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Verbale Angriffe im Schulalltag - Sekundarstufe I - Pädagogische ...

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<strong>Verbale</strong> <strong>Angriffe</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />

Diskussion<br />

Auswertung der Untersuchungsergebnisse<br />

der Mutter dieser Schülerin zurückdachte, welche ihr dankte und ihren Einsatz über<br />

die Jahre würdigte. Sie konnte sich selbst tröstend beeinflussen, indem sie gezielt<br />

an positive Erfahrungen dachte.<br />

Die Lehrperson <strong>im</strong> Fall P6 wird am Telefon von einer Mutter massiv angegriffen und<br />

beleidigt, weil die Tochter den Raum zum Mittagskurs nicht gefunden hat. Es gelingt<br />

ihr am Telefon, den sachlich richtigen Aspekt der Anschuldigung entgegenzunehmen<br />

und sich dafür zu entschuldigen, sie kann aber die Anschuldigung dort, wo es zu viel<br />

ist, zurückweisen. Sie hört zu, entschuldigt sich für eigenes Vergessen und grenzt<br />

sich gleichzeitig erfolgreich ab. Dies scheint mir eine erfolgreiche Strategie zur<br />

Selbstbehauptung bei gleichzeitiger Offenheit <strong>im</strong> Kontakt zu sein.<br />

Die Lehrperson P 10 wird in der Klasse von einem Schüler mehrmals angelogen. Es<br />

geht um Absenzen vom Unterricht wegen Arztterminen. Konkret wünscht sich die<br />

Lehrperson, dass der Schüler seine Lüge zugeben und sich entschuldigen kann.<br />

Hingegen erfüllt der Schüler in diesem Ereignis seine Erwartungen und Wünsche<br />

nicht. Es werden in der Lehrperson Ängste geweckt, welche tiefe Persönlichkeitsschichten<br />

betreffen. Zu diesen gehört u.a. die Angst vor dem schrecklichen Zustand,<br />

dass man niemandem (nicht einmal den nächsten) trauen kann. Hier zeigt sich, dass<br />

die Lehrperson selbst massiv verletzt ist, dem Schüler ihre Wut mitteilen kann, und<br />

schon nach kurzer Zeit einen Strich darunter ziehen kann. Sie bewältigt ihre Verletzung<br />

ohne äussere Hilfe. Sie bietet dem Schüler auch eine Chance, um sich zu entwickeln.<br />

Einerseits indem sie ein Modell ist, wie man mit Enttäuschungen, Verletzungen<br />

und Wut umgeht, andererseits indem sie der Verletzung nicht mit Rache begegnet,<br />

sondern verzeihen und neu beginnen kann.<br />

Die Lehrperson P8 erfährt vom Vater in einem Elterngespräch, dass die Tochter wütend<br />

nach Hause kommt, auch kritisiert der Vater ihren Stil und meint, sie könne die<br />

Klasse mit weniger Strafen führen. Die Lehrperson ist in diesem Moment verletzt,<br />

doch hört sie dem Vater <strong>im</strong>mer noch zu. Und zwar so gut, dass sie mit der Klasse,<br />

die ihr tatsächlich schon seit Monaten Disziplinschwierigkeiten bietet, einen neuen<br />

Weg geht. Sie bespricht mit der Klasse die Disziplinprobleme und bezieht die Schülerinnen<br />

und Schüler bei der Lösung dieser Probleme mit ein, sie zieht sie somit in die<br />

Verantwortung. Zwar gelingt es nicht, die Disziplinprobleme ganz zu lösen, aber die<br />

Lehrperson kommt mit der Klasse auf eine neue Ebene der Problemlösung. Dieser<br />

Masterarbeit Tanja Rothenfluh 8. November 2007 Seite 108 von 126

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