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DVD<br />
REVIEWS<br />
PAT METHENY<br />
THE ORCHESTRION PROJECT<br />
Pat Me<strong>the</strong>ny hat<br />
während seiner Karriere<br />
die Fans immer<br />
wieder durch unverhoffte<br />
stilistische<br />
Extravaganzen begeistert.<br />
Mit THE<br />
ORCHESTRION<br />
PROJECT erforscht<br />
er sowohl musikalisch<br />
als auch technisch neues Terrain. Im<br />
Grunde genommen ist das Orchestrion ein<br />
Ein-Mann-Orchester, da Me<strong>the</strong>ny mit seiner<br />
Gitarre durch technische Raffinessen<br />
verschiedenste Instrumente ansteuert und<br />
in einem höchst individuellen Soundbild<br />
vereint. Ein Piano, verschiedene Glocken,<br />
Perkussioninstrumente allgemein und auch<br />
ein Vibrafon gehören zu den Klangkörpern,<br />
mit denen er seinen ruhigen, mal aufwühlenden<br />
und dann wieder hochexperimentellen<br />
Modern Jazz performt. Die erste DVD<br />
zeigt die faszinierende „Orchestrion Suite”<br />
und bekannte Songs wie “Unity Village”<br />
oder “An<strong>to</strong>nia”, bei denen zu keiner Sekunde<br />
Langweile aufkommt. Auf der zweiten<br />
DVD wird das Projekt ausgiebig vorgestellt,<br />
und auch Clips von den Sessions zum<br />
2010 erschienenen Album sind zu sehen.<br />
Abgerundet wird das Ganze mit einem<br />
Interview mit Me<strong>the</strong>ny selbst. Klasse und<br />
innovativ!<br />
(Eagle Vision/edel, 2012, 173 Min.) at<br />
PETER GABRIEL<br />
SO<br />
Wer neben den zusätzlichen<br />
Tracks<br />
und Live-Aufnahmen<br />
(siehe Highlight<br />
Box diese Ausgabe)<br />
von Peter Gabriels<br />
SO auch noch einen<br />
Blick auf die Entstehungsgeschichte<br />
dieses epochalen Albums<br />
werfen möchte, für den kommt diese<br />
Blu-ray aus der „Classics Album”-Reihe<br />
wohl genau zur richtigen Zeit. Dabei dürfen<br />
die zahlreiche Künstler, die an der Entstehung<br />
dieser Musik und seiner bahnbrechenden<br />
Videos beteiligt waren, ihre Sicht<br />
der Dinge erzählen. Neben Jerry Marotta,<br />
Manu Katché und Tony Levin hört man natürlich<br />
auch Peter Gabriel selbst, sowie den<br />
Co-Produzenten Daniel Lanois und Toningenieur<br />
Kevin Killen. Interessant ist auch das<br />
gut 30 Minuten umfassende Bonus-Material<br />
(u.a. „The Making Of Sledgehammer”), das<br />
in der ursprünglichen TV-Version nicht zu<br />
sehen war.<br />
(Eagle Vision/edel, 2012, 94 Min.) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
CHICO & RITA<br />
Der<br />
Animationsfilm<br />
ist in den vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n<br />
erstaunliche<br />
Wege<br />
gegangen. Streifen<br />
wie<br />
„Persepolis”<br />
oder „Waltz With<br />
Bashir” haben sich<br />
ungewöhnlicher,<br />
bis da<strong>to</strong> als eher<br />
zeichentrickfern eingeschätzter, teils<br />
brisanter Themen angenommen. In dieser<br />
Reihe ist auch die spanisch-britische<br />
Koproduktion „Chico & Rita” zu sehen,<br />
die die dramatische und bewegende Liebesgeschichte<br />
eines Musikerpaars in Havanna<br />
und New York in den späten <strong>40</strong>er<br />
<strong>Jahre</strong>n zum Höhepunkt der Afro-Cuban-<br />
Jazz-Welle erzählt. Statt mit computeranimierter,<br />
temporeicher Disney- oder<br />
Pixar-Äs<strong>the</strong>tik beeindruckt der mit vielen<br />
internationalen Preisen ausgezeichnete,<br />
für den Oscar nominierte Trickfilm mit<br />
ruhigen, äs<strong>the</strong>tischen, in Handarbeit und<br />
mit viel Liebe zum Detail gezeichneten<br />
Bildern. Im Soundtrack läuft die heiße,<br />
rhythmische Musik von Dizzy Gillespie,<br />
Cole Porter, Thelonious Monk und Bebo<br />
Valdés.<br />
(Good Movies/Indigo, 2012, 93 Min.) frs<br />
PAUL McCARTNEY<br />
LIVE KISSES<br />
Die<br />
Bezeichnung<br />
Dokumentation trifft<br />
es im Falle Paul<br />
McCartney zu 100<br />
Prozent. Denn LIVE<br />
KISSES – FROM<br />
CAPITOL<br />
STU-<br />
DIOS,<br />
HOLLY-<br />
WOOD dokumentiert<br />
im wahrsten Sinne<br />
des Wortes. Und zwar die Aufführung von<br />
13 Songs seines im Februar veröffentlichten<br />
Album KISSES ON THE BOTTOM.<br />
Darauf hatte der Ex-Beatle jazzig angelegte<br />
Standards croonermäßig neu interpertiert,<br />
die er einst durch seinen Vater kennen gelernt<br />
hatte. Live offerierte McCartney aber<br />
nicht nur die per Stream im Internet übertragenen<br />
und vom öffentlich-rechtlichen<br />
Sender PBS ausgestrahlten Stücke, sondern<br />
gab mit Produzent Tommy LiPuma<br />
ein ausführliches Interview, desgleichen<br />
seine Mitstreiter/Gäste wie Diana Krall,<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n und Joe Walsh. Die Gespräche<br />
wurden zwischen die Songs gebaut und<br />
um einen reichhaltigen Bonus-Teil ergänzt<br />
– herausgekommen ist eine erstklassige<br />
Doku eines speziellen Ereignisses, perfekt<br />
als Weihnachtsgeschenk geeignet.<br />
(Eagle Vision/edel, 2012, 127 Min.) pro<br />
BERLUC<br />
DAMALS WAR’S …<br />
IM FERNSEHEN<br />
Diese DVD ist<br />
ein reines Fan-<br />
Geschenk:<br />
Von<br />
Schlagzeuger<br />
Dietmar<br />
Ränker<br />
selbst<br />
produziert<br />
und im Eigenvertrieb<br />
unter die<br />
Leute<br />
gebracht,<br />
beinhaltet sie lediglich<br />
zwölf TV-Auftritte der ostdeutschen<br />
Heavy-Rock-Speerspitze Berluc aus<br />
der Zeit zwischen 1978 und 1989. Ränker<br />
hat dafür in den MDR-Archiven gewühlt<br />
und sich die Genehmigung zur Veröffentlichung<br />
geholt. Und was in Sachen<br />
Qualität und Ausstattung eher bescheiden<br />
rüberkommt, dürfte Anhängern der Band<br />
Freudentränen in die Augen treiben. Chronologisch<br />
sortiert sind neben dem Metal-<br />
Gassenhauer “No Bomb” von 1983 weitere<br />
Hits wie “Die Erde lebt”, “Gradaus”<br />
oder “Das in hundert <strong>Jahre</strong>n” zu sehen.<br />
Kurios, wenn beim Auftritt Berlucs mit<br />
“Bleib Sonne bleib” in der Jugendsendung<br />
„Rund” der Modera<strong>to</strong>r die Musik zwischen<br />
Pink Floyd und Manfred Mann verortet<br />
und konstatiert, dass die Band „hörbar und<br />
eingängig” sei, „ohne Krach und gewaltige<br />
Phonstärke”. Deutlich macht die Zusammenstellung,<br />
dass Sänger Manfred Kähler<br />
im Osten ein absoluter Ausnahme-Frontmann<br />
war, der Berluc trotz des durchaus<br />
charismatischen Ralf Dohanetz (mit drei<br />
Songs auf der DVD vertreten) nach seinem<br />
Ausstieg 1988 schmerzlich fehlte.<br />
(Eigenproduktion, 2012, 51 Min.) jub<br />
PAUL SIMON<br />
LIVE IN NEW YORK CITY<br />
Mit SO BEAUTI-<br />
FUL OR SO WHAT<br />
kehrte Paul Simon<br />
2011 nach einigen<br />
<strong>Jahre</strong>n Albumpause<br />
grandios zurück. Zudem<br />
ging er wieder<br />
ausgedehnt auf Tour,<br />
die ihn für wenige<br />
Stationen auch nach<br />
Deutschland führte (siehe Live-Bericht im<br />
<strong>GoodTimes</strong> 5/2011). Das Abschlusskonzert<br />
des USA-Abschnitts seiner Welt<strong>to</strong>urnee gab<br />
er am 6. Juni in der New Yorker Webster<br />
Hall, einem his<strong>to</strong>rischen Theater, das nur<br />
1200 Zuschauer fasst. Den Gig ließ Simon<br />
in Bild und Ton aufzeichnen, das Ergebnis<br />
ist jetzt auf der großartigen Live-DVD bzw.<br />
-Blu-ray (wahlweise plus songidentischer<br />
Doppel-CD) LIVE IN NEW YORK CITY<br />
zu bewundern. Die Bildführung ist angenehm<br />
ruhig, im Vordergrund steht die Musik.<br />
Aus Simons gut eingespielter Begleitband<br />
stechen insbesondere Gitarrist Mark<br />
Stewart und Bassist Bakithi Kumalo (der<br />
schon auf GRACELAND mitwirkte) hervor.<br />
Das Reper<strong>to</strong>ire reicht mit “The Only<br />
Living Boy In New York” und einem superb<br />
solo vorgetragenen “Sounds Of Silence”<br />
zurück bis in Simon & Garfunkel-Zeiten,<br />
streift die 70er <strong>Jahre</strong> (“50 Ways To Leave<br />
Your Lover”, “Still Crazy After All These<br />
Years”), die World-<strong>Music</strong>-Phase (“The Boy<br />
In The Bubble”, “Diamonds On The Soles<br />
Of Her Shoes”) und landet schließlich bei<br />
den wunderschönen Songs von SO BEAU-<br />
TIFUL OR SO WHAT.<br />
(Hear/Universal, 2012, DVD 93 Min.,<br />
CD 10/48:16, 10/45:09)<br />
frs<br />
THE DOORS<br />
LIVE AT THE BOWL ’68<br />
Die altehrwürdige<br />
Hollywood Bowl<br />
gehörte in den<br />
Sechzigern zu den<br />
wichtigsten Veranstaltungsorten<br />
der<br />
USA, und wer es<br />
geschafft hatte, das<br />
dortige Publikum<br />
zu überzeugen,<br />
durfte sich auf weitere Gigs freuen. Zum<br />
ersten Mal ist nun das gesamte Konzert der<br />
Doors zu sehen, und das auch noch in einer<br />
guten Qualität, da die alten Filmaufnahmen<br />
sorgsam restauriert wurden. Zwar mussten<br />
DVD – Blu-ray<br />
die Techniker bei einem Track wie zum Beispiel<br />
“Hello, I Love You” ein wenig schummeln,<br />
da damals die Gesangs-Audiospur bei<br />
der Nummer streikte, aber das Ergebnis (ein<br />
Zusammenschnitt von einzelnen Phrasen<br />
des Gesangs von Jim Morrison aus anderen<br />
Konzerten) verblüfft. Ein gelungenes Konzert,<br />
wenn auch nicht das beste der Doors,<br />
da Morrison bei einigen Passagen neben<br />
sich zu stehen scheint. Zu den zahlreichen<br />
Bonus-Features zählen Interviews mit den<br />
noch lebenden Bandmitgliedern, ein Bericht<br />
über das Konzert, zwei Clips aus TV-Shows<br />
(besonders sehenswert “Light My Fire” aus<br />
der Jonathan Winters Show mit psychedelischen<br />
Effekten) und ein Video zu “Gloria”.<br />
(Eagle Vision/edel, 2012, 135 Min.) at<br />
THE WHO<br />
LIVE IN TEXAS ’75<br />
Diese DVD ist ein<br />
wahres Ärgernis!<br />
Warum? Jeder, aber<br />
wirklich jeder wird<br />
sich ärgern, nicht bei<br />
diesem packenden,<br />
rauen und gleichzeitig<br />
gefühlvollen<br />
Konzert vom 20.<br />
November 1975 dabei<br />
gewesen zu sein! Sowohl Bild als auch<br />
Ton (einen Hauch zu höhenreich) wurden<br />
von dem Mischschpult-Ass Jon Astley erstklassig<br />
restauriert, so dass sich nicht nur<br />
Fans der legendären Gruppe auf fast zwei<br />
Stunden blendende Unterhaltung freuen<br />
dürfen. Beginnend mit “Substitute”, bei<br />
dem The Who für ordentlichen Druck sorgen,<br />
geht es weiter mit Klassikern (“Baba<br />
O’Riley”), Material aus TOMMY (“Acid<br />
Queen”, “Pinball Wizard”) und dem unvermeidlichen<br />
“My Generation”. Nach fast<br />
zwei Stunden könnte man meinen, dass den<br />
Jungs die Puste ausgegangen ist, doch die<br />
Abfolge “Roadrunner”, “Won’t Get Fooled<br />
Again” und ein erstklassiges “Magic Bus”<br />
belehren jeden Zweifler eines Besseren.<br />
LIVE IN TEXAS ’75 ist eines dieser Konzerte,<br />
bei denen sich der Nachwuchs mal<br />
eine Scheibe in Sachen Classic Rock abscheiden<br />
kann – und zwar eine dicke.<br />
(Eagle Vision/edel, 2012, 117 Min.) at<br />
CITY<br />
<strong>40</strong> JAHRE CITY – DAS KONZERT<br />
„Live aus dem Tempodrom,<br />
Berlin”<br />
heißt der Untertitel<br />
des Mitschnitts des<br />
Konzerts, mit dem<br />
City am 23. März<br />
2012 ihr <strong>40</strong>-jähriges<br />
Bestehen feierten.<br />
Ungewöhnlich: Sänger<br />
Toni Krahl dankt<br />
den Fans explizit, bevor die Aufzeichnung<br />
startet. Die Ost-Rockveteranen waren prächtig<br />
in Form, rockten satt mit dreiköpfiger<br />
Bläserverstärkung und erhielten Besuch von<br />
Anna Loos und Uwe Hassbecker von Silly<br />
oder Dieter „Maschine” Birr (Puhdys), die<br />
bei je einem neuen City-Titel mitsangen und<br />
eine eigene Nummer beisteuerten. Höhepunkt<br />
ist das Finale “Casablanca” mit allen<br />
Beteiligten (inklusive Die Zöllner). Die bei<br />
Songübergängen eingebauten Statements<br />
stören nicht; zwei der auf DVD ausgelas-<br />
Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>