15.03.2014 Aufrufe

Download - JUGEND für Europa

Download - JUGEND für Europa

Download - JUGEND für Europa

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8 Lernprozesse und Kompetenzerwerb aus Sicht der Entsendeorganisationen<br />

62<br />

unterschiedlichen Zielsetzungen der Entsendeorganisationen<br />

klaffen die Vorstellungen über<br />

die „richtige” Vorbereitung des Freiwilligen –<br />

und in Abhängigkeit davon über seinen „interkulturellen<br />

Lernerfolg” – zum Teil weit auseinander.<br />

So gibt es unterschiedliche Meinungen<br />

darüber, ob eine Vorbereitung im Rahmen der<br />

durch das Deutsche Büro Jugend für <strong>Europa</strong> beauftragten<br />

drei großen Bildungseinrichtungen<br />

hinreichend ist oder nicht oder ob die EU eher<br />

Vorbereitungsmaßnahmen, die von der Entsendeorganisation<br />

organisiert werden, finanziell<br />

unterstützen sollte. Unabhängig davon realisieren<br />

einige Entsendeorganisationen eigene Vorbereitungsseminare,<br />

die aus ihrer Sicht enger auf<br />

die Verhältnisse im Gastland und im Aufnahmeprojekt<br />

zugeschnitten sind, um auf diese<br />

Weise positiv auf den interkulturellen Lernerfolg<br />

einzuwirken.<br />

Aus den Daten der TeilnehmerInnenbefragung<br />

geht zwar nicht hervor, dass die Vorbereitung<br />

der Freiwilligen irgendeinen Effekt auf die insgesamt<br />

abgelaufenen Lern- und Bildungsprozesse<br />

hat. Dies muss aber keinen Widerspruch<br />

zu den hier von den Trägern geäußerten Auffassungen<br />

darstellen, da es in der TeilnehmerInnenbefragung<br />

um die Verbesserung von Fähigkeiten<br />

und Kenntnissen im Verlaufe der gesamten<br />

Teilnahme am EFD geht und nicht speziell<br />

um die Überwindung von Schwierigkeiten in<br />

der Phase der Eingewöhnung in das Gastland<br />

und die Einsatzstelle beziehungsweise das Verstehen<br />

einer bestimmten kulturellen Umgebung.<br />

8.3.3.2 Betreuung, menschliches Klima<br />

Als Bildungsprozesse verstärkend oder blockierend<br />

werden durchgängig das menschliche Klima<br />

und die Betreuung in der Einsatzstelle beziehungsweise<br />

im Aufnahmeprojekt gewertet.<br />

Dies betrifft die „richtige Einbindung” in den<br />

sozialen Kontext, die persönliche Anerkennung,<br />

die den Freiwilligen durch die unmittelbaren<br />

Interaktionspartner zuteil wird, aber auch<br />

die Berechenbarkeit und Verlässlichkeit der Zusammenarbeit:<br />

„Betreuung ist der Schlüsselfaktor.”<br />

„[Wichtig ist] der mitmenschliche Akzent und<br />

weniger der sachliche Akzent... [Bildung, Begleitung<br />

und persönliche Betreuung:] Davon<br />

hängt ganz entschieden ab, wie der Dienst nachher<br />

für den Betreffenden [wirkt], was er aus dem<br />

Dienst mitnimmt, wie er ihn integriert, wie er<br />

ihn aufnimmt. Das ist für mich der Kernpunkt.”<br />

Ergänzend, nicht alternativ weisen einige Gesprächspartner<br />

auf die negativen Auswirkungen<br />

einer überfürsorglichen Behandlung der Freiwilligen<br />

hin. Der Mitarbeiter eines Trägers mit<br />

einer sehr ausführlichen und intensiven Teilnehmervorbereitung<br />

berichtet über folgende Beobachtung:<br />

„Freiwillige, die wissen, dass sie in eine extrem<br />

schwierige Situation kommen, können [auf sich<br />

allein gestellt] teilweise besser damit umgehen,<br />

während andere, die wissen, dass sie sich auf eine<br />

Länderbeauftragte [d.h. eine Vertreterin des<br />

Trägers im Einsatzland] stützen können, sich<br />

dann auch darauf verlassen und weniger die<br />

Notwendigkeit sehen, sich selbst zu verändern.”<br />

„Man darf Jugendlichen auch nicht alles regeln,<br />

weil sie sonst nicht diese Bewährungserfahrung<br />

machen.”<br />

Unzureichende oder fehlerhafte Betreuung der<br />

Freiwilligen ist zugleich eine der am häufigsten<br />

genannten Schwachstellen in der Abwicklung<br />

des Gesamtprogramms.<br />

Die Aufnahmeprojekte übernehmen Verantwortung und Pflichten, wenn sie einen Freiwilligen oder<br />

eine Freiwillige aufnehmen. Nicht immer wird gleich der Gewinn für alle Beteiligten deutlich. In einem<br />

guten Team kann eine Freiwillige sowohl die persönliche als auch die organisatorische Ebene bereichern.<br />

Estelle nimmt viele positive Erlebnisse<br />

aus Essen mit nach<br />

Hause: „Die Teamarbeit hat mir<br />

gut gefallen, so etwas hatte ich<br />

vorher noch nicht erlebt.“<br />

So beklagen einige Entsendeorganisationen,<br />

dass sie sich über die Betreuungsintensität und -<br />

qualität im Aufnahmeprojekt kein persönliches<br />

Urteil bilden können, da die Zusammenarbeit<br />

mit dem Aufnahmeprojekt ausschließlich über<br />

den EFD zu Stande kam, die Entsendeorganisation<br />

also mit der Aufnahmeorganisation vor der<br />

Entsendung des Freiwilligen nichts zu tun hatte,<br />

und eine detaillierte Aussage über das<br />

menschliche Klima oder die Betreuung im Aufnahmeprojekt<br />

somit kaum möglich ist.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!