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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s 40 Jahre Musikladen (Vorschau)

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CD<br />

REVIEWS<br />

RABIH ABOU-KHALIL<br />

HUNGRY PEOPLE<br />

Von den vielen Projekten des im Libanon<br />

geborenen, heute wahlweise in München<br />

und Frankreich lebenden Oud-Spielers<br />

Rabih Abou-Khalil ist das Mediterranean<br />

Quintet sein langlebigstes. Bereits seit<br />

zwölf <strong>Jahre</strong>n spielt der Meister der arabischen<br />

Kurzhalslaute mit Gavino Murgia<br />

(sax), Luciano Biondini (acc), Michel Godard<br />

(tuba) und Jarrod Cagwin (dr, perc)<br />

zusammen. Das Quintett ist inzwischen<br />

dermaßen eingespielt, dass sein unverwechselbarer<br />

Mix aus Jazz sowie östlichen<br />

und mediterranen Musikstilen immer ambitionierter<br />

und komplexer ausfällt, zugleich<br />

aber auch immer leichtfüßiger. Das jüngste<br />

Album HUNGRY PEOPLE, auf dem sich<br />

die fünf Virtuosen gegenseitig zu Höchstleistungen<br />

antreiben, setzt erneut Maßstäbe<br />

in Sachen World-Jazz.<br />

(World Village/Harmonia Mundi,<br />

2012, 10/56:46) frs<br />

MILES DAVIS<br />

MILESTONES<br />

Mit seiner Platte<br />

KIND OF BLUE<br />

schrieb Miles Davis<br />

Jazzgeschichte. Nur<br />

ein Jahr zuvor spielte<br />

er ein bedeutendes<br />

Album ein, auf dem<br />

er sein melodiöses Gefühl und die rhythmische<br />

Extravaganz weiterentwickelte.<br />

Allein die Besetzung lässt Jazz-Freunde<br />

aufhorchen: Julian „Cannonball” Adderly,<br />

John Coltrane, Red Garland, Paul Chambers<br />

und Philly Joe Jones waren ein Dreamteam,<br />

das sich im Studio gegenseitig anstachelte<br />

und zur Höchstleistung antrieb. Die perfekten<br />

Harmonielinien von “Miles<strong>to</strong>nes”,<br />

untermalt von der swingenden Rhythmussektion,<br />

gehören nach wie vor zum Reper<strong>to</strong>ire<br />

vieler Jazzcombos, wohingegen “Billy<br />

Boy” speziell aufgrund der Pianopassagen<br />

punktet. Vergessen werden sollten aber<br />

nicht das legendäre “Sid’s Ahead”, praktisch<br />

ein Symbol des „Coolen”, und das rasante<br />

“Straight, No Chaser”, eine komplexe<br />

Komposition, die durch Gegenrhythmen<br />

wirkt. Durch das Mastering von Rob Lo-<br />

Verde klingt die Scheibe außergewöhnlich<br />

au<strong>the</strong>ntisch und „rund”.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1958, 6/48:30) at<br />

WOLFGANG HAFFNER<br />

HEART OF THE MATTER<br />

Eben so, wie der Albumtitel HEART OF<br />

THE MATTER ein schönes Wortspiel ist,<br />

das aus der „Herzensangelegenheit” ein<br />

„Herz der Sache” macht, eben so „mit<br />

Herz” agieren Wolfgang Hafner und seine<br />

Mitmusiker auf diesem Album. Dabei ist<br />

es ihnen (wieder einmal) gelungen, ihre<br />

Stücke so anzurichten, dass sie zunächst<br />

verspielt und fast beiläufig daherkommen,<br />

dass sich die dem Jazz so oft (negativ)<br />

nachgesagte Ernsthaftigkeit bei Haffners<br />

Kompositionen in keinster Weise einstellen<br />

will. Götz Alsmann steuert ein federleichtes<br />

Akkordeon bei, Till Brönner ein virtuoses<br />

Flügelhorn, selbst die sonst so markanten<br />

Gitarrenlicks von Chuck Loeb passen sich<br />

bestens in das entspannte Gesamtkonzept<br />

ein. Mit Céline Rudolph, Shovell und Tho-<br />

mas Quasthoff gibt es auch drei Stücke mit<br />

Gesang, die sich hervorragend zu den rein<br />

instrumentalen Stücken gesellen. Ohne<br />

Zweifel sind Haffner & Co. mitten im Herzen<br />

der Sache angekommen, ist ihnen ein<br />

wunderschön relaxtes Album gelungen.<br />

(ACT/edel, 2012, 12/53:12)<br />

us<br />

GEORGIE FAME<br />

LOST IN A LOVER’S DREAM<br />

Wie – keine Hammond?<br />

Keine Drums<br />

oder Singing Horns?<br />

Fames alte Freunde<br />

aus Zagreb garantieren,<br />

dass die melodisch-rhythmische<br />

Begleitung ein volles Klangbild ergibt, selbst<br />

wenn Primaz Grasic seinen Partner Mario<br />

Mavrin ein Basssolo spielen lässt oder er sich<br />

bei eigenen Ausflügen auf seiner Yamaha<br />

auf Mavrins sechs Bongo-Bassseiten stützen<br />

muss. Fames Gesang steht im Mittelpunkt<br />

des klaren Spektrums. Mit fast 70 strahlt er<br />

noch immer die Wärme, Dynamik, Zar<strong>the</strong>it<br />

und Phrasierungskunst eines jungen Künstlers<br />

aus. Tonumfang und humorige Einlagen sind<br />

intakt, während die Präzision eher noch zunimmt.<br />

Fame schwelgt in Balladen wie “My<br />

Foolish Heart”, “Cry Me A River” und starken<br />

Eigenwerken wie “How Blue” oder “Singing<br />

Horn”. Es ergeben sich willkommene rhythmische<br />

Varianten: Das Likör-Lamen<strong>to</strong> seines<br />

Freundes Andy Fairwea<strong>the</strong>r Low, “Wide-<br />

Eyed And Legless” – bei dessen Original er<br />

1975 mitwirkte – bekommt ein federleichtes<br />

Bossa-Nova-Arrangement, seine Hommage-<br />

Erwiderung an „Blossom” Dearie aus SE-<br />

VENTH SON ist ein beschwingter Walzer.<br />

Mit dem “Skiing Blues” gibt es eine weitere<br />

stilistische Variante. Beim George-Gershwin-<br />

Standard “I Can’t Get Started (With You)” aus<br />

den 30er <strong>Jahre</strong>n schreibt sich der Profi (seit<br />

1958) neue Zeilen auf den Leib: „I <strong>to</strong>ured with<br />

Basie’s band for a while, and Tony Bennett<br />

sketched my profile”. Ein Juwel.<br />

(Three Line Whip/Import, 2012,<br />

12/50:25) utw<br />

ROYAL STREET<br />

ORCHESTRA<br />

VISIBLE AT GIVEN<br />

TEMPERATURE<br />

Die Macher des Hazelwood-Labels staunten<br />

nicht schlecht, als sie in Wuppertal zufällig<br />

in einen Auftritt des Royal Street Orchestra<br />

hineingerieten. Ihre Plattenfirma (Mardi Gras.<br />

BB, King Khan etc.) ist zwar eigentlich auf<br />

Independent- und Americana-Rock spezialisiert.<br />

Doch mit ihrem feurigen, tanzbaren<br />

Mix aus Maghreb- und Balkan-Sounds hatte<br />

die neunköpfige Multikulti-Formation aus<br />

dem Bergischen Land die Hazelwood-Leute<br />

schnell für sich eingenommen, so dass sie ihr<br />

Debüt auf dem Label veröffentlichen durften.<br />

Da hört man Geigen seufzen, flinke Akkordeonläufe<br />

und Bouzoukisaiten flirren. Mit Folklore<br />

hat das indes nur wenig zu tun, denn E-<br />

Bass, Drums und Elektronik (für Samples und<br />

Scratches ist als Gast DJ Mahmut von Mardi<br />

Gras.BB dabei) legen tiefe, treibende Beats, so<br />

dass man sich streckenweise an vergleichbare<br />

kulturübergreifende Projekte wie Transglobal<br />

Underground oder Suns Of Arqa erinnert fühlt.<br />

Hier groovt die globalisierte Welt!<br />

(Hazelwood/Rough Trade, 2012,<br />

9/35:55) frs<br />

Jazz & World <strong>Music</strong><br />

ASTRID<br />

HIGH BLUES<br />

Der Name der Gruppe und erst recht ihre<br />

Musik deuten auf Skandinavien hin. Doch<br />

Astrid sind eine französische Band, gegründet<br />

1997 von Cyril Secq und Yvan Ros<br />

als Gitarren-Schlagzeug-Duo und durch<br />

das Hinzukommen von Vanina Andreani<br />

und Guillaume Wickel zum Quartett aufges<strong>to</strong>ckt.<br />

Nun macht man mit Gitarren,<br />

Harmonium, Standbass, Violine, Kalimba,<br />

Klarinette, Bassklarinette, Rhodes-Piano,<br />

Schlagzeug und Perkussion Instrumentalmusik<br />

der leisesten, aber ungemein intensiven<br />

Art. Der HIGH BLUES der Gruppe<br />

hat mit Blues im engeren Sinne nichts zu<br />

tun. Stattdessen ertönt eine weiße Improvisationsmusik,<br />

die ihre Wurzeln in der<br />

Ambient <strong>Music</strong>, sanftem Pop-Rock-Jazz,<br />

europäischer Klassik des 20. Jahrhunderts<br />

und ein wenig Seventies-Folk hat. In Namen<br />

ausgedrückt reicht das Spektrum von<br />

Maurice Ravel und Erik Satie über Philip<br />

Glass und Brian Eno bis zu Mark Hollis<br />

(Talk Talk). Dies ist Musik für kleinste<br />

Clubs, Kirchen, Vernissagen in angesagten<br />

Galerien und Keller<strong>the</strong>atern. Und natürlich<br />

für die ganz ruhigen Stunden daheim<br />

bei einem Glas guten Rotwein. Wer dieser<br />

Musik konzentrierte Entspannung, Offenohrigkeit<br />

und Geduld entgegenbringt, wird<br />

reichlich belohnt!<br />

(Rune Gramofon/Cargo, 2012,<br />

5/52:52) hjg<br />

YASMIN LEVY<br />

LIBERTAD<br />

Yasmin<br />

Levy<br />

hat eine der der<br />

schönsten<br />

Stimmen<br />

in der an guten<br />

Sängerinnen nicht<br />

gerade armen spanischsprachigen<br />

Wlt Welt. Wobei Wbi „spanischsprachig” freilich<br />

nicht ganz zutrifft, denn erstens lebt Levy<br />

in Israel, und zweitens ist das Spanisch,<br />

das sie singt, Ladino, die alte romanische<br />

Sprache der einstmals auf der iberischen<br />

Halbinsel lebenden sephardischen Juden.<br />

Doch ihr mit einer satten Portion Flamenco<br />

und leichten Prise Tango gewürzter,<br />

emotionsgeladener Stilmix steht ganz klar<br />

im Erbe ihrer spanischen Vorfahren. Mit<br />

LIBERTAD (Freiheit) legt die 36-Jährige<br />

ihr fünftes Studio-Album vor. Neben Levy<br />

selbst beeindruckt besonders Gitarrist Yechiel<br />

Hasson, der aus seinen Nylonsaiten<br />

einfühlsame, im Flamenco wurzelnde Töne<br />

herauskitzelt. Für Überraschungen sorgt<br />

diesmal das String Orchestra Istanbul, das<br />

der klagenden Ladino-Musik mit seinen<br />

auf- und abschwellenden Streichertönen<br />

einen Hauch von Orient verleiht. Geheimnisvoll,<br />

schön, hin- und mitreißend!<br />

(World Village/Harmonia Mundi,<br />

2012, 12/54:32) frs<br />

NILS LANDGREN<br />

CHRISTMAS WITH MY<br />

FRIENDS III<br />

„Never change a winning team” scheint<br />

sich Nils Landgren gedacht zu haben, als<br />

er den beiden höchst erfolgreichen Vorgängern<br />

nun mit CHRISTMAS WITH MY<br />

FRIENDS III schon das dritte Weihnachtsalbum<br />

mit nordischem Jazz folgen lässt.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61<br />

kult!<br />

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