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Brandenbusch, Silke - Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen

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Beschwerdemanagement in Reha-Kliniken für suchtkranke Menschen<br />

auf das Substanzmittel verloren hat und daher Macht und Kontrolle über seine<br />

Umwelt ausüben möchte. Diese Macht hat innerhalb seines normalen sozialen<br />

Umfeldes i.d.R. einen destruktiven Charakter, was Familienangehörige und Freunde<br />

in die Co-Abhängigkeit führt. Dieses innere Bedürfnis nach Macht wird dann auch<br />

automatisch in das Umfeld der Klinik übertragen. Die positiv gemeinten<br />

Interventionen durch therapeutische und klinikinterne Regelungen können so von<br />

dem Patienten als Einmischung in seine Selbstbestimmung empfunden werden.<br />

Wenn sich in diesem Fall der Patient auf irgendeine Art und Weise unter Druck<br />

gesetzt fühlt, versucht er Gegendruck zu erzeugen (Kuntz, 2007, S.90-94). Die<br />

vorwurfsvolle, aggressive, verweigernde und herabsetzende Art und Weise dient als<br />

Versuch, dem Gegenüber Überlegenheit zu demonstrieren (Baudis, 1994, S.21).<br />

Dieses Machtspiel innerhalb der therapeutischen Beziehung könnte sich dann<br />

beispielsweise in Äußerungen von Beschwerden zeigen. Der Patient versucht so, z.B.<br />

sich gegen Regeln und Anregungen vonseiten des Therapeuten zu stellen und<br />

verpackt diese u.a. in Beschwerden oder sogar in unsachgemäße Drohungen. Er lehnt<br />

durch das Beschwerdeverhalten erst mal jegliches Beziehungsangebot ab und<br />

entwertet es (Kuntz, 2005, S.48).<br />

Ein anderes Machtspiel des Patienten könnte auch das Austesten des jeweiligen<br />

Therapeuten durch eine Beschwerde darstellen. Grund hierfür können Misstrauen<br />

und Skepsis während des Beziehungsaufbaus mit dem Therapeuten sein. Ein Patient<br />

erwartet von seinem Therapeuten Anerkennung, das Gefühl der Wichtigkeit und<br />

Solidarität. Über dieses Machtspiel möchte der Patient herausfinden, ob sich der<br />

Therapeut ihm gegenüber empathisch, akzeptierend und kongruent verhält (Sachse,<br />

2010, S.35-36).<br />

1.7.3 Beschweren als Folge von Übertragung<br />

Das Phänomen der Übertragung stammt ursprünglich aus dem tiefenpsychologischen<br />

Bereich und kann eine weitere Ursache für die Beschwerdehaltung des Patienten<br />

sein. Zarbock (2008, S.89) unterscheidet noch mal zwei verschiedene Arten von<br />

Übertragungsausprägungen durch den Patienten, die sich gerade in der Anfangsphase<br />

einer therapeutischen Beziehung als „Beziehungstest“ zeigen können. Zum Einen<br />

beschreibt er den Übertragungstest. Bei diesem Test tritt der Therapeut an die Stelle<br />

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