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TECHNIK<br />
Cockpit<br />
DAS VERKEHRS<strong>FLUGZEUG</strong> DORNIER DO B BAL »MERKUR«<br />
Dorniers »Götterbote«<br />
In den verklärten »goldenen 20er-Jahren« erzielte auch die Luftfahrt bedeutende Fortschritte.<br />
Ein großer Wurf war der Verkehrsflieger »Merkur«, der sich vor allem durch<br />
seine Zuverlässigkeit auszeichnete<br />
Von Peter W. Cohausz<br />
Anfang 1926 begannen sich die alliierten<br />
Baubeschränkungen zu lösen. So<br />
konnte Dornier in seiner bewährten<br />
Komet III einen stärkeren 600-PS-BMW-VI-<br />
Motor einbauen, was die Flugleistungen erheblich<br />
verbesserte. <strong>Der</strong> Flieger wurde nun<br />
unter der Bezeichnung Dornier Do B Bal<br />
»Merkur« vermarktet und zu einem der zuverlässigsten<br />
und sichersten Flugzeuge der<br />
Lufthansa.<br />
<strong>Der</strong> verstrebte Hochdecker »Komet III«<br />
blieb bei der Triebwerks-Umrüstung bis auf<br />
den neuen Kühler praktisch unverändert. Im<br />
rechteckigen Kastenrumpf war eine Kabine<br />
für sechs bis acht Passagiere, die auf geflochtenen<br />
Korbsesseln Platz fanden, während die<br />
zwei Piloten unter der Tragfläche saßen.<br />
Die verbesserten Flugleistungen führten<br />
im Juni 1926 zu gleich sieben Nutzlast-Weltrekorden,<br />
die von dem schweizerischen Flugplatz<br />
Dübendorf aus erzielt wurden. Am<br />
Steuer saß der bekannte schweizerische Pilot<br />
Walter Mittelholzer.<br />
Als Dornier im September 1926 eine »Merkur«<br />
an die ukrainische Fluggesellschaft<br />
UWP auslieferte, nutzte man diese Gelegenheit,<br />
um die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit<br />
der Maschine zu demonstrieren.<br />
Die »Merkur« legte bei ihrem Überführungsflug<br />
insgesamt 7000 Kilometer zurück und erreichte<br />
eine Höhe von bis zu 4500 Metern. Ein<br />
weiterer Fernflug über 20 000 Kilometer führte<br />
eine Do B auf Schwimmern nach Kapstadt.<br />
Die ersten »Merkur« der Lufthansa waren<br />
umgebaute »Komet III«, und Ende 1926 kam<br />
endlich der Großauftrag für 18 Flugzeuge.<br />
Für Dornier zahlte es sich jetzt aus, dass man<br />
zuvor bereits mehrere »Merkur« auf Vorrat<br />
gebaut hatte.<br />
Lufthansa und die Deutsch-Russische<br />
Luftverkehrs A.G. (<strong>Der</strong>uluft) hatten zeitweise<br />
bis zu 34 »Merkur« im Einsatz. Sie erwiesen<br />
sich als robuste, leistungsfähige und sichere<br />
Maschinen. Dazu waren sie der wirtschaftlichste<br />
Flugzeugtyp ihrer Zeit. Kleinere<br />
Notlandungen und auch Unfälle in der<br />
Anfangsphase gingen glimpflich aus, und<br />
bis zum Einsatzende 1934 gab es nur zwei<br />
Totalschäden.<br />
Insgesamt sind von 1924 bis 1928 41 »Merkur«<br />
neu und 13 aus Komet III umgebaut<br />
worden. Die letzten »Merkur« hatten einen<br />
640-PS-BMW-VI-U-Getriebemotor, ein geschlossenes<br />
Cockpit und einen verkleideten<br />
Flügel-Rumpf-Übergang.<br />
Überlebt hat keine originale »Merkur«,<br />
aber zur Eröffnung des neuen Dornier-Museums<br />
in Friedrichshafen wurde eine Do B<br />
originalgetreu nachgebaut. Diese Do stellt die<br />
D-1103 »Silberfuchs« der Lufthansa dar.<br />
Das Cockpit der »Merkur« war zwar, wie<br />
damals üblich, offen, aber durch die Lage unter<br />
der Tragfläche doch etwas geschützt. Zwei<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Sammlung Cohausz<br />
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