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7 Qualitative Analysen zu Auswirkungen des Dienstes und zum Kompetenzerwerb im Verlaufe des Dienstes – Ergebnisse der TeilnehmerInnenbefragung<br />
Krisensituationen auf das weitere Leben beziehen,<br />
können sie für die pragmatischen Zwecke<br />
dieser Evaluationsstudie zusammengefasst werden<br />
und machen dann einen Anteil von 45 Prozent<br />
aller Angaben zum krisenvermittelten<br />
Kompetenzerwerb aus. Die folgenden Zitate geben<br />
typische Antworten in diesem Bereich wieder:<br />
„Dadurch, dass ich es geschafft habe, meine Probleme<br />
selber zu lösen, habe ich viel an Selbstbewusstsein<br />
gewonnen. Ich habe durch meine Probleme<br />
unheimlich viel an Lebenserfahrung gewonnen.<br />
All das kann ich jetzt immer, immer<br />
wieder in den unterschiedlichsten Lebenslagen<br />
einsetzen.” (031)<br />
„Die gesammelten Erfahrungen [im Umgang<br />
mit Krisen] können eventuell auf ähnliche Situationen<br />
übertragen werden und Probleme gelöst<br />
werden.” (015)<br />
Diese Aussagen machen darüber hinaus deutlich,<br />
dass sich die Befragten dieser über persönliche<br />
Problembewältigung gewonnenen Kompetenzen<br />
voll bewusst sind, indem sie den kognitiven<br />
Transfer von erlebten auf künftige<br />
Lebenssituationen leisten.<br />
Die übrigen Kompetenzen werden demgegenüber<br />
deutlich weniger durch die Verarbeitung<br />
subjektiver Krisensituationen vermittelt. Als<br />
einzige Kategorien wären noch „Interkulturelles<br />
Lernen” und „Kommunikative Fähigkeiten”<br />
zu nennen, die von den Befragten zwar nicht in<br />
dem Ausmaß wie „Persönliche Reife” und<br />
„Autonomie” genannt werden, aber dennoch<br />
unter den Kompetenzen eine erwähnenswerte<br />
Rolle spielen (7% bzw. 8%). Auffallend ist<br />
auch, dass der Erwerb beruflicher Qualifikationen<br />
offenkundig verhältnismäßig reibungslos<br />
verläuft.<br />
Als wichtigstes Ergebnis bleibt festzuhalten,<br />
dass die Befragten angeben, in Krisensituationen<br />
überwiegend persönlichkeitsbildende<br />
Kompetenzen erworben zu haben (vor allem<br />
persönliche Reife und Autonomie), während<br />
sozialintegrative Kompetenzen (etwa kommunikative<br />
Fähigkeiten und interkulturelles Lernen)<br />
eine untergeordnete Rolle spielen und berufliche<br />
Qualifikationen ebensowenig krisenvermittelt<br />
erworben zu werden scheinen wie<br />
eine Reihe anderer, später zu diskutierender<br />
EFD-bedingter Wirkungen und Einstellungsänderungen.<br />
Die folgende Abbildung zeigt den über persönliche<br />
Krisen vermittelten Kompetenzerwerb.<br />
Auf die Frage nach dem Einfluss vom Umgang<br />
mit Krisen und Problemen auf das weitere Leben<br />
antworteten 194 Personen (72%); die Zahl<br />
der Codierungen beträgt hier 290.<br />
Horizonterweiterung 6%<br />
interkulturelles Lernen 7%<br />
Empathie 3%<br />
Toleranz 5%<br />
Offenheit 5%<br />
kommunikative<br />
Fähigkeiten 8%<br />
Reife 20%<br />
berufliche<br />
Qualifikationen 1%<br />
7.1.8 Vergleichende Betrachtung der<br />
Ergebnisse im Bereich des persönlichen<br />
und beruflichen sowie des krisenvermittelten<br />
Kompetenzerwerbs<br />
Vergleicht man die Häufigkeitsverteilung zum<br />
Bereich krisenvermittelt erworbener Kompetenzen<br />
mit der weiter oben gezeigten Abbildung<br />
zum allgemeinen Erwerb persönlicher und beruflicher<br />
Kompetenzen, so wird neben der<br />
bereits erwähnten vergleichsweise geringen Bedeutung<br />
der Vermittlung beruflicher Qualifikationen<br />
insbesondere die Bedeutung des europäischen/internationalen<br />
„Mehrwertes” des EFD<br />
im Vergleich zu rein national geprägten Freiwilligendiensten<br />
deutlich.<br />
Die unmittelbar auf das internationale Profil der<br />
Maßnahme zurückzuführende Kompetenz<br />
„Interkulturelles Lernen” macht mit 20 Prozent<br />
den größten Einzelfaktor im Bereich des allgemeinen<br />
Kompetenzerwerbs aus. Addiert man<br />
hierzu noch die Antworten zur Kategorie „Toleranz”,<br />
die zumindest in ihrer inhaltlichen<br />
Ausprägung ebenfalls eindeutig auf den internationalen<br />
Charakter der Maßnahme zurückzuführen<br />
sind, so ergibt sich, dass ein Viertel der<br />
erworbenen Kompetenzen unmittelbar eben<br />
diesem Charakter der Maßnahme zuzuordnen<br />
sind.<br />
Demgegenüber beträgt der Anteil dieser „europäisch-internationalen<br />
Kompetenzen” am krisenvermittelten<br />
Kompetenzerwerb lediglich 12<br />
Prozent. Es sind also weder berufliche Fragen,<br />
noch ist es die Konfrontation mit anderen Kulturen,<br />
die den Freiwilligen während ihres Auslandsaufenthaltes<br />
ernsthafte Probleme bereiten;<br />
vielmehr verlaufen die durchaus nachweisbaren<br />
Lernprozesse in diesen Dimensionen wohl relativ<br />
glatt. Zum Problem werden sich die TeilnehmerInnen<br />
im EFD vor allem selbst: Es sind die<br />
enorm beschleunigten Prozesse der Persönlichkeitsbildung,<br />
die bei den Befragten ein subjektives<br />
Krisenbewusstsein bewirken.<br />
Abb. 21: Krisenvermittelt erworbene Kompetenzen<br />
Autonomie<br />
45%<br />
45