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CD<br />
REVIEWS<br />
Chain” oder “The Maker” vom Debüt<br />
fehlt. Als Anspieltipps sind der Opener<br />
“I Am Sorry”, das abwechslungsreiche<br />
“Radio Star” und “Four Black Sheep”<br />
zu empfehlen.<br />
(V2/Cooperative <strong>Music</strong>, 2012,<br />
10/38:25) an<br />
JON DEROSA<br />
A WOLF IN PREACHER’S<br />
CLOTHES<br />
Der Name Jon DeRosa dürfte wohl<br />
bisher nur wenigen Insidern ein Begriff<br />
sein. Es wäre zu wünschen, dass<br />
das erste Solo-Album des 33-jährigen<br />
Sänger/Songschreibers und Gitarristen,<br />
der bislang vor allem als Kopf der New<br />
Yorker Band Aarktica in Erscheinung<br />
getreten war, zahlreiche Hörer findet.<br />
Denn es ist eine ganz großartige Songkollektion!<br />
DeRosa singt mit einer<br />
einehmend schönen Crooner-Stimme,<br />
auf die Julian Cope neidisch wäre,<br />
über einen superben, von romantischen<br />
Streichern und vielen weiteren akustischen<br />
Instrumenten getragenen Kammermusik-Pop,<br />
der in seinen besten<br />
Momenten (derer gibt es viele!) an den<br />
jungen Scott Walker oder an Divine Comedy<br />
erinnert. Prädikat: wunderschön!<br />
(Rocket Girl/Rough Trade, 2012,<br />
10/42:30) frs<br />
JONI MITCHELL<br />
THE STUDIO ALBUMS<br />
1968–1979<br />
Pure<br />
Schlich<strong>the</strong>it<br />
kann<br />
manchmal erhabener<br />
und schöner<br />
sein als noch<br />
so<br />
prunkvolle<br />
und opulent ausgestattete<br />
tttt Vielfalt. lflt So stellt die Rückschau<br />
auf die ersten zehn <strong>Jahre</strong> von<br />
Joni Mitchells (Studio-)Schaffen auch<br />
die Musik in den Mittelpunkt, genau<br />
so und ohne weitere Kommentierung<br />
für sich sprechend, wie sie von der kanadische<br />
Songwriterin zwischen 1968<br />
und 1979 erschaffen wurde, sprich<br />
weder zusätzliche Bonus-Tracks noch<br />
ein dickes Begleitbuch vernebeln hier<br />
den Blick. Eingepackt sind die CDs in<br />
wunderschön gestaltete Replicas der<br />
Original-LPs, alle mit aufklappbaren<br />
Hüllen mit den (mikroskopisch kleinen,<br />
aber dennoch lesbaren) Texten auf<br />
den Innenseiten. Immer noch atemberaubend<br />
das von David Crosby produzierte<br />
Debüt SONG TO A SEAGULL,<br />
bittersüß die Romantik-Reflexionen<br />
von BLUE, traumwandlerisch die<br />
Westcoast-Fantasien von LADIES OF<br />
THE CANYON, erste Annäherungen<br />
an Jazz mit COURT AND SPARK,<br />
die sie auf HEJIRA und MINGUS zur<br />
Perfektion brachte. Eine Künstlerin,<br />
die immer ihren eigenen Weg ging, die<br />
der Versuchung, kommerziell erfolgreich<br />
zu sein (so in etwa mit der Top-<br />
20-Single “You Turn Me On, I’m A<br />
Radio” von FOR THE ROSES), schon<br />
immer unerschrockene, innovative und<br />
aus heutiger Sicht auch wegweisende<br />
Musikalität entgegenstellte.<br />
(Rhino/Warner, 2012, 10 CDs) us<br />
PURPLE SCHULZ<br />
SO UND NICHT ANDERS<br />
Kinder, wie die Zeit vergeht: Unglaubliche<br />
15 <strong>Jahre</strong> sind ins Land gezogen,<br />
seit uns Purple Schulz ein neues<br />
Studio-Album geschenkt hat. Das<br />
vergisst man gerne, denn zumindest<br />
als Radiohörer weidet man sich weiter<br />
an Evergreens wie “Verliebte Jungs”,<br />
“Kleine Seen” oder dem dramatischunsterblichen<br />
“Sehnsucht” mit dem<br />
waidwunden Schrei “Ich will raus”.<br />
Egal: Schulz und sein musikalischer<br />
Langzeitpartner Josef Piek hatten<br />
1997, nach eigener Aussage, „die Faxen<br />
dicke mit der Plattenfirma, schon<br />
damals ging es in der Branche mehr<br />
ums Geschäft als um die Musik”, beklagt<br />
der Kölner. Jetzt ist der Rheinländer<br />
– ohne Piek – mit einem fulminanten<br />
neuen Werk zurückgekehrt,<br />
das sämtliche Purple-Schulz-Vorzüge<br />
bündelt: intelligente Texte zwischen<br />
Ironie, Witz und Empathie, gepaart mit<br />
unverkennbaren Melodien, die einen<br />
auch in 15 <strong>Jahre</strong>n noch angenehm verfolgen<br />
werden. Chapeau!<br />
(Rakete/Rough Trade, 2012,<br />
14/64:29) mfg<br />
THE OSMONDS<br />
AROUND THE WORLD –<br />
LIVE IN CONCERT<br />
Die Hysterie in<br />
den 70er <strong>Jahre</strong>n<br />
um die US-<br />
Familienband<br />
The<br />
Osmonds<br />
ist heute nicht<br />
mehr recht vorstellbar.<br />
Hörbar wird das beim Konzertmitschnitt<br />
von 1975. Die Show war<br />
clever strukturiert und dramaturgisch<br />
aufgebaut, die Hits “Crazy Horses”,<br />
“Down By The Lazy River” oder<br />
“Some Kind Of Wonderful” wurden<br />
geschickt eingestreut, um die Stimmung<br />
zu pushen. Doch die Geschwister<br />
hämmerten nicht nur all ihre Erfolge<br />
heraus – inklusive Medleys von Donny<br />
& Marie sowie von Little Jimmy mit<br />
Streifzügen durch ihr Soloreper<strong>to</strong>ire –,<br />
sondern interpretierten Rock’n’Roll-<br />
Klassiker und demonstrierten wie<br />
Merrill bei seiner Banjo-Einlage handwerkliches<br />
Können. Und das Publikum<br />
wurde zum selbstständigen Performer<br />
gemacht. Insofern unterhält AROUND<br />
THE WORLD nicht nur, sondern<br />
könnte auch als akustisches Lehrbuch<br />
für Newcomer herhalten.<br />
(7T’s/Rough Trade, 1975,<br />
12/42:44, 7/36:06) pro<br />
LOVE & MONEY<br />
THE DEVIL’S DEBT<br />
Manche Dinge scheinen nie aus der<br />
Mode zu kommen. Als die schottische<br />
Band Love & Money 2011<br />
nach 16-jähriger Bühnenabstinenz zu<br />
einem einmaligen Auftritt beim Celtic<br />
Connection Festival in Glasgow wieder<br />
zusammenfand, war die Resonanz<br />
des Publikums so gut, dass sich James<br />
Grant (voc, g), Douglas McIntyre (g),<br />
Paul McGeechan (keys) und Gordon<br />
Wilson (dr) dazu entschlossen, Love &<br />
Pop<br />
Money mit einem neuen Album wieder<br />
aufleben zu lassen. Wie gewohnt nahm<br />
Sänger James Grant das Songwriting in<br />
die Hand, schließlich sollte die Musik<br />
von THE DEVIL’S DEBT ja so nahtlos<br />
wie möglich an ihre erfolgreichen<br />
Zeiten Ende der 80er <strong>Jahre</strong> anschließen,<br />
als sie mit Songs wie “Hallelujah<br />
Man” und “Jocelyn Square” Freunde<br />
gut gemachten Blue-Eyed-Souls beglückten.<br />
Fans dieser Musikrichtung<br />
werden Love & Money wahrscheinlich<br />
immer noch auf der Landkarte haben,<br />
doch auch wem Dream-Pop oder edler<br />
New Wave à la Spandau Ballet gefallen,<br />
der dürfte hier an der richtigen<br />
Adresse sein.<br />
(Vertical Records/Import, 2012,<br />
10/44:<strong>40</strong>) tk<br />
ROD STEWART<br />
MERRY CHRISTMAS, BABY<br />
Sentimental.<br />
Gefühlselig.<br />
Nett.<br />
Risikoscheu.<br />
So tönt<br />
Altmeister<br />
Rod<br />
Stewart<br />
auf seiner ersten<br />
Weihnachtsplatte ht tt überhaupt. Die<br />
passt sich mit sanftem Bigband-<br />
Swing nahtlos in seine „Great American<br />
Songbook”-Reihe ein. Mit “Silent<br />
Night”, “Santa Claus Is Coming<br />
<strong>to</strong> Town”, “When You Wish Upon A<br />
Star” und “White Christmas” nahm<br />
der Sänger sich Klassiker vor, die er<br />
in ihrer geläufigen Form anstimmt.<br />
Aufhorchen lassen allenfalls das<br />
mit den Produzenten David & Amy<br />
Foster verfasste “Red-Suited Super<br />
Man” dank des Gastspiels von<br />
Trombone Shorty sowie die Duette<br />
mit Mary J. Blige und Cee Lo Green<br />
(plus Michael Bublé). Grenzwertig:<br />
das virtuelle Duett mit Ella Fitzgerald<br />
bei “What Are New Years Eve”.<br />
Stewarts Kon<strong>to</strong> füllt sich jedenfalls,<br />
und für sanft blubbernde Hintergrundmusik<br />
bei der Bescherung ist<br />
auch gesorgt.<br />
(Universal, 2012, 13/46:11) pro<br />
JERRY LORDAN<br />
ALL MY OWN WORK<br />
Jerry Lordan teilt sein hartes Los mit<br />
vielen hervorragenden Komponisten.<br />
Obwohl die Shadows mit seinem Song<br />
“Apache” über eine Million Singles<br />
verkauften und 1960 für fünf Wochen<br />
an der Spitze der britischen Charts<br />
standen, ist er heutzutage nur noch<br />
Spezialisten (und natürlich Good-<br />
Times-Lesern) ein Begriff. Dabei gelangte<br />
er schon ein Jahr zuvor mit seinem<br />
selbst gesungenen “I’ve Waited<br />
So Long” in die Charts und hatte im<br />
Laufe der 60er <strong>Jahre</strong> drei weitere Hits.<br />
1961 veröffentlichte er auf Parlophone<br />
das Album ALL MY OWN WORK<br />
(u.a. mit seiner “Apache”-Version),<br />
das jetzt, remastert und um zahlreiche<br />
Tracks ergänzt, wiederveröffentlicht<br />
wird. Neben all seinen Singles sind<br />
dies zahlreiche Songs, die er zusammen<br />
mit dem Johnny Spence Orchestra<br />
aufgenommen hat. Als Besonderheit<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41