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Manfred Sexauer<br />
Er ist der "<br />
Mister <strong>Musikladen</strong>": Manfred Sexauer. Der heute 82-Jährige<br />
war das Gesicht der Liveshow, ließ nicht eine Sendung aus. Bekannt<br />
wurde er ab 1965 als Modera<strong>to</strong>r seiner Radio-Sendung "<br />
Hallo Twen"<br />
für Europawelle Saar. Nach dem "<br />
<strong>Musikladen</strong>" blieb Sexauer mit dem<br />
" ARD-Nachtexpress" und dem "<br />
ARD-Radiowecker" dem Rundfunk treu.<br />
Er moderierte außerdem von 1984 bis 1991 die Fernsehpreisverleihung<br />
"<br />
Die Goldene Europa" und hat seit 2007 auf Radio Melodie eine eigene<br />
Sendereihe unter dem Titel "<br />
Das bleiben Hits".<br />
Von Jens-Uwe Berndt<br />
Fo<strong>to</strong>: © Archiv Manfred Sexauer<br />
Wie sind Sie zum "<br />
<strong>Musikladen</strong>" gekommen?<br />
Das war noch während meiner Sendung „Hallo Twen", als mich 1971 Michael<br />
Leckebusch anrief. Er sagte, wir hören mit dem „Beat-Club" auf und machen<br />
dann noch zwei Sendungen „Das waren Hits". Willst du die moderieren? Gern,<br />
meinte ich, und fuhr nach Bremen. Die beiden Shows kamen großartig an,<br />
darum wollte mich Leckebusch für seine neue Sendung „<strong>Musikladen</strong>" als Modera<strong>to</strong>r<br />
haben. Ich war völlig baff und habe mit Freuden zugesagt.<br />
Sie waren bei der Premiere des "<br />
<strong>Musikladen</strong>s"<br />
42 <strong>Jahre</strong> alt, Ihre Co-Modera<strong>to</strong>rin Uschi Nerke<br />
erst 28. Gehörte diese Konstellation – "<br />
Beat-<br />
Club"-Häschen trifft auf reiferen, etwas biederen<br />
Herrn – zum Konzept?<br />
Ich habe gerade wieder ein paar Wiederholungen<br />
gesehen und fand mich gar nicht so bieder. Und<br />
damals war dieser Altersunterschied auch gar keine<br />
Frage. Ich hatte bis dahin nur Jugendsendungen<br />
gemacht: „Hallo Twen" zum Beispiel. Und später<br />
„Show Mix" und „Disco Top Ten". Ich habe auch im<br />
Hörfunk nie konventionelle Sendungen moderiert.<br />
Die Auswahl der Interpreten erschien manchmal etwas abenteuerlich:<br />
gestylte Popacts, Metalbands, New Wave, Disco. Haben diese Gegensätze<br />
stets funktioniert?<br />
Kritische Stimmen gab es immer. Die waren aber grundsätzlich in der Minderzahl.<br />
Meiner subjektiven Meinung nach kamen die Sendungen gut an.<br />
Manchmal war die Star-Dichte recht hoch. Wie lief die Produktion, um all<br />
die Namen unter einen Hut zu bringen?<br />
Das begann zwei Tage vorher mit Besprechungen und Stellproben. Mit der Plattenfirma<br />
wurde abgeklärt, wann die Künstler eintrafen.<br />
Und wenn die da waren, hat Leckebusch ihnen<br />
im<br />
Studio erklärt, wie er sich den Auftritt vorstellte.<br />
Meistens waren die Stars hellauf begeistert von der<br />
gesamten Atmosphäre, weil sie sich in einer Situation<br />
befanden, die sie so nicht kannten. Und so haben<br />
wir auch ein paar ausgefallene Sachen gemacht:<br />
Wir sendeten von der Funkausstellung in Berlin und<br />
aus dem Theater des Westens. Und es waren Leute<br />
dabei, die vom Fernsehen richtig verwöhnt waren:<br />
Johnny Cash, George McCrea, Stevie Wonder und so<br />
weiter. Die wussten schon, wo es langgeht, waren<br />
vom „<strong>Musikladen</strong>" aber jedesmal angetan.<br />
Wer hat für den musikalischen Stilmix im "<br />
<strong>Musikladen</strong>"<br />
gesorgt?<br />
Die Programmhoheit hatte, genau wie zuvor beim<br />
„Beat-Club", Mike Leckebusch. Der entschied völlig au<strong>to</strong>nom darüber, welche<br />
Interpreten eingeladen wurden. Natürlich gab es auch mal von dem einen oder<br />
anderen Vorschläge, die – wenn sie Leckebusch in den Kram passten – auch<br />
realisiert wurden. Ich hatte zum Beispiel im Berliner Friedrichstadtpalast mal<br />
die Puhdys gesehen und Leckebusch gesagt, das sei eine Band aus der DDR,<br />
die wir unbedingt holen sollten. Leckebusch ist hingefahren, hat sie sich angeschaut<br />
und mir später gesagt: War eine gute Idee.<br />
Hatte Leckebusch nach über 20 <strong>Jahre</strong>n Jugend-TV bis zum Schluss den<br />
richtigen Riecher?<br />
Er hat immer auf die neuen Trends gesetzt und damit immer eine gute Spürnase<br />
bewiesen. Damals wurden nach einem „<strong>Musikladen</strong>" rund 35.000 Platten<br />
von Auftretenden verkauft. Das beweist, dass er den Geschmack des Publikums<br />
zu 100 Prozent getroffen hat.<br />
Manfred Sexauer hielt bis zur letzten<br />
Sendung das Mikrofon in der Hand.<br />
Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Ständig unter Stars: Sind Sie trotzdem Fan geblieben,<br />
der bei bestimmten Künstlern noch aufgeregt<br />
war?<br />
Es war immer wieder ein neues Erlebnis. Aber eine Livesendung ist nichts,<br />
was man mal eben mit der linken Hand macht. Da besteht durchgehend eine<br />
gewisse Anspannung, die gar nicht gestattete, wegen irgendwelcher Stars aufgeregt<br />
zu sein.<br />
Sie hatten mit Uschi<br />
Nerke, August-Walter<br />
Thiemann und Christine<br />
Röthig drei Co-Modera<strong>to</strong>ren.<br />
Gab's einen<br />
Favoriten?<br />
Das kann ich im Nachhinein<br />
nicht mehr sagen.<br />
Uschi war natürlich<br />
immer richtig gut,<br />
wenn sie da war. Und<br />
Christine Röthig, die in<br />
Der unbefangene Umgang mit Stars – hier<br />
Robin Gibb – gehörte zu Sexauers Alltag.