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TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
MESSERSCHMITT ME 264: AUFKLÄRER UND BOMBER – TEIL 2<br />
<strong>Der</strong> »Amerikabomber«<br />
Mit der Me 264 schuf Messerschmitt ein außergewöhnliches Langstrecken-Flugzeug.<br />
<strong>Der</strong> Mangel an geeigneten Triebwerken sowie die Unentschlossenheit der Luftwaffe-<br />
Verantwortlichen verhinderten den Einsatz des »Amerikabombers« Von Herbert Ringlstetter<br />
Ende des Jahres 1942 war es soweit: Messerschmitts<br />
»Optimal-Flugzeug«, die<br />
Me 264 V1, Werknummer 26400001, mit<br />
der Kennung RE+EN, stand flugklar in Augsburg<br />
zum Jungfernflug bereit. Diesen führte<br />
am 23. Dezember 1942 Cheftestpilot Karl Baur<br />
durch. Das Fahrwerk blieb während des Fluges<br />
ausgefahren. Doch die Bremsen fielen aus<br />
und die Maschine wurde bei der Landung<br />
leicht beschädigt. <strong>Der</strong> nächste Testflug fand<br />
am 20. Januar 1943 statt. Zwei Tage darauf<br />
überführte Baur die V1 nach Lechfeld, südlich<br />
von Augsburg, wo ein größeres Flugfeld zur<br />
Verfügung stand.<br />
Während der Erprobung wurden verschie -<br />
dene Probleme deutlich: Vor allem gaben die<br />
zu hohen Quer- und Seitenruderkräfte sowie<br />
Störungen am Fahrwerk und der Hydraulik<br />
Bis zum 6. August 1943 fanden insgesamt<br />
36 Erprobungsflüge statt. Bei zwei Testflügen<br />
erreichte Flugkapitän Karl Baur mit der ästhetischen<br />
»Viermot« über 600 km/h. Neben Baur<br />
flog auch Messerschmitt-Werkspilot Fritz Wendel<br />
die Me 264. Am 9. März 1943 flog Stabsingenieur<br />
Friebel vom RLM als erster externer<br />
Pilot die V1. Ein eingehendes Urteil mochte er<br />
Flugkapitän Karl Baur erreichte mit der<br />
ästhetischen ›Viermot‹ 600 km/h.<br />
Anlass zur Kritik. Am 23. März 1943 führte<br />
ein Hydraulikschaden sogar zur Bauchlandung<br />
der V1, die glücklicherweise glimpflich<br />
verlief, jedoch die Erprobung verzögerte. Die<br />
Schwierigkeiten mit dem Seiten- und Höhenleitwerk<br />
resultierten wohl auch aus ihrer Unterdimensionierung.<br />
Ausgleichsgewichte, die<br />
gefähr liche Schwingungen im Leitwerk beseitigen<br />
sollten, brachten nicht den gewünschten<br />
Effekt. Auch die Ruderanlage der<br />
V1 benötigte eine Überarbeitung. Außerdem<br />
waren die Servomotoren für die Kurssteuerung<br />
zu schwach.<br />
aber wegen der kurzen Flugdauer von 27 Minuten<br />
nicht abgeben. Am 2. Juni steuerte<br />
Oberst Barsewich vom Generalstab der Aufklärungsflieger<br />
die »264« für 14 Minuten. Doch<br />
er fand die Maschine zu langsam für den<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Ringlstetter<br />
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