Download - JUGEND für Europa
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8 Lernprozesse und Kompetenzerwerb aus Sicht der Entsendeorganisationen<br />
- Wie sehen die Abläufe und Voraussetzungen<br />
auf Seiten der Träger aus, und welche Auswirkungen<br />
können diese Rahmenbedingungen auf<br />
die Lern- und Bildungsprozesse im EFD haben?<br />
(Kapitel 8.4)<br />
- Welche Auswirkungen schließlich haben – in<br />
der Wahrnehmung der EFD-Träger – die durch<br />
die Programmkonzeption, die Vorgaben der EU<br />
und der beauftragten Nationalagenturen gesetzten<br />
Parameter auf die Lern- und Bildungsprozesse<br />
im EFD? Welche Veränderungen werden<br />
für erforderlich gehalten? (Kapitel 8.5)<br />
Wo es möglich war, sind die Aussagen der Träger<br />
typisiert und auch quantifiziert. Die Qualifizierung<br />
war häufig mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor<br />
behaftet, weswegen meist nur<br />
ungefähre Größenordnungen angegeben wurden.<br />
Wörtliche Zitate wurden, wo erforderlich,<br />
sprachlich geglättet und teilweise an die im EFD<br />
übliche Terminologie angepasst.<br />
8.2 Typus, Erfahrungsprofil<br />
und Erfahrungstiefe der befragten<br />
Organisationen<br />
Die 33 interviewten Entsendeorganisationen in<br />
Deutschland dürften an mindestens 90 Prozent<br />
der Freiwilligeneinsätze unter deutscher Beteiligung<br />
mitgewirkt haben (bisher wurden insgesamt<br />
etwa 800 Freiwillige ins Ausland entsandt<br />
und etwa 250 im Inland aufgenommen). Alle<br />
Entsendeorganisationen mit einer großen Zahl<br />
von entsandten Freiwilligen wurden zumeist<br />
face to face befragt. Diejenigen Organisationen,<br />
die nicht befragt werden konnten, waren erst<br />
ganz am Anfang ihrer Arbeit im EFD und noch<br />
unerfahren, zum Teil handelte es sich um Organisationen<br />
mit nur ganz wenigen entsandten<br />
Freiwilligen, in einigen Fällen existierten die<br />
Organisationen möglicherweise gar nicht mehr.<br />
Die 33 befragten Träger haben unterschiedliche<br />
Profile:<br />
- Bei den meisten Trägern handelt es sich um<br />
selbstständige gemeinnützige Vereine (23). Einige<br />
von ihnen (8) sind kirchliche beziehungsweise<br />
kirchennahe Einrichtungen. Bei manchen<br />
(7) handelt es sich um Körperschaften des öffentlichen<br />
Rechts (zum Teil um Gebietskörperschaften<br />
wie zum Beispiel Jugendämter), drei<br />
Organisationen sind in kirchlicher Trägerschaft,<br />
ohne den Status eines eingetragenen Vereins.<br />
- Die „Erfahrungstiefe” schwankt beträchtlich<br />
– zwischen „kleinen Entsende- beziehungsweise<br />
Aufnahmeorganisationen”, die bisher<br />
zwischen null und zehn Jugendliche betreut haben,<br />
bis hin zu „großen Entsende- beziehungsweise<br />
Aufnahmeorganisationen”, die jeweils<br />
zwischen zehn und 200 Jugendliche betreut haben.<br />
- Der „programmatische Ausgangspunkt”, das<br />
heißt die mit EFD-Engagement verbundenen<br />
gesellschaftspolitischen Ziele, sind von Träger<br />
zu Träger sehr unterschiedlich. Es gibt Träger,<br />
die mit dem EFD eine bestimmte organisationsspezifische<br />
Programmatik verbinden, wie zum<br />
Beispiel ein kirchlicher Träger, bei denen das<br />
Eintreten für Gerechtigkeit und der gelebte<br />
Glauben programmatisch sind, und es gibt Träger,<br />
die mit dem EFD in erster Linie Aspekte der<br />
Jugendbildung und Jugendhilfe verbinden, zum<br />
Beispiel Jugendämter.<br />
- Darüber hinaus sind einige der Träger zum<br />
Teil schon seit Jahrzehnten mit der Durchführung<br />
von Freiwilligeneinsätzen vertraut, während<br />
andere überhaupt erstmals durch den EFD<br />
mit Freiwilligenprogrammen in Berührung gekommen<br />
sind.<br />
- Schließlich unterscheiden sich die organisatorischen<br />
Funktionen der befragten Träger vor<br />
allem in pädagogischer Hinsicht ganz erheblich.<br />
Während manche Träger unmittelbar mit Teilnehmerrekrutierung,<br />
Teilnehmervorbereitung,<br />
praktischen Abläufen während des Einsatzes bis<br />
hin zur Nachbereitung befasst sind, beschränkt<br />
sich die Rolle anderer Träger auf einzelne Phasen<br />
und Prozessschritte.<br />
Die Ausgangsvoraussetzungen für die Beurteilung<br />
der im EFD ablaufenden Lern- und Bildungsprozesse<br />
unterscheiden sich daher von<br />
Träger zu Träger. Dies mag die manchmal deutlichen<br />
Akzentunterschiede in Einzelfragen erklären.<br />
Um so bemerkenswerter ist allerdings<br />
der weite Bereich der Übereinstimmung in den<br />
Grundeinschätzungen zum Europäischen Freiwilligendienst.<br />
8.3 Wirkungen und Kompetenzerwerb<br />
der Freiwilligen in der Wahrnehmung<br />
der Träger<br />
Die Lernprozesse der Jugendlichen, die sich im<br />
Rahmen des EFD freiwillig engagieren, werden<br />
nach Ansicht der Träger von einer Vielzahl von<br />
Faktoren beeinflusst. Ein Teil dieser Faktoren<br />
liegt in der Person der Freiwilligen selbst, ihrem<br />
biografischen Hintergrund, ihren Interessen,<br />
Motiven und Vorkenntnissen. Die Ansichten<br />
der Träger widersprechen in diesem Punkt den<br />
Ergebnissen der statistischen Analyse, nach der<br />
die Teilnehmervariablen mit Ausnahme der Motivationen<br />
kaum einen Einfluss auf die Bildungsprozesse<br />
im EFD haben. Für diesen Widerspruch<br />
lassen sich mehrere Erklärungen finden.<br />
Erstens haben die Träger eine andere Perspektive<br />
auf diese Bildungsprozesse als die TeilnehmerInnen.<br />
Zweitens beruhen ihre Aussagen auf<br />
einer anders zusammengesetzten TeilnehmerInnengruppe<br />
– die Träger urteilen auch vor dem<br />
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