Brandenbusch, Silke - Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
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Beschwerdemanagement in Reha-Kliniken für suchtkranke Menschen<br />
Beziehungsinformationen auseinanderzusetzen und diese richtig einzuschätzen<br />
(Baudis, 1995, S.56). Das Beschwerdeverhalten kann daher z.B. ein Ausdruck dafür<br />
sein, dass er von seinen Gedanken und seinem Verhalten ablenken will und es ihm<br />
schwerfällt, sich mit seinen eigenen Gedanken und eigentlichen Problemen<br />
auseinanderzusetzen.<br />
1.7.5 Beschwerden aufgrund einer Opfereinstellung<br />
Innerhalb der Ursachenforschung, war Kelley mit seinem „Kovariationsprinzip“ der<br />
Vorreiter, der die allgemeinste und die am umfassendsten Attributionstheorie<br />
beschrieb. Er sagt: „Der Effekt wird derjenigen Bedingung zugeschrieben, die<br />
vorhanden ist, wenn der Effekt vorhanden ist, und die abwesend ist, wenn der Effekt<br />
abwesend ist.“ (Kelley, 1967, S.194 in Herkner, 1980, S.16-17). Er sagt damit aus,<br />
das Verhalten darauf zurückzuführen ist, dass eine bestimmte Situation gegeben ist<br />
(oder eben nicht) und dieser Zustand dann die Ursache für das Verhalten darstellt.<br />
Seine Theorie bezieht sich auf die Personen- und Selbstwahrnehmung und auf<br />
Verhaltenskonsequenzen durch Erfolg oder Misserfolg bei verschiedenen<br />
Ereignissen. Kelley geht von Beobachtungsreihen aus. Der Ausgangspunkt ist die<br />
Verhaltensbeobachtung einer Person gegenüber einem bestimmten Objekt oder einer<br />
Person zu einem bestimmten Zeitpunkt (Herkner, 1980, S.16-17).<br />
Wird dieses Prinzip auf ein mögliches Beschwerdeverhalten übertragen, könnte es<br />
sein, dass der Patient aufgrund früherer Misserfolge anfängt, sich zu beschweren. Er<br />
sieht nicht sein eigenes Verhalten, welches zu dem Misserfolg beigetragen hat,<br />
sondern er nimmt nur die Konsequenzen, also den Misserfolg wahr und sieht die<br />
Ursache in seiner Umwelt und seinen Lebensumständen. Der Patient kann auf Dauer<br />
das Gefühl bekommen, dass die ganze Welt gegen ihn ist. Er sieht aber keinerlei<br />
Mitverschulden von seiner Seite. Durch das darauf folgende ständige Beschweren<br />
und Klagen bekommen die Patienten mehr positive sowie negative Aufmerksamkeit,<br />
also eine wiederum positive Reaktion auf das Beschweren, die sie dann in ihrem<br />
Beschwerdeverhalten weiter bestärkt. (Sachse, 2010, S.38-40).<br />
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