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FILM<br />
»The Dam Busters«<br />
Für Regisseur Michael Anderson (ganz links)<br />
ist »Dam Busters« der erste große Film.<br />
Er wird ein Klassiker seines Genres<br />
Michael Redgrave überzeugt als eigenwilliger<br />
Bombenbastler »Barnes Wallis«<br />
Foto François Prins<br />
deren Motive in die Handlung einzuführen.<br />
Barnes Wallis’ skurill-phantastische Rollbombe<br />
beginnt als spielerische Versuchsanordnung<br />
in Wallis’ Landhaus. Es ist Frühling<br />
1942, und der schrullige, aber genialische Konstrukteur<br />
wirkt wie eine Karikatur aller britischen<br />
Sonderlinge. Im Film muss Wallis<br />
seine ganz Autorität einsetzen und seine Beziehungen<br />
in höchste Militärkreise spielen<br />
lassen, ehe aus Downing Street grünes Licht<br />
zur Entwicklung und zum Einsatz der »Bouncing<br />
Bomb« signalisiert wird; eine dramaturgische<br />
Übertreibung.<br />
Geheimniskrämer<br />
Trotz guter Quellen lassen sich einige Unstimmigkeiten<br />
in diesem Film finden – beabsichtigte<br />
und unbeabsichtigte. Letzteres, weil das<br />
Air Ministry diesen Bombentyp noch 1954 mit<br />
bemerkenswerter Geheimniskrämerei umwickelt.<br />
Nie wieder kam eine solche Bombe (Tarnname<br />
»Upkeep») zum Einsatz; »Operation<br />
Chastise« war in jeder Hinsicht einzigartig.<br />
Die Dämme des Ruhrgebiets waren schon<br />
seit 1937 als strategisches Ziel erkannt worden.<br />
Von Wallis stammte lediglich das passende<br />
Vehikel. Die peinlich genaue Testreihe, ehe aus<br />
Wallis’ Tennisball die tödliche Rollbombe<br />
wird, nimmt im Film breiten Raum ein. Was<br />
sich in der Theorie so leichtgängig präsentiert,<br />
wird von den Piloten in der Praxis alles abverlangen:<br />
eine nächtliche Tiefflugaktion, verbunden<br />
mit einem Präzisionsanflug auf verteidigte<br />
Ziele; schwieriger geht’s kaum.<br />
Draufgänger mit kühlem Kopf sind gefragt,<br />
und die Zeit drängt. Wing-Commander<br />
Guy Gibson von der 106 Squadron hatte freie<br />
Hand, um aus Briten, Australiern, Neuseeländern,<br />
Kanadiern und Amerikanern eine<br />
»Squadron X« zusammenzustellen. Doch<br />
handverlesen waren die Besatzungen nicht,<br />
wie erst viele Jahre später herauskam, und besonders<br />
erfahren auch nicht. Sie waren vor allem<br />
freiwillig …<br />
Ehrgeizig: Guy Gibson<br />
<strong>Der</strong> reale Gibson war kein einfacher Vorgesetzter.<br />
In den Gesprächen, die fast sieben Jahrzehnte<br />
später mit den letzten Dambusters geführt<br />
wurden, wird dies ziemlich klar (obwohl<br />
keiner ein schlechtes Wort über ihn verliert).<br />
<strong>Der</strong> junge Wing-Commander wurde respektiert,<br />
sogar verehrt; gemocht wurde er wohl<br />
nicht. Er soll die Grenzlinie zwischen Offizieren<br />
und Mannschaften strikt gewahrt haben<br />
und konnte sehr kühl sein. Die umgängliche<br />
Darstellung durch Richard Todd und der echte<br />
Guy Gibson klaffen also weit auseinander.<br />
Auch auf dies verzichtet der Film: Während<br />
des Trainings hatte Gibson keinerlei<br />
Hemmungen, radikal auszusondern. Wer es<br />
an Können, Disziplin, Gehorsam und Verschwiegenheit<br />
fehlen ließ, bekam es mit dem<br />
ehrgeizigen Anführer der so geschaffenen<br />
617 Squadron zu tun. Mit seinen 24 Jahren<br />
Dreharbeiten auf den alten RAF-Basen Scampton<br />
und Hemswell<br />
Foto François Prins<br />
Spektakulär: Das Tiefflug-Training wird per Inboard-Kamera<br />
gefilmt<br />
Foto François Prins<br />
Dreh am Originalschauplatz: das National<br />
Physical Laboratory in Teddington Foto François Prins<br />
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