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H<br />
ERBERT<br />
Fo<strong>to</strong>: © An<strong>to</strong>n Corbijn<br />
" ICH BIN EIN GNADENLOSER OPTIMIST! "<br />
Von wegen, "Grönemeyer kann nicht tanzen",<br />
bereitet an einem Live-Abend, machen die Band und<br />
wie Bela B. (Die Ärzte) und der spitzzüngige<br />
ich weiter und weiter. Und Zugaben fallen häufig<br />
Au<strong>to</strong>r Wiglaf Droste auf der gleichnamigen<br />
endlos aus, denn sie sind das Dessert jedes Auftritts.<br />
Single 1989 despektierlich behaupteten: Der Mann<br />
Inzwischen bin ich auch gern das Zentrum auf der<br />
tanzt mittlerweile jeden Abend, den er auf einer<br />
Bühne. Während ich mich früher meist hinter dem<br />
Konzertbühne steht, geradezu wie ein Derwisch!<br />
Klavier versteckt und von dort eher steif fungiert<br />
Vielleicht nicht klassisch elegant, dafür umso leidenschaftlicher.<br />
Herbert Grönemeyer live 2012 ist durch<br />
hinterm Mikrofon, gern auch mit Gitarre.<br />
habe, bin ich jetzt als Frontmann präsent, immer<br />
und durch ein kompaktes Energiebündel, auf der<br />
Höhe seines Schaffens, mit sich im Reinen, mit der<br />
Welt sowieso und mit seiner Musik unbedingt.<br />
Kein Wunder, dass dieser Entertainer – Geburtsort<br />
Göttingen, aufgewachsen in Bochum – seit vielen<br />
<strong>Jahre</strong>n einen Ritterschlag nach dem anderen bekommt.<br />
Das Publikum hievte jedes seiner Alben<br />
seit 1984 aus dem Stand auf die Pole Postion der<br />
Charts und kürte Grönemeyer so mit aktuell knapp<br />
15 Millionen verkaufter Alben zu einem der erfolgreichsten<br />
Musiker aus dem deutschsprachigen Raum.<br />
Und es machte sein 2002 erschienenes Meisterwerk<br />
MENSCH (vier Millionen abgesetzte Einheiten) zum<br />
bislang bestverkauften Album der deutschen Musikhis<strong>to</strong>rie.<br />
Aber auch namhafte Kollegen und Veranstalter<br />
zollen „Herbie" Tribut, wollen Kooperationen<br />
mit ihm auf unterschiedliche Art und Weise eingehen.<br />
GRÖNEMEYER<br />
Einer davon ist der Schweizer Claude Nobs, Mitbegründer<br />
und langjähriger Leiter des 1967 ins Leben<br />
gerufenen Montreux Jazzfestivals. Zu dieser legendären<br />
Veranstaltung können sich Musiker nicht etwa<br />
einkaufen oder -buchen, sie werden vielmehr von der<br />
Leitung eingeladen. Oder eben nicht. Herbert Grönemeyer<br />
wurde 2003 angefragt, er folgte dem Ruf mit<br />
großem S<strong>to</strong>lz und Vergnügen und absolvierte einen<br />
grandiosen Auftritt. Neun <strong>Jahre</strong> später wollte der<br />
inzwischen 76-jährige Nobs Nachschlag von Grönemeyer<br />
– und der heute 56-jährige Künstler war bereit<br />
dazu. Und so gab der Wahl-Berliner und -Londoner<br />
am 14. Juli ein vielumjubeltes Konzert im ausverkauften<br />
Audi<strong>to</strong>rium Stravinski in Montreux vor rund 3500<br />
Besuchern. Sie kamen volle drei Stunden in den Genuss<br />
eines einzigartigen Auftritts, der ab November als<br />
DVD-Mitschnitt (LIVE AT MONTREUX 2012) vorliegen<br />
wird. <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Michael Fuchs-Gamböck<br />
sprach exklusiv mit Grönemeyer in Montreux.<br />
Sie wirken bei Ihren aktuellen Konzerten wie<br />
ausgewechselt: Sie reden launig mit dem Publikum,<br />
tanzen, albern, sind entspannter. Sind Sie<br />
inzwischen der “<br />
lässige Live-Herbert”?<br />
Wenn ein Konzert gelegentlich drei Stunden dauert,<br />
merke ich das gar nicht. Ich bewege mich auf der<br />
Bühne in einer Art Zeitschleife. Wenn es mir Spaß<br />
Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Das Livespielen bereitet also mehr Spaß als<br />
früher?<br />
Das ist in der Tat so! Die Lust darauf wächst von<br />
Tour zu Tour. Die Musiker an meiner Seite sind extrem<br />
gut, da macht das Spielen erst recht Freude. Wir<br />
sind eine <strong>to</strong>lle Crew, seit langem schon, mit vielen<br />
Bandmitgliedern arbeite ich seit den 1980ern zusammen.<br />
Und während wir früher musikalische Partner<br />
waren, bezeichne ich uns inzwischen als echte<br />
Freunde. Unter diesen Umständen kann gar nichts<br />
Langweiliges herauskommen.<br />
“<br />
Musik verwässert Sprache”, haben Sie mal gesagt.<br />
Wie ist das zu verstehen bei einem Künstler,<br />
der großen Wert auf die Texte legt?<br />
Obwohl es nach außen vielleicht anders wirkt:<br />
Eigentlich habe ich mich immer eher als Sänger denn<br />
als Texter gesehen. Ich bin zwangsweise zum Schrei-