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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s 40 Jahre Musikladen (Vorschau)

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REISE ZU DEN STERNEN<br />

Mit Macht<br />

durch die<br />

Decke<br />

Völliger Quatsch", tönt Bandgründer und einziges<br />

verbliebenes Originalmitglied, Schlagzeuger<br />

Dietmar Ränker. „Wir waren <strong>to</strong>tale<br />

„<br />

Science-Fiction-Fans und hatten dazu einige Songs<br />

in pet<strong>to</strong>, weshalb sich unsere erste LP auch ausschließlich<br />

diesem<br />

Genre zuwandte."<br />

REISE ZU DEN STER-<br />

NEN (1979) war ein<br />

Monument. Die Songs<br />

zwischen Heavy Rock,<br />

Keyboard-Gigan<strong>to</strong>nomie<br />

und ausufernden<br />

Melodiegebirgen klangen<br />

für Ost-Rock-Verhältnisse<br />

ungewöhnlich. h Nur das Plattencover blieb<br />

mal wieder halbherzig:<br />

Der Gestalter hatte sich<br />

eines Integralhelms bedient,<br />

um dem Weltraum<strong>the</strong>ma<br />

gerecht zu<br />

werden. Ränker bezeichnet<br />

die damalige<br />

Besetzung als echte<br />

Berlucianer. Er selbst<br />

verkörperte mit seinem<br />

exaltierten Schlagzeugspiel l den durchgeknallten Mo<strong>to</strong>r,<br />

Keyboarder Alexander Stehr war ein talentierter<br />

Songschreiber, Gitarrist Gerd Pöppel und Bassist<br />

Gün<strong>the</strong>r Briesenick gaben die unprätentiösen tiö<br />

Arbeiter, und Sänger/Gitarrist Manfred<br />

Kähler glänzte als stimmgewaltiger Berserker,<br />

dessen Organ ein außergewöhnliches<br />

Timbre besaß und der die besten<br />

Stücke der Band aus den Ärmeln<br />

schüttelte. „Manne war ein Urvieh,<br />

ein echter Typ, unser Aushängeschild",<br />

schwärmt Dietmar Ränker noch heute<br />

von seinem Frontmann. „Leider verließ eß er<br />

uns Mitte der 80er, als<br />

er glaubte, die Richtige<br />

gefunden zu haben."<br />

Bis dahin knallten<br />

Berluc aber noch<br />

durch die Decke. Zwar<br />

wurden Briesenick und<br />

Pöppel im Zuge der<br />

Aufnahmen zur zweiten<br />

LP HUNDERTTAU-<br />

SEND URGEWALTEN (1982) durch die Regenbogenund<br />

Keks-Mitstreiter Detlef Brauer (g) und Wolfgang<br />

Hoffmann (b) ersetzt, das Album geriet aber dennoch<br />

zu einem Karrierehöhepunkt. Die Band war noch<br />

härter geworden, lieferte aber weiterhin komplexe<br />

Songs zwischen straightem Brachialmaterial ("Flie-<br />

gen vor der Zeit", "Hunderttausend Urgewalten")<br />

und machtvoller Epik ("Bernsteinlegende", "Öffne<br />

ich mein Fenster") ab. Zum meistgespielten Song in<br />

einschlägigen g Jugendsendungen avancierte 1982/83<br />

allerdings lerd<br />

das Zeitgeistlied "No<br />

Bomb", dessen Eröffnungsriff<br />

fünf <strong>Jahre</strong> später<br />

ausgerechnet im Song<br />

"Bombenhagel" der<br />

westdeutschen Thrash-<br />

Metal-Formation Sodom<br />

wieder auftauchte. Die<br />

Headbanger-Nummer von<br />

Berluc passte in den „Rock für<br />

den Frieden"-Rummel der DDR-Kulturoberen, darum<br />

wurde Berluc Staatsnähe nachgesagt. Dietmar Ränker<br />

kann darüber nur lachen. „Wir waren die Band<br />

mit den meisten Ausreiseanträgen", erzählt er. „Zu<br />

uns kamen Musiker, die meinten, wegen unserer<br />

Popularität zu Auftritten in die BRD zu gelangen.<br />

Wegen dieser Antragsteller wurde aber nie etwas aus<br />

Westgigs." Mit einer modifizierten Version von REISE<br />

ZU DEN STERNEN kam die Band bei der Hamburger<br />

Teldec 1981 aber wenigsten zu Vinyl-Ehren.<br />

Das dritte Album, ROCKER VON DER KÜSTE<br />

(1985), wurde zu einem Sammelsurium ohne roten<br />

Faden. Alte Nummern wie "No Bomb" standen<br />

neben Pop-Fehltritten im Stil von "Traumflug".<br />

Dennoch ging die LP über die Laden<strong>the</strong>ke wie geschnitten<br />

Brot. Denn mit den Konstanten Ränker<br />

BERLUC<br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

Als Berluc 1978 mit "Hallo Erde, hier ist Alpha" die Wertungssendungen<br />

des DDR-Rundfunks aufmischten, war die Überraschung komplett.<br />

Man kannte die in BER-lin und LUC-kenwalde erfundene, mittlerweile<br />

aber in Ros<strong>to</strong>ck ansässige Band noch von banalem Schunkel-Pop der<br />

Debütsingle "Wer hat mein Geld?" (1977). Das Science-Fiction-Epos<br />

hingegen war ein brachialer Heavy-Metal-Knaller, der nicht nur in Melodie<br />

und Arrangement, sondern auch mit der bombastischen Produktion<br />

internationalen Standard repräsentierte. Und all das zu Ehren des<br />

ersten deutschen Kosmonauten Sigmund Jähn?<br />

und Kähler behielten Berluc ihren Wiedererkennungswert.<br />

Als jedoch auch Kähler ging, riss die Erfolgsserie.<br />

Zwar existierte 1988 mit Ränker, Tino Schul<strong>the</strong>is<br />

(b), Johann Pis<strong>to</strong>r (g), Bernd Fleischer (g, keys) und<br />

Ralf Dohanetz (voc) noch einmal eine<br />

schlagkräftige Truppe, die es zu einer<br />

EP brachte – mit der Wende war jedoch<br />

auch für Ostdeutschlands einstige<br />

Vorzeige-Heavy-Rocker Schluss.<br />

Seit 1993 ist Ränker mit wechselnden<br />

Besetzungen wieder unterwegs.<br />

2010 wurden anlässlich des 35-jährigen<br />

Bandjubiläums von Ränker, Schul<strong>the</strong>is,<br />

Ronnie Pilgrim (voc), Bert Hoffmann<br />

(g) und Uwe Märzke (keys) neue Songs aufgenommen;<br />

sie sind als Bonus-Stücke auf der CD ROCKER<br />

VON DER KÜSTE (NO.2) zu finden. "In der Stille der<br />

Nacht" ist okay, die Ballade "Flieg Adler flieg" hat<br />

Berluc-Niveau, "Blind vor Liebe" und "Wenn du lebst"<br />

hingegen sind Al<strong>the</strong>rren-Rock. Ränker träumt insgeheim<br />

davon, irgendwann wieder mit Manfred Kähler<br />

auf einer Bühne zu stehen. „Als er Ende der 80er zurückkommen<br />

wollte, habe ich ihn abgewiesen", bedauert<br />

der Bandchef. „Das hat er bis heute scheinbar<br />

nicht verwunden. Mit Berluc braucht man ihm nicht<br />

mehr kommen." Wie stark die Gruppe mit Kähler war,<br />

machen zwölf TV-Aufnahmen und Videoclips aus den<br />

erfolgreichsten <strong>Jahre</strong>n der Band deutlich; Dietmar<br />

Ränker hat sie auf der DVD DAMALS WAR’S … IM<br />

FERNSEHEN (siehe S. 72) veröffentlicht.<br />

Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>

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