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Vorgänger der Seagull: Von der Truppe liebevoll als »Shagbat« bezeichnet,<br />
war die Walrus einer der willkommensten Anblicke für einen hilflos im<br />
Meer treibenden Piloten während des Zweiten Weltkriegs<br />
Auf dem Weg zur Seagull: Die Sea Otter stellte mit ihrem Zugpropeller<br />
eine Weiterentwicklung der Walrus dar. Sie besaß eine höhere Geschwindigkeit<br />
und eine größere Reichweite<br />
nen annehmbaren Anstellwinkel aufwies, der<br />
eine normale Strömung über das Leitwerk sicherstellte,<br />
zumal dies bei Trägerlandungen<br />
ein wichtiger Aspekt war.<br />
Gleichzeitig ermöglichte der neue Flügel<br />
dem Piloten bei Dreipunktlandungen eine<br />
hervorragende Sicht auf das Trägerdeck. Bei<br />
höheren Geschwindigkeiten konnte die<br />
Tragfläche so eingestellt werden, dass sie<br />
beim Marschflug eine optimale aerodynamische<br />
Wirkung entfaltete, was die Reichweite<br />
des Vogels steigerte. Dies war ein wichtiger<br />
Faktor für ausgedehnte Einsätze über<br />
dem Meer.<br />
Ungewöhnliches Leitwerk<br />
<strong>Der</strong> Flügel wurde in Hochdeckerform über<br />
dem Hauptrumpf auf einem verkleideten,<br />
zweispantigen Triebwerksgerüst montiert. Im<br />
vorderen Teil befanden sich Öl- und Flüssigkeitskühler<br />
sowie der Lufteinlass für den<br />
Rolls Royce Merlin 30. <strong>Der</strong> hintere Teil enthielt<br />
eine Beobachterposition mit sehr großzügig<br />
dimensionierten Scheiben auf jeder Seite,<br />
die eine ausgezeichnete Sicht nach unten<br />
und hinten erlaubten.<br />
Die Tragfläche selbst war mittels Scharnieren<br />
an der vorderen Holmwurzel drehbar gelagert<br />
und ließ sich durch zwei elektrisch betätigte<br />
Schraubspindeln an einem hinteren<br />
Zusatzholm verstellen. <strong>Der</strong> aus zwei Längsträgern,<br />
geknickten und eng angeordneten<br />
leichten Alurahmen bestehende Rumpf war<br />
mit bündig vernietetem Alclad-Blech beplankt.<br />
Zur Verteidigung sollte das Flugzeug vier<br />
Browning-MG vom Kaliber .303 in einem modifizierten<br />
Nash & Thomson-Drehturm an<br />
der Hinterkante der Motorgondel erhalten.<br />
Doch diese Bewaffnung wurde nie eingebaut.<br />
Das Leitwerk in Schmetterlingsanordnung<br />
wies eine ausgeprägte V-Stellung auf. Zwar<br />
erprobten die Ingenieure später ein etwas<br />
konventionelleres T-Leitwerk, doch erwies<br />
sich das Schmetterlingsleitwerk (V-Leitwerk)<br />
als stabiler.<br />
Für ein Amphibienflugzeug war die Seagull bemerkenswert schlank. Hier ist sie nach dem Einbau<br />
einer Mittelflosse mit Seitenruder zur Verbesserung der Strömung am Leitwerk zu sehen<br />
Testpilot Michael John Lithgow<br />
Testpilot der Seagull war Lieutenant Commander<br />
Michael John Lithgow, geboren am<br />
30. August 1920 und Schüler am Cheltenham<br />
College. Während des Krieges diente<br />
er bei den britischen Marinefliegern und<br />
nahm mit einer Swordfish der 820 Squadron<br />
vom Flugzeugträger HMS Ark Royal an<br />
dem Angriff auf die Bismarck teil. Im Dezember<br />
1945 verließ er die Royal Navy und ging<br />
einen Monat später als Testpilot zu Vickers<br />
Supermarine. Dort wurde er zwei Jahre später<br />
Cheftestpilot.<br />
Am 26. September 1953 erlangte Lithgow<br />
Berühmtheit, als er mit der Supermarine<br />
Swift F.4, Prototyp WK198, in der Nähe<br />
von Tripolis in Libyen mit 1184 km/h einen<br />
neuen Geschwindigkeitsweltrekord aufstellte.<br />
Er führte auch umfangreiche Testflüge<br />
mit anderen Supermarine-Flugzeugen wie<br />
Attacker, Swift, Scimitar sowie später Vickers<br />
Vanguard und BAC 1-11 durch.<br />
Tragischerweise kam Lithgow bei einem<br />
Testflug mit dem Prototyp der BAC 1-11<br />
G-ASHG am 22. Oktober 1963 ums Leben,<br />
als das Flugzeug bei Strömungsabrissversuchen<br />
unkontrollierbar wurde und in der Nähe<br />
von Chicklade abstürzte. Dabei kamen auch<br />
sechs weitere Mitglieder des BAC-Flugerprobungsteams<br />
ums Leben.<br />
■<br />
Michael Lithgow (links) zusammen mit<br />
Les Colquhoun, ebenfalls Supermarine-Testpilot,<br />
zu Beginn der Erprobung der Supermarine<br />
Swift<br />
Foto Phil Jarrett<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 7/2013<br />
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