Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In dem Bestreben, sowohl die Erfahrungen<br />
mit der Spitfire als auch die mit der Walrus<br />
einfließen zu lassen, war es Supermarine<br />
tatsächlich gelungen, ein Flugzeug mit<br />
einem beneidenswert großen Geschwindigkeitsbereich<br />
zu bauen. So lag ihre Abrissgeschwindigkeit<br />
unter 100 km/h, während<br />
ihre Höchstgeschwindigkeit über 400 km/h<br />
betrug.<br />
<strong>Der</strong> Seagull-Prototyp mit vergrößerter Mittelflosse. Während der Erprobung auf der<br />
HMS Illustrious im Oktober 1949 musste der zweite Prototyp täglich zu seinem Heimatplatz<br />
zurückfliegen, da seine Spannweite zu groß für die Aufzüge auf dem Trägerdeck war<br />
<strong>Der</strong> Hubschrauber setzt sich durch<br />
Beim Heraufdämmern des neuen Jahrzehnts<br />
erschien die Zukunft der Seagull noch rosig.<br />
Die meisten Versuche waren abgeschlossen,<br />
und sie war zudem bei ihren Piloten sehr beliebt.<br />
<strong>Der</strong> zweite Prototyp PA147 hatte ebenfalls<br />
bereits erste Flüge absolviert und ist zudem<br />
an Träger-Fangeinrichtungen erprobt<br />
worden.<br />
Doch unmittelbar nach Kriegsende hatte<br />
sich der Wind in Whitehall gedreht, was<br />
schließlich das Schicksal der Seagull besiegeln<br />
sollte. Die Admiralität entschied, dass<br />
in Zukunft Drehflügler die Aufgabe der Seenotrettung<br />
(ASR) erfüllen sollten. <strong>Der</strong>en<br />
Schwebeflugeigenschaften boten klare Vorteile<br />
gegenüber dem herkömmlichen Starrflügler.<br />
So wurde im September 1945 die<br />
Sikorsky Hoverfly I bei der Royal Navy eingeführt,<br />
der ein Jahr später die Hoverfly II<br />
folgte. Bis 1952 hatte sich der Hubschrauber<br />
im Einsatz bewährt, und die Seagull wurde<br />
damit als überholt angesehen. Die dritte Seagull,<br />
PA152, wurde aus diesem Grund auch<br />
nie mehr fertiggestellt. 1952 wurden schließlich<br />
alle drei Prototypen als Schrott verkauft<br />
– ein schmachvolles Ende für das letzte einer<br />
langen, berühmten Reihe von Supermarine-<br />
Wasserflugzeugen.<br />
■<br />
276 Squadron: Eine Seenotstaffel der RAF<br />
Die 276 Squadron war von Oktober 1941<br />
bis zu ihrer Auflösung im November 1945<br />
als Seenotstaffel eingesetzt. Sie verfügte<br />
über sehr unterschiedliche Einsatzmaschinen,<br />
die jeweils eine spezifische Aufgabe<br />
wahrnahmen. So konnte die Walrus bei annehmbarem<br />
Wellengang auf dem Wasser<br />
aufsetzen und Überlebende aufnehmen.<br />
Die Avro Anson Mk I war geeignet für<br />
Notversorgungsflüge über mittlere Entfernungen<br />
und den Abwurf von Schlauchbooten.<br />
Die Spitfire Mk VB hingegen war für<br />
die Suche zuständig und konnte im Bedarfsfall<br />
Geleitschutzaufträge wahrnehmen.<br />
Andere Flugzeuge der Staffel waren die Lysander<br />
und für nur kurze Zeit im Jahr 1944<br />
die Vickers Warwick I, die benötigt wurde,<br />
um notgewasserte Bomberbesatzungen<br />
aus der Nordsee »fischen« zu können.<br />
Als der Krieg schließlich zu Ende war,<br />
ging der Bedarf an Seenotstaffeln stark<br />
zurück, ebenso wie die Anzahl der Notrufe.<br />
Zivile Rettungsboote und Seeaufklärungsflugzeuge,<br />
die abwerfbare Rettungsboote<br />
mitführten, konnten zwar in den meisten<br />
Fällen helfen. Doch die Fähigkeit der Walrus<br />
und Sea Otter, auf dem Wasser zu landen<br />
und einen Piloten oder gar eine komplette<br />
Besatzung aufzulesen, war noch<br />
immer gefragt. Letzteres hätte zwar auch<br />
die Seagull übernehmen können, doch<br />
Royal Navy und RAF verfügten bereits über<br />
die ersten Hoverfly-Hubschrauber, und im<br />
fernen Koreakrieg hatte sich der Hubschrauber<br />
bereits als ideales Rettungsgerät<br />
über Land und Wasser bewährt. Mit<br />
dem Beginn des Kalten Krieges und dem<br />
Aufbau der NATO-Luftwaffen stieg der Bedarf<br />
an Seenotrettungsverbänden – heute<br />
als SAR bekannt – jedoch wieder. Die RAF<br />
begann daher erneut, Seenotrettungsstaffeln<br />
aufzustellen. Doch wurden diese mit<br />
Whirlwind-Hubschraubern ausgerüstet. Die<br />
Tür für die Seagull hatte sich somit für immer<br />
geschlossen.<br />
■<br />
Retter in der Not: Die 276 Squadron war<br />
eine typische ASR-Staffel. Hier aus der Zeit<br />
kurz vor Kriegsende<br />
Foto R. Chapman<br />
Unterstützte die Walrus: Die Vickers Warwick<br />
wurde mit abwerfbaren Rettungsbooten ausgerüstet<br />
und zur Seenotrettung eingesetzt<br />
Foto Phil Jarrett<br />
Die Sikorsky Hoverfly kennzeichnete den Beginn<br />
eines neuen Zeitalters für die Royal Navy<br />
und die RAF – und das Ende für die Seagull<br />
Foto Phil Jarrett<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 7/2013<br />
69