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Download - JUGEND für Europa

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7 Qualitative Analysen zu Auswirkungen des Dienstes und zum Kompetenzerwerb im Verlaufe des Dienstes – Ergebnisse der TeilnehmerInnenbefragung<br />

Wurden in den Antworten konkrete Schritte<br />

ersichtlich, wie die TeilnehmerInnen sich ihr<br />

Engagement im Alltag vorstellen, wie etwa „Betreuung<br />

ausländischer Studenten in Deutschland”,<br />

so wurde dies als Wirkung im Auswertungsschema<br />

codiert. Beide Kategorien zusammen<br />

machen mit 66 Nennungen den größten<br />

Anteil im alltäglichen Handeln aus, wobei die<br />

Einstellungsänderungen deutlich überwiegen.<br />

Als ehrenamtliches Engagement wurden jene<br />

Antworten codiert, die sich beispielsweise<br />

durch einen Verweis auf eine Tätigkeit in einer<br />

Organisation deutlich vom Engagement im Beruf<br />

oder im Alltag abgrenzen lassen. Hierbei<br />

überwiegen die konkreten Wirkungen mit 37<br />

Nennungen: „Durch Betreuung von Flüchtlingen”<br />

oder „Mitarbeit bei der Durchführung<br />

einer internationalen Jugendbegegnung”.<br />

Noch nicht so konkret und deshalb als Einstellungsänderung<br />

zu interpretieren sind Antworten<br />

wie „Eventuell ehrenamtliche Mitarbeit bei<br />

Experiment und neue europäische/weltweite<br />

Projekte”.<br />

Die geringste Bedeutung kommt mit insgesamt<br />

nur 39 Nennungen der beruflichen Kategorie<br />

zu, in welcher sich als Wirkung ein Engagement<br />

durch eine bestimmte Berufstätigkeit ausdrückt:<br />

„Ich werde in einer Blindenschule unterrichten.”<br />

Weniger konkrete Angaben im beruflichen<br />

Kontext wurden als Einstellungsänderung ausgewertet:<br />

„Möglicherweise später Arbeit im Bereich<br />

interkultureller Austausch/Völkerverständigung.”<br />

Nicht ausgewertet wurden neun<br />

Antworten, in denen eine Fortsetzung des<br />

schon vorhandenen Engagements angegeben<br />

und damit keine Wirkung des EFD erkennbar<br />

wurde.<br />

Bei dieser Frage wird deutlich, dass der Schwerpunkt<br />

eines Engagements im Alltagsverhalten<br />

liegt und berufliches Engagement nur eine untergeordnete<br />

Rolle spielt. Obwohl dem ehrenamtlichen<br />

Engagement ebenfalls eine bedeutende<br />

Rolle zukommt, muss dieses durch einige<br />

Äußerungen relativiert werden, in denen die<br />

TeilnehmerInnen explizit angeben, sich nicht in<br />

Organisationen engagieren zu wollen.<br />

Fasst man die Antworten der drei Fragen nach<br />

den Auswirkungen des EFD auf ein gesellschaftliches<br />

Engagement zusammen, so wird<br />

deutlich, dass es für die Hälfte der Befragten, die<br />

diese Fragen beantwortet haben, eine solche<br />

Wirkung gibt, dass diese sich am stärksten dem<br />

sozialen Bereich zuordnen lässt und überwiegend<br />

im Alltag und auch ehrenamtlich erfolgt.<br />

Letzteres wird eingeschränkt durch eine mehrfach<br />

geäußerte Organisationskritik und die geringe<br />

Bereitschaft, sich in Organisationen zu engagieren.<br />

7.3 Einstellungsänderungen<br />

7.3.1 Irritation von Normalbiografien<br />

Im Unterschied zum soeben abgehandelten<br />

Thema „Soziales Engagement” beziehen sich<br />

die Aussagen zu den in diesem Kapitel behandelten<br />

Einstellungsänderungen wieder auf die<br />

allgemeine Frage nach den Auswirkungen des<br />

EFD auf das weitere Leben (Frage VI.1).<br />

Der Topos „Irritation von Normalbiografien”<br />

bezeichnet sicher nicht eine der bedeutendsten<br />

Einstellungsänderungen des EFD, erscheint<br />

aber doch nennenswert, da er von 27 TeilnehmerInnen<br />

erwähnt wird; das entspricht 11 Prozent<br />

jener 249 Freiwilligen, die die entsprechende<br />

Frage überhaupt beantwortet haben.<br />

Hierunter werden solche Aussagen verstanden,<br />

die eine Irritation traditionaler Lebensorientierungen<br />

und Werthaltungen erkennen lassen und<br />

zum einen materielle, zum anderen ideelle Lebensziele<br />

und Ideale hinterfragen. Eine in materieller<br />

Hinsicht „normale” Biografie, wonach<br />

sich an das Studium ein mehr oder weniger<br />

sicheres Arbeitsverhältnis anschließt, eine Wohnung<br />

gesucht wird „und basta”, wird durch den<br />

EFD in Frage gestellt und um andere Möglichkeiten<br />

erweitert:<br />

„Mein Leben wäre wohl sehr anders verlaufen<br />

ohne den EFD, hätte mir wohl nach dem Studium<br />

Job und Wohnung gesucht und basta. Sehe<br />

jetzt mehr Perspektiven, habe ‚Sicherheitsstreben‘<br />

abgelegt, andere Ambitionen.” (110)<br />

Die räumliche und zeitliche Distanz zum Heimatland<br />

ermöglicht eine Neubetrachtung der<br />

alten Verhältnisse (Familie, Freunde, deutsche<br />

Kultur):<br />

„Neubetrachtung der alten Verhältnisse (Familie,<br />

Freunde, deutsche Kultur) durch Abstand<br />

(Ort, Zeit).” (141)<br />

In fast allen Fällen führt diese Irritation der<br />

eigenen Lebensorientierungen und -ziele<br />

schließlich zu einer Klärung und Erweiterung<br />

der Perspektiven. Lediglich in zwei Antworten<br />

werden generelle Zweifel an der eigenen Person<br />

deutlich, die sich in einer Unfähigkeit, sich anderen<br />

mitzuteilen, und einer vorübergehenden<br />

Handlungsunfähigkeit äußern:<br />

„Zweifel am Studium, an der eigenen Person,<br />

am Umfeld, und ich wusste plötzlich überhaupt<br />

nicht mehr, was ich eigentlich tun möchte, während<br />

ich mir dessen das Jahr über völlig sicher<br />

war.” (002)<br />

„Es lässt mich manchmal zweifeln, ob mein<br />

jetziges Leben sinnvoll ist und ich nicht doch lieber<br />

was anderes machen möchte.” (266)<br />

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