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TECHNIK<br />
North American P-51 Mustang<br />
Frisch aus Amerika<br />
Nach ihrem Transport auf dem Seeweg treffen die P-51B/C, die in Großbritannien stationiert<br />
werden, unter anderem bei der Lockheed Reassembly Plant in Liverpool ein. Dort müssen sie<br />
zunächst vom Korrosionsschutz befreit und entfettet werden, ehe man sie vollständig<br />
remontieren kann.<br />
Entfetten des Rumpfes Foto USAF<br />
Reinigung mit warmem Kerosin<br />
Foto USAF<br />
P-51B in der Remontage<br />
Foto USAF<br />
abgeändert werden. Dazu kommt eine überarbeitete<br />
Frontpartie, unter anderem mit tunnelförmigem<br />
Lufteinlauf für Vergaser und Ladeluftkühler<br />
an der Unterseite der Cowling.<br />
Auf dem Weg zur späteren Serienversion P-<br />
51B erhält der Bauchkühler noch einen nach<br />
vorn gezogenen, von der Rumpfunterseite<br />
abgelösten Lufteinlauf, den keine verwirbelte<br />
Grenzschicht mehr stört.<br />
Jäger? Nein danke!<br />
Chefpilot Bob Chilton hebt mit der ersten<br />
XP-51B am 30. November 1942 zum Erstflug<br />
ab, der nach 45 Minuten vorzeitig endet: <strong>Der</strong><br />
Kühler ist verstopft und überhitzt. Rückstände,<br />
die sich durch eine elektrolytische Reaktion<br />
zwischen bestimmten Werkstoffen im<br />
neuen Kühlersystem und dem Kühlgemisch<br />
an sich gebildet haben, sind die Ursache. In<br />
der Folge werden nicht nur darum weitere<br />
Änderungen nötig. Bis endgültig alles passt,<br />
hat man 223 000 Ingenieursstunden investiert.<br />
Zum Vergleich: Die Ur-Mustang NA-73X verschlang<br />
lediglich 73 000 Ingenieursstunden.<br />
Doch der Aufwand lohnt: Die XP-51B erreicht<br />
maximal 711 km/h in 7315 Meter Höhe – über<br />
110 km/h mehr als eine Allison-Maschine.<br />
Zudem steigt sie in Bodennähe weit schneller,<br />
und ihre Dienstgipfelhöhe liegt über 3000 Meter<br />
höher.<br />
Am 28. Dezember 1942 werden die ersten<br />
400 P-51B zum Bau freigegeben. Doch im<br />
Hintergrund tobt noch immer eine Schlammschlacht.<br />
Ginge es nach einigen maßgeblich<br />
Verantwortlichen, allen voran nach wie vor<br />
Oliver Echols, der einflussreichen Schlüssel -<br />
figur im Materialamt (siehe <strong>FLUGZEUG</strong><br />
<strong>CLASSIC</strong> 10/2010), sollte das »Britenflugzeug«<br />
der US Army weiterhin nur als Erdkämpfer<br />
und taktischer Aufklärer dienen. Für<br />
Echols kommt die P-51 als Jäger nicht infrage;<br />
stattdessen setzt er hier unnachgiebig auf die<br />
zweimotorige Lockheed P-38 und versucht,<br />
die Merlin-Mustang auszubremsen.<br />
Roosevelt greift ein<br />
Tatsächlich bedarf es der direkten Intervention<br />
durch Präsident Roosevelt, damit die Fertigung<br />
der P-51B nachhaltig anläuft. Den Anstoß<br />
liefert Tommy Hitchcock, weltbekannter<br />
Polospieler und Fliegerass aus dem Ersten<br />
Weltkrieg. Im Range eines Lieutenant Colonel<br />
ist er als Assistant Air Attache der US-Botschaft<br />
in London zugeteilt und kennt die hervorragenden<br />
Qualitäten der Mustang X aus eigener<br />
Anschauung. Er setzt alles daran, so schnell<br />
wie möglich den Bau einer ähnlichen US-Version<br />
in Gang zu bringen. Da ihn als Mitglied<br />
der High Society weder Echols noch sonst jemand<br />
zu scheren braucht, greift er sich um den<br />
10. November 1942 herum anlässlich einer Einladung<br />
ins Weiße Haus Roosevelt höchstpersönlich<br />
und redet mit ihm Tacheles.<br />
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