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FLUGZEUG CLASSIC Der Angstgegner (Vorschau)

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▲<br />

ZEITGESCHICHTE<br />

»Dambusters«<br />

Schwer zu knacken<br />

Modelle der Talsperren wurden für die Schulung<br />

angefertigt. Hier die Sorpetalsperre<br />

dessen, was ich dafür bezahlen müsste«, erinnerte<br />

er sich. Gibson und seine Besatzung<br />

starten um 21:39 Uhr mit der ED932, begleitet<br />

von Flt. Lt. H. Martin (ED909) und Flt. Lt. J.<br />

Hopgood (ED925).<br />

Gibson mit seinem Hund »Nigger«, der am Tag des<br />

Angriffs überfahren wurde. Auf ihn geht das Codewort<br />

für die Möhnetalsperre zurück Foto F. Prins<br />

Wie sind Talsperren wirksam zu beschädigen?<br />

Immerhin zählen sie zum Massivsten,<br />

was je von Menschenhand geschaffen wurde;<br />

und die genannten liegen tief im Hinterland.<br />

Es blieb nur ein Angriff aus der Luft.<br />

Hierzu wurden unterschiedliche Szenarien<br />

durchdacht und wieder verworfen: Theoretisch<br />

hätte eine Serie konventioneller Bombenangriffe<br />

zum gewünschten Erfolg führen<br />

können. Doch zum einen mangelte es hierfür<br />

an Präzision, und zum anderen hätten<br />

die voraussichtlich schnell zunehmenden<br />

Abwehrmaßnahmen des Gegners alle Angriffsbemühungen<br />

schon im Keim erstickt.<br />

Und auch der Einsatz von Torpedos bot<br />

kaum Aussicht auf Erfolg, denn selbst dann,<br />

wenn ein Stausee nicht durch Torpedonetze<br />

geschützt gewesen wäre, gab es keinen<br />

Torpedo mit ausreichender Sprengkraft,<br />

um ein derart großes Ziel ernsthaft zu beschädigen.<br />

■<br />

Peter Cronauer<br />

1941 baut das Building Research Establishment<br />

in Watfrod die Möhnetalsperre im<br />

Maßstab 1:50 nach<br />

Fotos (2) DEHLA<br />

Noch bevor die erste Bombe abgeworfen<br />

ist, gibt es Verluste: Plt. Off. Geoff Rice berührt<br />

beim Hinflug die Wasseroberfläche, »Upkeep«<br />

wird aus ihren Aufhängungen gerissen.<br />

Wasser dringt ins Cockpit ein, doch es ge-<br />

Licht-Höhenmesser<br />

falsche Höhe<br />

richtige Höhe<br />

Scheinwerfer (am Rumpfbug und im<br />

Rumpf hinter der Tragfläche), deren Lichtkegel<br />

sich am Rand berührten und zu<br />

einer liegenden Acht vereinten, zeigten,<br />

dass die exakte Abwurfhöhe erreicht war.<br />

lingt Rice noch, nach Scampton zurückzukehren.<br />

Die erste Welle verliert zudem Flt. Lt.<br />

W. Astell und seine Crew (AJ-B) bei Marbeck<br />

in der Nähe von Raesfeld.<br />

Über besetztem Gebiet gerät der Verband<br />

unter Feuer. Hopgood wird am Kopf getroffen,<br />

kann jedoch weiterfliegen – obwohl der<br />

linke äußere Motor ebenfalls einen Treffer erhält<br />

und ausfällt.<br />

Dann nähert sich die erste Welle dem Ziel.<br />

Wg. Cdr. Guy Gibson (AJ-G) unternimmt erst<br />

einen Probeanflug, bevor er wendet und die<br />

Möhnetalsperre angreift. Sgt. J. Pulford startete<br />

den kleinen, von Triebwerk Nr. 3 angetriebenen<br />

Motor, um die »Upkeep« in Rotation<br />

zu versetzen. F/Sgt. Ken Brown, Pilot der<br />

ED918, weiß noch ganz genau, wie sich das<br />

anfühlte: »Als der Motor anlief, ratterte und<br />

rüttelte das ganze Flugzeug. Ich konnte die<br />

Instrumente nicht mehr ablesen, sie hüpften<br />

vor mir nur noch auf und ab. Es war wie das<br />

Autofahren auf einer extrem holprigen Straße,<br />

und die Lancaster gerade und auf Kurs zu<br />

halten, erforderte alle Kraft und volle Konzentration.«<br />

Widerspenstige Staumauer<br />

Inzwischen feuert die Flak auf dem Staudamm<br />

und dem umliegenden Gelände auf<br />

das mit 373 km/h anfliegende und angeleuchtete<br />

Flugzeug von Gibson. F/Sgt. Deering<br />

(ED 932) im vorderen Gefechtsstand<br />

schießt mit Leuchtspurmunition zurück und<br />

beobachtet seine Treffer entlang der Staumauer.<br />

Um 00:27 Uhr drückt Plt. Off. F. Spafford<br />

den Bombenauslöseknopf. Als die rotierende<br />

Mine die Haltearme verlässt, wird der<br />

Sicherungsbolzen herausgezogen und die Mine<br />

geschärft. Flt. Lt. R. Trevor-Roper starrt<br />

vom hinteren Gefechtsstand aus gebannt auf<br />

die Mine, die dreimal abprallt, bevor sie die<br />

Mauer der Talsperre trifft.<br />

Ewa 27 Meter links von der Mitte der<br />

Mauer versinkt und detoniert der Sprengkörper,<br />

Trevor-Roper starrt auf eine Wasserfontäne,<br />

die bis auf 460 Meter Höhe steigt. Die Maschine<br />

von Hopgood ist als nächste an der<br />

Reihe, und obwohl er verwundet ist und die<br />

Lancaster schwammig in seinen Händen<br />

liegt, bringt er seinen Angriff zu Ende. Doch<br />

▲<br />

▲<br />

Tiefflug und »Bombenvisier«<br />

Abgesehen davon, dass es höchste Konzentration<br />

und viel Übung erforderte, um die Lancaster<br />

in »Baumwipfelhöhe« zu fliegen, war ihr barometrischer<br />

Höhenmesser nicht dazu in der Lage,<br />

die erforderlichen 18 Meter Höhe anzuzeigen.<br />

Hier griff man auf ein so simples wie effektives<br />

Hilfsmittel zurück: Man baute zwei in einem bestimmten<br />

Winkel schräg nach unten gerichtete<br />

Scheinwerfer ein (siehe Kasten oben). Auch die<br />

richtige Entfernung zum Ziel wurde mit einem<br />

rustikal anmutenden Instrument erfasst: Die<br />

mittlere Spitze eines genau berechneten Dreiecks<br />

diente als Kimme, die beiden anderen, in<br />

denen jeweils ein Nagel eingeschlagen war, als<br />

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