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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s 40 Jahre Musikladen (Vorschau)

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mein Leben lang hart dafür bestraft. Jetzt bin ich bald 70 <strong>Jahre</strong> alt – und es<br />

ist schön, dass ich die Dinge seit längerem ein bisschen ruhiger angehen kann.<br />

Zurück zur Frage: Nein, muss man nicht. Den Blues hat man in sich, ein Leben<br />

lang, er hat nichts mit dem Kon<strong>to</strong>stand zu tun. Bluesmusiker sind darüber hinaus<br />

hungrig nach dem Leben auf der Straße und auf den Bühnen dieser Welt.<br />

Das bin ich auch. Immer noch!<br />

Sie wurden "<br />

Sänger des einfachen Mannes" betitelt. Haben Sie mit<br />

dem "<br />

Mann auf der Straße" überhaupt noch was am Hut?<br />

Der einfache Mann erwartet von einem Sänger, dass er Seele zeigt, so viel davon<br />

wie möglich. Ich denke, davon habe ich in meinen Songs trotz meiner endlosen<br />

Karriere nach wie vor jede Menge zu bieten. Das Geheimnis meines Erfolgs ist,<br />

dass ich in jedes einzelne Lied so tief wie möglich mit meiner Persönlichkeit<br />

eintauche und das Äußerste heraushole. Dieser Arbeitsweise werde ich ein Leben<br />

lang treu bleiben, weil sie die intensivsten Ergebnisse hervorbringt. Speziell<br />

Start einer Achterbahn-Karriere: Cocker beim "<br />

Woods<strong>to</strong>ck"-Festival 1969<br />

der so genannte einfache Mann spürt diese Intensität und kauft darum meine<br />

Platten. Und auch deshalb, weil er instinktiv spürt, das ich nach all den <strong>Jahre</strong>n<br />

im Business im Herzen selbst ein einfacher Mann geblieben bin.<br />

Wie beurteilen Sie die Gefahr, Herz und tiefste Empfindungen vor dem<br />

Publikum allzu sehr zu entblößen? Gilt die Gleichung "<br />

Seelen-Striptease<br />

= Masochismus"?<br />

Stimmt schon, vor allem früher war das ganz schlimm bei mir! Inzwischen habe<br />

ich gelernt, mit meinen Kräften ein wenig besser hauszuhalten. In den 70ern<br />

verausgabte ich mich manchmal in einer Nacht auf der Bühne dermaßen, dass<br />

ich für die nächsten beiden Shows nichts mehr an Energie übrig hatte und<br />

hundsmiserable Gigs ablieferte. Inzwischen bin ich etwas vernünftiger geworden.<br />

Ich finde, jeder Fan hat das Recht, eine <strong>to</strong>lle Show zu erleben. Die Leute<br />

zahlen Eintritt für mich, sie sollen so viel wie möglich dafür kriegen, jeder einzelne.<br />

Nur ganz so viel wie bei meinen besten Auftritten früher bekommen sie<br />

nicht mehr. Dafür bin ich schlicht zu alt.<br />

Seit SHEFFIELD STEEL verläuft Ihre Karriere sehr stabil. Haben Sie dadurch<br />

heute eine gewisse Distanz zu den wilden, instabilen 1970ern?<br />

Die Zeit zwischen 1976 und 1981 nenne ich immer meine „verlorenen <strong>Jahre</strong>",<br />

weil ich mich damals selbst zerstörte, Stück für Stück. Aber das ist Vergangenheit<br />

und – ich habe überlebt! Gott sei Dank ging es dann aufwärts mit meiner<br />

Karriere, denn tiefer hätte ich nicht mehr fallen können, dann wäre ich heute<br />

<strong>to</strong>t. Klar, ich neige nach wie vor zu Selbstzerstörung, das scheint in meinen<br />

Genen verankert zu sein. Doch ich habe die Sache heute besser unter Kontrolle.<br />

Die Leute sagen gern, dass Rock'n'Roll ein Spiel für junge Leute sei, aber das<br />

glaube ich nicht: Ich bin jetzt weit über 60 und nach wie vor voll in diesem<br />

Spiel drin. Wenn jemand so lange dabei ist und so viel erlebt hat wie ich, dann<br />

hat er keine Alternative zu dieser Existenz, dann bleibt er dabei. Und ich warne<br />

euch alle und verspreche: Joe Cocker wird auch mit 80 noch dabei sein und<br />

den Blues röhren. So lange, bis sich der Sargdeckel über mir schließt. Ich habe<br />

einfach keine andere Wahl ...<br />

Eine Rezension der aktuellen CD FIRE IT UP lesen Sie auf Seite 46 in diesem<br />

Heft.

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