Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Duffy Power<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Ray Howard (alias Duffy Power; *9.9.1941) aus<br />
Fulham hatte immer die besten Begleiter: das<br />
Gitarrengenie John McLaughlin ebenso wie<br />
Jack Bruce und Gary Brooker. Warum also<br />
jetzt ein zarter, spartanischer Solo-Unplugged-Ansatz<br />
mit seltenen Gästen? „ Jetzt' ist gut: Wir nahmen das<br />
'<br />
Album schon zwischen 2001 und 2003 auf. Drei <strong>Jahre</strong><br />
dauerte es, weil immer Geld fehlte. Wir versuchten,<br />
verschiedene Musiker zu beteiligen, aber das stellte<br />
sich als Fehler heraus. So kam ich auf die Idee mit<br />
dem sparsamen Klangbild, das nicht auf übliche Bassund-Drums-Begleitung<br />
baut. Ich habe oft mit open<br />
tunings gearbeitet (Anm. d. Au<strong>to</strong>rs: offen' gestimmte<br />
'<br />
Gitarre, bei der leere Saiten einen einfachen Akkord<br />
ergeben). Auf diese Weise spielte eines Tages Bonnie<br />
Raitt jemand einen Skip-James-Song, und ich wollte<br />
so was unbedingt auch machen. So habe ich meine<br />
Nylonklampfe etwa in der Art des Afrikaners Ali<br />
Farka Touré gestimmt und bekam bald eine ganze<br />
Reihe weiterer Gitarrenstimmungen. Zu jeder fiel mir<br />
ein Song ein."<br />
Powers Stimme hat über all die <strong>Jahre</strong> nichts von<br />
ihrer Ausdrucksstärke verloren: „Ich habe immer<br />
gesungen, wenn ich an neuen Nummern arbeitete,<br />
nur eben seit den Neunzigern keine Gigs mehr<br />
gemacht und bin so gesehen im Ruhestand. Aber<br />
ich habe schon wieder drei gute Songs und möchte<br />
genug ansammeln für ein weiteres Album. 2008<br />
erlitt ich leider einen Kollaps und verlor jegliche<br />
Spielfreude. Aber ich arbeite mich wieder auf Anfang<br />
zurück. Meine Kompositionen werden immer<br />
besser, und ich hole alte Tapes wieder hervor." Hat<br />
denn Material aus den zahlreichen Clubgigs mit Dick<br />
Heckstall-Smith überlebt? Power: „Live-Aufnahmen<br />
mit Dick habe ich nicht, doch es gibt einige Radio-<br />
Sendungen. Die könnten sogar erscheinen, aber es<br />
ist schwierig, Inter esse dafür zu wecken. 'Spaces', ein<br />
Heckstall-Smith-Track auf TIGERS, entstand 2001,<br />
nicht 1997, wie es im Booklet steht – das war nur das<br />
Demo. Dick war stets hilfsbereit,<br />
in seiner stillen Art<br />
sehr enthusiastisch, aber er<br />
konnte auch brummig sein.<br />
Wir haben oft hier in meiner<br />
Wohnung gespielt, und<br />
dann ging es zum Greater<br />
London Radio. Für Sendungen<br />
bei denen du noch<br />
nicht mal bezahlt wurdest!<br />
Die waren nur nützlich, um<br />
Fans zu aktuellen Londoner<br />
Gigs zu locken."<br />
Dass Duffy Power mal<br />
mitten in einer Sendung<br />
einen Herzinfarkt hatte,<br />
ist das Boulevard-Müll? „Nein, das stimmt, es war<br />
in Paul Jones' Bluesprogramm bei der BBC. Kein<br />
schwerer Infarkt, bei dem du auf die Erde knallst,<br />
aber ich hatte starke Schmerzen, und sie brachten<br />
mich direkt in die Klinik. Vorher musste ich noch diesen<br />
lächerlich harten Song singen, 'Little Boy Blue',<br />
bei dem Dick richtig klasse auf zwei Saxofonen brillierte.<br />
Mein Gesang schwächelte bereits, aber sie bekamen<br />
es prima auf ihr Band. Wir hätten jedenfalls<br />
genug für eine CD beisammen."<br />
Wie war die Arbeit mit Alexis Korner und Graham<br />
Bond? „Alexis war angenehm, richtig nett. Ich spürte<br />
meine Begeisterung für unsere Projekte, nicht wegen<br />
des Geldes, sondern weil es Alexis Korner war – und<br />
Blues: Er ließ sich eine Menge von mir gefallen – ich<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Comeback auf<br />
der Nylon-Gitarre<br />
1973 sah es recht gut aus für den expressiven Sänger, den<br />
versierten Gitarristen und begnadeten Harp-Spieler. Nach<br />
"<br />
Rock'n'Trad Spectacular"-Revuen zwischen 1958 und 1961,<br />
wild-drogenbetankten Zeiten bei Alexis Korner, Graham Bond<br />
und mit den Fen<strong>to</strong>nes – zu denen sein Lieblingsdrummer Ginger<br />
Baker geholt wurde – war Power als Session-Crack bestens<br />
im Studiogeschäft. Mit DUFFY<br />
POWER kam dann endlich ein Album<br />
mit eigenen und zeitgenössischen<br />
Songs auf den Markt. Das erste in<br />
einer Serie? Leider nicht, es schien<br />
das letzte zu sein, von inspirierten<br />
Kompilationen abgesehen. Vor drei<br />
<strong>Jahre</strong>n schloss das Blues-Porträt<br />
Nr. 24 in <strong>GoodTimes</strong>: "<br />
Für eine Entdeckung ist es auch 2009<br />
09<br />
nicht zu spät." Nun die kleine Sensation: Power ist mit einem<br />
Album zurück, TIGERS. Mit Uli Twelker führte er sein erstes<br />
Interview seit über drei Jahrzehnten.<br />
Der junge Duffy als Spectacular<br />
Rock'n'Trad-Sänger<br />
war naiv, jedenfalls naiver als er. Alexis hat sich nie in<br />
mein Spiel und meinen Gesang eingemischt. Wenn<br />
er dich in seine musikalische Welt holte, konntest<br />
du dich auslassen, er führte keine Regie. Bei seiner<br />
Party zum 50. Geburtstag gab es<br />
allerdings zu viele Musiker, da kam<br />
ich gar nicht zum Zug! Mit Graham<br />
Bond lief die Arbeit damals noch<br />
leicht, er war großartig. Später wurde<br />
er drogenabhängig, er rauchte<br />
Pot und warf gelegentlich eine Pille<br />
ein. Graham zog in eine Wohnung<br />
neben mir, Paris Terrace in Westbourne<br />
Park. Er war ein Paradiesvogel,<br />
wollte alles gleichzeitig."<br />
Mit wem gab es die inspirierendsten<br />
Sessions? „Wohl mit Bert<br />
Jansch, das lief ohne Produzent.<br />
Als ich auf dem Soundtrack von<br />
The Italian Job' spielte, führte<br />
'<br />
Quincy Jones Regie, alle lasen Partituren; auch der<br />
berühmte Jazz-Saxer Tubby Hayes war dabei. Produzenten<br />
wie Ron Richards holten mich immer, wenn<br />
eine spezielle Blues-Mundharmonika gebraucht<br />
wurde, ein Vamper. So war ich Ende 1973 auf 'Down<br />
On The Run' für die Hollies dabei, denn Allan Clarke<br />
spielte eine andere Harmonika, eine chromatische.<br />
Wir ließen meinen Vamper über einen Leslie-Lautsprecher<br />
laufen. Auch den Job bei SECOND OPINION<br />
für Marvin, Welch & Farrar bekam ich über Richards,<br />
ich kannte Hank Marvin gar nicht. Alle diese Leute<br />
kennen aber diesen Duffy Power aus den Sixties.<br />
Wenn einer eine Vamper-Harp brauchte, wurde ich<br />
angerufen." Gut, dass die Vampers auch auf TIGERS<br />
endlich wieder zu hören sind.<br />
Seite 116 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>