Download - JUGEND für Europa
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7 Qualitative Analysen zu Auswirkungen des Dienstes und zum Kompetenzerwerb im Verlaufe des Dienstes – Ergebnisse der TeilnehmerInnenbefragung<br />
52<br />
Selbst wenn es heißt: „Ich habe die Erfahrung<br />
gemacht”, erfährt man nicht, um welche Erfahrungen<br />
es sich denn eigentlich handelt. 65<br />
Auch wenn – wie im folgenden Zitat – eine Differenzierung<br />
in private, nationale und internationale<br />
Ebene erfolgt, bleibt dennoch völlig unklar,<br />
wie Schritte zur europäischen Integration<br />
denn aussehen könnten und welchen Beitrag die<br />
befragte Person selbst hierzu leisten könnte:<br />
„Während ich mir vor dem Freiwilligendienst<br />
keine Gedanken über dieses Thema gemacht habe,<br />
interessiert es mich nun sehr stark. Ich halte<br />
es für sehr wichtig, dass auf privater, nationaler<br />
und internationaler Ebene Schritte zur europäischen<br />
Integration unternommen werden.” (073)<br />
Unverbundenheit: Nur jede(r) Fünfte (25<br />
Nennungen) kontrastiert die als unproblematisch<br />
vorausgesetzten und befürworteten Ideale<br />
zumindest andeutungsweise mit der im EFD<br />
konkret erlebten Wirklichkeit:<br />
„Die Bedeutung Deutschlands und Frankreichs<br />
für <strong>Europa</strong> ist mir bewusster geworden [Einsatzstelle<br />
in Frankreich].” (209)<br />
„... Ich denke, dass sich die Europäische Integration<br />
im Kleinen verwirklichen lässt... Die persönliche<br />
Begegnung mit Menschen ist wichtig.”<br />
(239)<br />
Aufgaben, die interessant sind und angeleitet werden, und somit die Eigeninitiative fördern, scheinen<br />
sich sehr positiv auf die persönliche Weiterentwicklung der Freiwilligen auszuwirken. „Besonders zu Beginn<br />
habe ich die Anforderungen als hoch empfunden, aber später war ich stolz darauf, alles gemeistert<br />
zu haben. Außerdem hatte ich<br />
immer einen Ansprechpartner Die Codierung der erhaltenen Antworten erwies<br />
sich als relativ schwierig, da die Zuordnung<br />
und konnte meine Aufgaben<br />
auch bei Schwierigkeiten selbst der zumeist knapp gehaltenen, oft auch stichwortartigen<br />
Aussagen manchmal nur im Kon-<br />
weiter erledigen.“<br />
text des ganzen Fragebogens einschätzbar war;<br />
auch dann blieben jedoch zum Teil Unwägbarkeiten<br />
bestehen, sodass die Ergebnisse hier nur<br />
mit Einschränkungen als valide betrachtet werden<br />
können – die Häufigkeitsangaben sind als<br />
Näherungswerte anzusehen.<br />
Im Folgenden werden die Auswertungsergebnisse<br />
im Einzelnen diskutiert.<br />
Abstraktion: In knapp der Hälfte der Äußerungen<br />
(60 von 128) wird der Begriff „Europäische<br />
Integration” (oder Ähnliches) abstrakt verwendet,<br />
seine Existenz als unproblematisch vorausgesetzt<br />
und als Maßstab übernommen, ohne<br />
ihn mit konkreten Erfahrungen in Beziehung zu<br />
setzen. Es finden sich hier floskelartige Antworten,<br />
wie zum Beispiel „Ich bin ein besserer<br />
Europäer geworden” oder „Ich habe die Erfahrung<br />
gemacht, Bürger <strong>Europa</strong>s zu sein”. In solchen<br />
und ähnlichen Antworten bleiben die Begriffe<br />
abstrakt und werden nicht mit gelebter<br />
Erfahrung konkretisiert.<br />
In diesen und ähnlichen Textstellen stehen die<br />
auch hier abstrakt-klischeehaft verwendeten<br />
Begriffe „<strong>Europa</strong>”, „Europäische Integration”<br />
etc. unverbunden neben dem Bezug auf das im<br />
Gastland Erlebte. Man erfährt beispielsweise<br />
nicht, aus welchen Erfahrungen heraus die befragte<br />
Person zu der Schlussfolgerung einer besonderen<br />
Bedeutung Frankreichs und Deutschlands<br />
„für <strong>Europa</strong>” kommt und was sie an dieser<br />
Stelle mit dem Begriff „<strong>Europa</strong>” eigentlich<br />
assoziiert.<br />
Ebenso fehlt im zweiten Zitat die Rückbindung<br />
des „Kleinen” der persönlichen Begegnung mit<br />
dem „Großen” der Europäischen Integration,<br />
beide Elemente bleiben auch hier unverbunden<br />
nebeneinander stehen. In derartigen bloßen<br />
Kontrastierungen lässt sich durchweg keine implizite<br />
Argumentation und somit auch kein Reflexionsschritt<br />
erkennen.<br />
65 Dies war mit dem eingangs erwähnten und für Klischeebildungen<br />
typischen Merkmal der Detailarmut gemeint. Ein nicht nur formaler<br />
Bezug auf Selbsterlebtes würde in einem solchen Fall zumindest<br />
andeutungsweise auf konkrete Akteure (z.B. Einsatzstelle,<br />
Klientel, andere Freiwillige), Aktivitäten (z.B. gemeinsame Interessen,<br />
Hobbys, politische Diskussionen) oder Themen (z.B. jene sozialoder<br />
umweltpolitischen Bereiche, in denen die Einsatzstelle agiert)<br />
verweisen.