Verbale Angriffe im Schulalltag - Sekundarstufe I - Pädagogische ...
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<strong>Verbale</strong> <strong>Angriffe</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />
Ergebnisdarstellung<br />
Antworten auf die drei Fragestellungen<br />
enden entscheidend, zeigt doch die Lehrperson hier Überlegenheit <strong>im</strong> emotionalen<br />
Bereich: Sie beherrscht sich und bleibt ruhig. Damit n<strong>im</strong>mt sie eine erwachsene Rolle<br />
ein und lässt sich nicht provozieren (Containment nach Bion).<br />
Die Lehrperson n<strong>im</strong>mt anschliessend Kontakt mit den Eltern des Schülers auf, erreicht<br />
am Telefon aber nur den älteren Bruder. Die Lehrperson kann ihm am Telefon<br />
erklären, dass sein kleinerer Bruder sich ein solches Verhalten in der Schule nicht<br />
mehr leisten kann, und dass es für ihn schl<strong>im</strong>me Konsequenzen habe wenn er so<br />
weitermachen würde. Für die Lehrperson ist es jetzt in Ordnung. Auch der Schüler<br />
fügt sich von diesem Zeitpunkt an, wie wir von der Lehrperson vernehmen.<br />
Der Machtkampf ist für die Lehrperson nach der Szene <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer noch nicht<br />
entschieden. Sie braucht die Kooperation der Eltern. Der ältere Bruder eignet sich<br />
offenbar als Elternvertreter, denn die Lehrperson kann ihr Anliegen bei ihm deponieren<br />
und findet Gehör. Der Bruder n<strong>im</strong>mt die Drohung der Lehrperson entgegen, die<br />
Lehrperson stösst auf Verständnis und Kooperation. Sie hat mit Hilfe des ältern Bruders<br />
als Elterninstanz die Machtverhältnisse wieder ordnen können. Die Hierarchie<br />
st<strong>im</strong>mt wieder und der Konflikt mit dem Schüler ist in diesem Moment für die Lehrperson<br />
gelöst.<br />
Meine Hypothesen über unbewusste Ängste der Lehrperson bewegen sich nach<br />
der Klassifikation unbewusster Ängste nach Boothe (2002, siehe Kapitel Wunscherfüllung<br />
und Angstbewältigung <strong>im</strong> Theorieteil dieser Arbeit) auf den Polen: „Kontrolle<br />
versus Kontrollverlust―, denn die Lehrperson muss vor der versammelten Klasse ihre<br />
Führungsposition behaupten. Wenn ihr das nicht gelingt, droht Chaos und Anarchie<br />
in der Klasse, weil die Hierarchie nicht mehr gewahrt ist. Mit der überlegenen, emotional<br />
ruhigen Reaktion vor der Klasse und der Möglichkeit, dem älteren Bruder in der<br />
Elternrolle das zu sagen, was sie dem Schüler nicht sagen kann, versichert sich die<br />
Lehrperson ihrer Führungsrolle. Die Ordnung (Führungshierarchie) ist auf diese Art<br />
wieder hergestellt.<br />
Meine Hypothesen über unbewusste Wünsche der Lehrperson sind nach der<br />
Wunsch-Klassifikation von Boothe (2002, vgl. Kapitel 2.9.5 Wunscherfüllung und<br />
Masterarbeit Tanja Rothenfluh 8. November 2007 Seite 92 von 126