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CD<br />
REVIEWS<br />
truppe Mahogany Rush streifte der<br />
oft als Hendrix-Klon abgetane Kanadier<br />
dieses Image ab. THE PO-<br />
WER OF ROCK’N’ROLL ging 1981<br />
richtig gerade aus ab und bot mit<br />
dem Titelstück sowie “Ain’t Dead<br />
Yet” und “Runnin’ Wild” erstklassige<br />
Highlights (und unterschwellige<br />
Blues einflüsse). Marino zündete<br />
darauf und auf dem vielseitigeren,<br />
songschreiberisch gereiften JUG-<br />
GERNAUT begeisternde Gitarrenfeuerwerke,<br />
wobei das in den USA<br />
erfolgreiche “Strange Dreams” ohne<br />
Solo auskam! Mit Krachern wie<br />
“Ditch Queen”, “For Your Love”<br />
oder dem Titelstück war er näher bei<br />
Ted Nugent als bei Hendrix!<br />
(BGO/H’Art, 1981/1982, 8/41:34,<br />
8/44:51) pro<br />
THE WALKABOUTS<br />
BERLIN<br />
Nach<br />
über<br />
30 <strong>Jahre</strong>n<br />
erscheint mit<br />
BERLIN<br />
nun das erste<br />
„richtige”<br />
Live-Album<br />
der Walkabouts, alle bislang veröffentlichten<br />
Konzertmitschnitte waren<br />
entweder nur bei den Tourneen, als<br />
exklusive Mailorder-CDs oder in limitierten<br />
Kleinstauflagen erhältlich.<br />
Getreu dem Albumtitel wurden die 13<br />
Songs im Juli dieses <strong>Jahre</strong>s im Berliner<br />
C-Club mitgeschnitten, als die<br />
amerikanischen Indie-Rocker ihr aktuelles<br />
Album TRAVELS IN DUST-<br />
LAND vorstellten. So stammt etwa<br />
die Hälfte der Songs aus diesem Album,<br />
der Rest setzt sich aus verschiedenen<br />
Walkabouts-Alben der letzten<br />
Jahrzehnte zusammen. Dabei wurden<br />
die älteren Songs mit dem Ziel gespielt,<br />
sie neu zu erfinden, sozusagen um<br />
die alten Geschichten auf eine neue<br />
Weise zu erzählen – das Wort Stillstand<br />
gehörte noch nie zum Vokabular<br />
der Walkabouts. Auch auf der Bühne<br />
stand eine Mischung aus Alt und Neu,<br />
mit den Gründungsmitgliedern Chris<br />
Eckman (voc, g) und Carla Torgerson<br />
(voc, g), den langjährigen Mitstreitern<br />
Michael Wells (b), Terri Moeller (dr)<br />
und Glenn Slater (keys) sowie dem<br />
neuen Mitglied Paul Austin (g), der<br />
erst kurz vor den DUSTLAND-Aufnahmen<br />
zur Band stieß.<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2012,<br />
12/76:12) us<br />
JOHN THE CONQUEROR<br />
JOHN THE CONQUEROR<br />
John The Conqueror (1339–1399)<br />
war Herzog der Bretagne und Graf<br />
des britischen Montford, kann aber<br />
nicht gemeint sein. Eher schon der<br />
afrikanische Folk-Hero gleichen<br />
Namens, der die LSD-artige Pflanze<br />
Ipomoea Jalapa unter die Völker<br />
brachte – jenen auch von Dr. John<br />
besungenen Medizinmann nahm<br />
sich das Powertrio aus Philadelphia<br />
mit singenden Gitarristen Pierre<br />
Moore, Drummer Michael Gardner<br />
und Bassist Ryan Lynn zum<br />
Vorbild: mit einem ausgefuchsten,<br />
urwüchsigen und abgehangenen<br />
Debüt. Wer derart entspannt, kraftvoll<br />
und originell eigene Nummern<br />
abspult, läuft zwangsläufig dem<br />
neuen ZZ-Top-Opus den Rang ab:<br />
LA FUTURA liegt hier, in kongenialem<br />
Mix von Blues-Rock, Soul &<br />
Funk, dem man anhört, dass Komponist<br />
Moore und Drummer Gardner<br />
aus Jackson, Mississippi, stammen:<br />
Midtempo-Grooves, Riff-Reichtum<br />
zum Niederknien, lakonisch-rauer<br />
Gesang und bei allen regelmäßigen<br />
„Ausflügen” der drei Akteure ein<br />
homogenes Ensemble-Bewusstsein<br />
– dieser Cocktail wirkt auch ohne<br />
Ipomoea Jalapa!<br />
(Alive/Cargo, 2012, 10/37:45) utw<br />
BILLY SQUIER<br />
ENOUGH IS ENOUGH /<br />
HEAR & NOW / CREATURES<br />
OF HABIT<br />
“The<br />
Stroke”<br />
hieß 1981<br />
der<br />
weltweite<br />
Hit des Billy<br />
Squier, der<br />
ebenso abräumte<br />
wie das dazugehörige<br />
Album DON’T SAY NO. In<br />
den Folgejahren zeigte die Erfolgskurve<br />
des Amerikaners allmählich, aber<br />
kontinuierlich nach unten. ENOUGH<br />
IS ENOUGH rockte 1986 zwar ordentlich,<br />
aber nur durchschnittlich<br />
– den Songs fehlte es schlicht an Originalität.<br />
HEAR & NOW drei <strong>Jahre</strong><br />
später enthielt zwar den mittleren Hit<br />
“Don’t Say You Love” (US #54), riss<br />
aber nicht besonders vom Hocker mit<br />
dem darauf zu hörenden AOR und der<br />
Vermengung von Rock und Pop; die<br />
Platte wies ebenso einige qualitative<br />
Durchhänger auf wie das allzu sehr<br />
auf Kommerz schielende 1991er Opus<br />
CREATURES OF HABIT. Da standen<br />
mit starken Nummern wie “She<br />
Goes Down”, “(L.O.V.E.) Four Letter<br />
Word” oder “Hollywood” zu wenige<br />
Highlights den Schwachstellen gegenüber.<br />
Da stört bei der Verteilung<br />
der drei Alben auf zwei CDs auch die<br />
Stückelung von HEAR ... nicht weiter.<br />
(BGO/H’Art, 1986, 1989, 1991,<br />
16/72:32, 15/71:41) pro<br />
CORY CHISEL AND THE<br />
WANDERING SONS<br />
OLD BELIEVERS<br />
Das neue Album des Liedermachers<br />
Cory Chisel und seiner Wandering<br />
Sons zeigt vor allem eines: Es ist schier<br />
unmöglich, dem übermächtigen Einfluss<br />
von Bob Dylan und seiner Schüler<br />
Tom Petty und Bruce Springsteen<br />
zu entgehen. Wer die genannten Großen<br />
Drei oder auch die Wallflowers, die<br />
Band des Dylan-Sohnes Jakob liebt,<br />
kommt an OLD BELIEVERS nicht<br />
vorbei. Die zwölf Songs haben einen<br />
hohen komposi<strong>to</strong>rischen Standard und<br />
werden von einer Horde kompetenter<br />
Cracks wie Brendan Benson (g), Billy<br />
Mercer (b), Andrew Higley (keys)<br />
Rock<br />
und Adriel Denae (dr, voc) sowie diverser<br />
Spezialhelfer fehlerfrei realisiert.<br />
Für genügend Abwechslung ist<br />
dabei gesorgt: Im Duett “Seventeen”<br />
trifft Chisels raspelige Stimme auf die<br />
weich abfedernde von Adriel Denae.<br />
“Over Jordan” ist ein simpel-handfester<br />
Bluesstampfer mit offensiver<br />
Mundharmonika. Und “Times Won’t<br />
Change” rockt tüchtig und balanciert<br />
genau auf der Trennlinie zwischen<br />
Dylan-Folk und Petty-Rock, relativiert<br />
die aufkommende Härte aber durch<br />
Streicher. Auch “Never Meant To Love<br />
You”, “Foxgloves” und der zarte Eröffner<br />
“This Is How It Goes” liegen klar<br />
über dem Durchschnitt. Etwas mehr<br />
Mühe könnte sich Chisel allerdings<br />
noch mit seinen Texten geben. Die<br />
Mischung aus Alltagslyrik und religiös<br />
gefärbten Versen ist nicht immer<br />
klischeefrei und somit noch um einiges<br />
von Dylans Standardhöhe entfernt.<br />
(Readymade Records/Bertus Import,<br />
2012, 12/39:49) hjg<br />
COCKNEY REBEL<br />
FEATURING STEVE<br />
HARLEY<br />
CAVALIERS: THE ANTHO-<br />
LOGY 1973–1974<br />
Beim<br />
Thema<br />
Steve<br />
Harley<br />
und seiner Band<br />
Cockney<br />
Rebel<br />
fällt schnell<br />
das Schlagwort<br />
„unterbewer-<br />
tt” tet”, was den heute fast vergessenen<br />
Musikern auch gerecht wird. Ihr bunter<br />
Stilmix aus Singer/Songwriter-Folk<br />
und Pub-Rock wirkt durch die nicht<br />
alltäglichen Kompositionsstrukturen,<br />
die ungewöhnlich eingesetzte Violine<br />
und die Offenheit der Arrangements.<br />
Die 4-CD-Ausgabe (plus ein klasse<br />
Booklet) umfasst die beiden Alben<br />
THE HUMAN MENAGERIE (eher-<br />
Soft-Glam-lastig, zusätzlich vier Singletracks)<br />
und THE PSYCHOMODO<br />
(eher experimentell, zusätzlich zwei<br />
Singletracks). Besonders interessant ist<br />
der dritte Silberling, denn hier finden<br />
sich 14 unveröffentlichte Fassungen<br />
der Albumtracks, ungekürzte Versionen<br />
und Alternativmixe im brillanten<br />
Klang. Die letzte CD umfasst BBC-<br />
Aufnahmen und sogar die rare John-<br />
Peel-Session – alles in gutem Sound.<br />
(EMI, 1973, 14/58:12, 1974,<br />
11/50:20, 14/63:41, 10/55:00) at<br />
TEN<br />
HERESY AND CREED<br />
Gary Hughes, Sänger und Gitarrist<br />
der Band Ten, die mit HERESY<br />
AND CREED dieser Tage ihr zehntes<br />
Album vorlegt, ist der Größte.<br />
Und dass diesem Ausnahmekünstler<br />
das überschwängliche Prädikat des<br />
Unantastbaren zugestanden werden<br />
kann, kommt nicht von ungefähr:<br />
Hughes schreibt Songs, die die<br />
meisten ambitionierten Musiker im<br />
melodischen Rock- und Metal-Bereich<br />
nicht einmal träumen können.<br />
HERESY AND CREED belegt das.<br />
Sie haben<br />
gewählt!<br />
Hier sind die<br />
60 besten<br />
kultHits!<br />
Zusammengestellt<br />
von den<br />
Lesern der<br />
<strong>GoodTimes</strong> 6/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51