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Download - JUGEND für Europa

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1 Geschichte und Praxis des Europäischen Freiwilligendienstes<br />

92<br />

Demgegenüber bleibt der Bereich der politischen<br />

Bildung abstrakt-klischeehaft, die Antworten<br />

zu dem Topos der europäischen Integration<br />

bleiben größtenteils unverbunden oder<br />

ausweichend. Hier besteht – wie gezeigt – schon<br />

eher Handlungsbedarf.<br />

Aus struktureller Sicht muss die hohe Zufriedenheit<br />

der TeilnehmerInnen mit den beiden anderen<br />

Elementen der „Triade” – den Entsendeund<br />

Aufnahmeorganisationen – hervorgehoben<br />

werden. Das hohe Niveau der Zufriedenheit im<br />

Blick behaltend, scheint vor allem die konkrete<br />

Tätigkeit in der Einsatzstelle ein wichtiger Bedingungsfaktor<br />

des Kompetenzerwerbs zu sein,<br />

weshalb sich qualitätssichernde und -verbessernde<br />

Maßnahmen auch auf diesen Bereich<br />

konzentrieren sollten. Der zweite statistisch<br />

identifizierbare Bedingungsfaktor – die Ausgangsmotivation<br />

der TeilnehmerInnen – entzieht<br />

sich zwar einer direkten Programmsteuerung.<br />

Dennoch könnten die Vorbereitungsseminare<br />

so strukturiert werden, dass sie die<br />

unspezifische Neugier auf das Leben im Ausland<br />

und das Arbeiten im dortigen Projekt fördern<br />

und spezifischere, vielleicht auch instrumentelle<br />

Motive über den „konkreten Nutzen”<br />

der Maßnahme eher relativieren. Hinsichtlich<br />

der Motivation dürfte auch eine bessere Klärung<br />

von Rolle und Status der Freiwilligen bedeutsam<br />

sein.<br />

Bezüglich der von vielen Trägern angesprochenen<br />

Faktoren auf der Ebene der Grundkonzeption<br />

des EFD scheint es Handlungsbedarf vor<br />

allem bezüglich der Vernetzung und Nutzung<br />

vorhandener Netzwerke zwischen den Entsende-<br />

und Aufnahmeorganisationen zu geben.<br />

Angesichts der breiten Vielfalt von unterschiedlichen<br />

Zielsetzungen und Programmatiken, die<br />

die Träger mit dem EFD verbinden, erscheint es<br />

zudem wichtig, den EFD in seiner eigenen Programmatik<br />

und Zielsetzung stärker zu profilieren<br />

und damit auch die Rolle und den Status von<br />

Freiwilligen innerhalb <strong>Europa</strong>s zu klären. Vielleicht<br />

ließe sich damit außerdem die Hoffnung<br />

verbinden, bei den Freiwilligen eine stärkere<br />

Identifikation mit dem Gedanken einer europäischen<br />

Bürgerschaft zu erreichen.<br />

Im Hinblick auf die Gestaltung von Folgemaßnahmen<br />

im Anschluss an den Freiwilligendienst<br />

erweisen die Befragungen, dass zwar für die<br />

Mehrheit der EFDlerInnen mehrtägige Nachbereitungsmaßnahmen<br />

angeboten werden, längerfristige<br />

Projekte und Maßnahmen, insbesondere<br />

Future-Capital-Projekte, aber sehr selten<br />

sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass die Maßnahmen und Projekte in der Mehrzahl<br />

von den Entsendeorganisationen organisiert<br />

werden und kaum von den Freiwilligen<br />

selbst. Einige Entsendeorganisationen halten<br />

längerfristige Maßnahmen zur Reintegration<br />

der Freiwilligen für sinnvoll und schlagen auch<br />

explizit vor, solche Maßnahmen von den Entsendeorganisationen<br />

durchführen zu lassen und<br />

dafür eine eigene Förderung zu gewähren.<br />

Demgegenüber halten andere Organisationen<br />

Reintegrationsmaßnahmen nicht für sinnvoll,<br />

weil sie die Freiwilligen noch länger an den geleisteten<br />

Dienst binden.<br />

Da die Mehrzahl der Freiwilligen nach dem<br />

Dienst ein Studium aufnimmt – mit dem oft ein<br />

Wohnortwechsel verbunden ist – oder eine Ausbildung<br />

beginnt, liegt die Vermutung nahe, dass<br />

nur wenige Freiwillige ein Interesse an längerfristigen<br />

Folgemaßnahmen haben werden. Für<br />

die Freiwilligen beginnt in aller Regel nach dem<br />

Dienst ein neuer Lebensabschnitt mit neuen<br />

Herausforderungen und gänzlich neuen sozialen<br />

Kontexten. Der Übergang vom EFD in diesen<br />

neuen Lebensabschnitt mag zwar nicht einfach<br />

sein, aber es steht zu bezweifeln, dass<br />

Folgemaßnahmen im Anschluss an den Dienst<br />

diesen Übergang wesentlich erleichtern können.<br />

Allerdings erscheint es empfehlenswert, denjenigen<br />

Freiwilligen, die ein Interesse daran haben,<br />

eigene Ideen und Erfahrungen nach dem<br />

Dienst für das Gemeinwohl oder sich selbst zu<br />

nutzen, eine beratende und organisatorische<br />

Unterstützung anzubieten, die sinnvollerweise<br />

bei den Entsendeorganisationen anzusiedeln<br />

wäre und mit möglichst geringem bürokratischem<br />

Aufwand verbunden sein sollte. Beispielsweise<br />

könnten die Entsendeorganisationen<br />

ein Knotenpunkt für die Aufrechterhaltung<br />

von Kontakten mit dem Gastland, mit ehemaligen<br />

Freiwilligen oder für den Erfahrungsaustausch<br />

der Freiwilligen untereinander sein.<br />

Auch bei der Gestaltung von Folgemaßnahmen<br />

wäre darauf zu achten, dass die Maßnahmen ein<br />

mit der europäischen Integration verbundenes<br />

Profil hätten.

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