Verbale Angriffe im Schulalltag - Sekundarstufe I - Pädagogische ...
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<strong>Verbale</strong> <strong>Angriffe</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />
Diskussion<br />
Umgang mit Verletzungen und Kränkungen<br />
sie erzählen könnten, sie sich aber auf die extremsten beschränken. Der Mensch<br />
vergisst auch möglichst schnell die negativen Erlebnisse, damit er überleben kann.<br />
Man nennt diese Art von Vergessen "Verdrängung". Sigmund Freud stellte vor mehr<br />
als hundert Jahren das erste mal die These auf, dass wir Dinge aus unserem Bewusstsein<br />
schieben können, die dann <strong>im</strong> Untergrund lauern und womöglich in anderer<br />
Form wieder an die Oberfläche kriechen (Stöcker, 2007). Ein Forscherteam aus<br />
den USA will gezeigt haben, dass <strong>im</strong> Gehirn Verdrängung stattfindet. "These results<br />
indicate that memory suppression does occur and, at least in nonpsychiatric populations,<br />
is under the control of prefrontal regions." (Depue et al., 2007)<br />
Depue hat eine evolutionäre Theorie darüber, warum der Mensch das Verdrängen<br />
gelernt haben könnte. Er behauptet, es sei um Steinzeit-Jäger vor ständigen traumatischen<br />
Erinnerungen an fürchterliche Ereignisse zu bewahren. Ein Jäger, der ständig<br />
daran denken musste, dass er kürzlich nur knapp einem Raubtier entronnen ist,<br />
hätte unter diesen Erinnerungen so leiden können, dass er aufgehört hätte zu jagen,<br />
und dann wäre er verhungert (Depue et al., 2007). Verdrängen statt verhungern.<br />
Ebenso, so vermute ich zumindest, geht es auch den Lehrpersonen. Sie verdrängen<br />
negative Erlebnisse, um weiterhin unterrichten zu können. Wenn sie ständig an Negativerlebnisse<br />
denken würden, kämen sie schneller an den Anschlag, was sie zum<br />
Burnout führen könnte. Es ist also von grosser Wichtigkeit, Negativerlebnisse verdrängen<br />
zu können. Depue und seine Kollegen sehen generell den beschriebenen<br />
Prozess des Verdrängens durchaus positiv - vielleicht könnte man die neuen Erkenntnisse<br />
eines Tages einsetzen, um Menschen zu helfen, die sich ständig an Dinge<br />
erinnern müssen, die sie allzu gern vergessen möchten. Patienten, die an posttraumatischen<br />
Belastungsstörungen leiden - etwa Soldaten nach Kriegseinsätzen<br />
oder auch Unfallopfer - werden oft von Flashback-artigen, äusserst unangenehmen<br />
Erinnerungen an ihre Erlebnisse he<strong>im</strong>gesucht. Genauso kann es Lehrpersonen gehen,<br />
die nicht mehr Schlafen können nach Negativerlebnissen in der Schule. Vielleicht,<br />
hofft Depue, könnte solchen Menschen mit Therapieansätzen oder Medikamenten<br />
geholfen werden, die direkt den Verdrängungsweg angehen. Diese sei nun<br />
erstmals so konkret beschrieben worden. (Stöcker, 2007)<br />
Ein anderer Weg, mit Verletzungen und Kränkungen umzugehen ist die Möglichkeit<br />
der Beratung, die genutzt werden kann und soll, sei es ausserhalb oder innerhalb<br />
Masterarbeit Tanja Rothenfluh 8. November 2007 Seite 110 von 126