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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s 40 Jahre Musikladen (Vorschau)

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Duffy Power<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Ray Howard (alias Duffy Power; *9.9.1941) aus<br />

Fulham hatte immer die besten Begleiter: das<br />

Gitarrengenie John McLaughlin ebenso wie<br />

Jack Bruce und Gary Brooker. Warum also<br />

jetzt ein zarter, spartanischer Solo-Unplugged-Ansatz<br />

mit seltenen Gästen? „ Jetzt' ist gut: Wir nahmen das<br />

'<br />

Album schon zwischen 2001 und 2003 auf. Drei <strong>Jahre</strong><br />

dauerte es, weil immer Geld fehlte. Wir versuchten,<br />

verschiedene Musiker zu beteiligen, aber das stellte<br />

sich als Fehler heraus. So kam ich auf die Idee mit<br />

dem sparsamen Klangbild, das nicht auf übliche Bassund-Drums-Begleitung<br />

baut. Ich habe oft mit open<br />

tunings gearbeitet (Anm. d. Au<strong>to</strong>rs: offen' gestimmte<br />

'<br />

Gitarre, bei der leere Saiten einen einfachen Akkord<br />

ergeben). Auf diese Weise spielte eines Tages Bonnie<br />

Raitt jemand einen Skip-James-Song, und ich wollte<br />

so was unbedingt auch machen. So habe ich meine<br />

Nylonklampfe etwa in der Art des Afrikaners Ali<br />

Farka Touré gestimmt und bekam bald eine ganze<br />

Reihe weiterer Gitarrenstimmungen. Zu jeder fiel mir<br />

ein Song ein."<br />

Powers Stimme hat über all die <strong>Jahre</strong> nichts von<br />

ihrer Ausdrucksstärke verloren: „Ich habe immer<br />

gesungen, wenn ich an neuen Nummern arbeitete,<br />

nur eben seit den Neunzigern keine Gigs mehr<br />

gemacht und bin so gesehen im Ruhestand. Aber<br />

ich habe schon wieder drei gute Songs und möchte<br />

genug ansammeln für ein weiteres Album. 2008<br />

erlitt ich leider einen Kollaps und verlor jegliche<br />

Spielfreude. Aber ich arbeite mich wieder auf Anfang<br />

zurück. Meine Kompositionen werden immer<br />

besser, und ich hole alte Tapes wieder hervor." Hat<br />

denn Material aus den zahlreichen Clubgigs mit Dick<br />

Heckstall-Smith überlebt? Power: „Live-Aufnahmen<br />

mit Dick habe ich nicht, doch es gibt einige Radio-<br />

Sendungen. Die könnten sogar erscheinen, aber es<br />

ist schwierig, Inter esse dafür zu wecken. 'Spaces', ein<br />

Heckstall-Smith-Track auf TIGERS, entstand 2001,<br />

nicht 1997, wie es im Booklet steht – das war nur das<br />

Demo. Dick war stets hilfsbereit,<br />

in seiner stillen Art<br />

sehr enthusiastisch, aber er<br />

konnte auch brummig sein.<br />

Wir haben oft hier in meiner<br />

Wohnung gespielt, und<br />

dann ging es zum Greater<br />

London Radio. Für Sendungen<br />

bei denen du noch<br />

nicht mal bezahlt wurdest!<br />

Die waren nur nützlich, um<br />

Fans zu aktuellen Londoner<br />

Gigs zu locken."<br />

Dass Duffy Power mal<br />

mitten in einer Sendung<br />

einen Herzinfarkt hatte,<br />

ist das Boulevard-Müll? „Nein, das stimmt, es war<br />

in Paul Jones' Bluesprogramm bei der BBC. Kein<br />

schwerer Infarkt, bei dem du auf die Erde knallst,<br />

aber ich hatte starke Schmerzen, und sie brachten<br />

mich direkt in die Klinik. Vorher musste ich noch diesen<br />

lächerlich harten Song singen, 'Little Boy Blue',<br />

bei dem Dick richtig klasse auf zwei Saxofonen brillierte.<br />

Mein Gesang schwächelte bereits, aber sie bekamen<br />

es prima auf ihr Band. Wir hätten jedenfalls<br />

genug für eine CD beisammen."<br />

Wie war die Arbeit mit Alexis Korner und Graham<br />

Bond? „Alexis war angenehm, richtig nett. Ich spürte<br />

meine Begeisterung für unsere Projekte, nicht wegen<br />

des Geldes, sondern weil es Alexis Korner war – und<br />

Blues: Er ließ sich eine Menge von mir gefallen – ich<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Comeback auf<br />

der Nylon-Gitarre<br />

1973 sah es recht gut aus für den expressiven Sänger, den<br />

versierten Gitarristen und begnadeten Harp-Spieler. Nach<br />

"<br />

Rock'n'Trad Spectacular"-Revuen zwischen 1958 und 1961,<br />

wild-drogenbetankten Zeiten bei Alexis Korner, Graham Bond<br />

und mit den Fen<strong>to</strong>nes – zu denen sein Lieblingsdrummer Ginger<br />

Baker geholt wurde – war Power als Session-Crack bestens<br />

im Studiogeschäft. Mit DUFFY<br />

POWER kam dann endlich ein Album<br />

mit eigenen und zeitgenössischen<br />

Songs auf den Markt. Das erste in<br />

einer Serie? Leider nicht, es schien<br />

das letzte zu sein, von inspirierten<br />

Kompilationen abgesehen. Vor drei<br />

<strong>Jahre</strong>n schloss das Blues-Porträt<br />

Nr. 24 in <strong>GoodTimes</strong>: "<br />

Für eine Entdeckung ist es auch 2009<br />

09<br />

nicht zu spät." Nun die kleine Sensation: Power ist mit einem<br />

Album zurück, TIGERS. Mit Uli Twelker führte er sein erstes<br />

Interview seit über drei Jahrzehnten.<br />

Der junge Duffy als Spectacular<br />

Rock'n'Trad-Sänger<br />

war naiv, jedenfalls naiver als er. Alexis hat sich nie in<br />

mein Spiel und meinen Gesang eingemischt. Wenn<br />

er dich in seine musikalische Welt holte, konntest<br />

du dich auslassen, er führte keine Regie. Bei seiner<br />

Party zum 50. Geburtstag gab es<br />

allerdings zu viele Musiker, da kam<br />

ich gar nicht zum Zug! Mit Graham<br />

Bond lief die Arbeit damals noch<br />

leicht, er war großartig. Später wurde<br />

er drogenabhängig, er rauchte<br />

Pot und warf gelegentlich eine Pille<br />

ein. Graham zog in eine Wohnung<br />

neben mir, Paris Terrace in Westbourne<br />

Park. Er war ein Paradiesvogel,<br />

wollte alles gleichzeitig."<br />

Mit wem gab es die inspirierendsten<br />

Sessions? „Wohl mit Bert<br />

Jansch, das lief ohne Produzent.<br />

Als ich auf dem Soundtrack von<br />

The Italian Job' spielte, führte<br />

'<br />

Quincy Jones Regie, alle lasen Partituren; auch der<br />

berühmte Jazz-Saxer Tubby Hayes war dabei. Produzenten<br />

wie Ron Richards holten mich immer, wenn<br />

eine spezielle Blues-Mundharmonika gebraucht<br />

wurde, ein Vamper. So war ich Ende 1973 auf 'Down<br />

On The Run' für die Hollies dabei, denn Allan Clarke<br />

spielte eine andere Harmonika, eine chromatische.<br />

Wir ließen meinen Vamper über einen Leslie-Lautsprecher<br />

laufen. Auch den Job bei SECOND OPINION<br />

für Marvin, Welch & Farrar bekam ich über Richards,<br />

ich kannte Hank Marvin gar nicht. Alle diese Leute<br />

kennen aber diesen Duffy Power aus den Sixties.<br />

Wenn einer eine Vamper-Harp brauchte, wurde ich<br />

angerufen." Gut, dass die Vampers auch auf TIGERS<br />

endlich wieder zu hören sind.<br />

Seite 116 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>

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