich ins Kon<strong>to</strong>r.<br />

Ein Major verkraftet schon mal den ein oder anderen<br />

Flop im Geschäftshalbjahr, weil andere Produkte genug<br />

Umsatz und Gewinn einbringen; aber bei einem<br />

Mittelständler bringt das eben gleich das ganze Geschäftsjahr<br />

in die roten Zahlen." Doch<br />

die haben die heute Verantwortlichen<br />

schon einige Monate nach der Insolvenzeröffnung<br />

in den schwarzen<br />

Sek<strong>to</strong>r gelenkt. Außerdem war Pech<br />

im Spiel, wie Hahn an einem konkreten<br />

Beispiel schildert: „Robin<br />

Gibbs Album sollte im Januar<br />

2003 erscheinen. Es war alles<br />

geplant mit Fernsehsendungen,<br />

Tageszeitungen,<br />

das volle<br />

Programm. Und<br />

dann starb drei Wochen vor<br />

der Veröffentlichung Maurice<br />

Gibb – da machte Robin<br />

drei Monate lang keine Promotion,<br />

und schon war das ganze<br />

Thema hinfällig geworden<br />

und unrentabel."<br />

Labelporträt<br />

Lita Ford

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