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Die Beurteilungen verschiedener Piloten, darunter von der E-Stelle Rechlin, fielen unterschiedlich<br />
aus. Die formschöne »Viermot« verfügte noch über keinerlei Waffeneinbau<br />
Was durch den Luftangriff nicht zerstört<br />
worden war, transportierte man per Bahn<br />
nach Offingen bei Neu-Ulm, wo man die Teile<br />
einlagerte. Denn in Augsburg fehlte es an<br />
Fertigungskapazität.<br />
Ende 1944 sollte das »Sonderkommando<br />
Nebel« aus den vorhandenen Bauteilen eine<br />
flugklare Maschine für Sonderaufgaben bauen.<br />
Um welche Aufgaben es sich dabei handelte,<br />
ist bis heute umstritten. Spekulationen<br />
über den vorgesehenen Einsatz der Me 264<br />
als Atombomber dürfen aber getrost ins Reich<br />
der Sagen wandern. Ein letzter Einsatz<br />
als Fernaufklärer oder Kurier- und Reise -<br />
maschine – für wen auch immer – scheint<br />
doch wahrscheinlicher. Doch die Bemühungen<br />
des Kommandos scheiterten ohnehin.<br />
Wirre Aufgabenplanung<br />
Abgesehen von den technischen Schwierigkeiten<br />
bei Entwicklung, Bau und Erprobung<br />
der Me 264, fiel es den Luftwaffe-Verantwortlichen<br />
äußerst schwer, sich über Bedarf, Auslegung<br />
und Aufgabenstellung der Me 264 zu<br />
einigen und klare Vorgaben zu definieren.<br />
Die Einsatzplanungen für die Me 264 reichten<br />
vom Fernkampfflugzeug mit unterschiedlichsten<br />
Traglasten, Triebwerken und Bewaffnungen<br />
bis hin zum Fern- und Sonderfernaufklärer,<br />
Höhenkampf- oder Kurierflugzeug.<br />
So manchem, auch dem hoch dekorierten<br />
Kampfflieger Werner Baumbach, schwebte<br />
ein Fernbomber, ein »Amerikabomber«, vor,<br />
mit dem Städte an der Ostküste der USA, wie<br />
etwa New York, angegriffen werden könnten.<br />
Um den Vorgaben gerecht zu werden, konzipierte<br />
Messerschmitt zahlreiche Varianten und<br />
Wei terentwick lungen der Me 264, so etwa mit<br />
sechs Mo toren, Pfeilflügeln, Propellerturbinen,<br />
Strahltrieb werken oder auch Mischantrieben<br />
bis hin zur Dampfturbine.<br />
Die Kriegslage, mangelnde Produktionsund<br />
Entwicklungskapazitäten sowie die Entscheider<br />
im RLM erschwerten die Arbeiten<br />
enorm. Auch die vom RLM favorisierte Focke-Wulf<br />
Ta 400 kam nicht über das Erprobungsstadium<br />
hinaus. Am 18. Okto ber 1944<br />
kam für die Me 264 endgültig das Aus. ■<br />
Während der Erprobung mit der auf BMW-Motoren umgerüsteten Me 264 V1: Die Maschine ist<br />
hier mit Waffenstand-Attrappen ausgerüstet. Dritter von links ist Cheftestpilot Karl Baur<br />
Zwar bot die Kanzelverglasung grundsätzlich gute Sicht, doch führten die gewölbten Scheiben<br />
auch zu Verzerrungen<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 7/2013<br />
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